Kapitel 44 -Der bessere Setter-

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Oikawa, Toru:

Er wusste nicht, was ihn da geritten hatte. Vermutlich war er es nicht gewohnt, dass jemand Älteres so unterwürfig wurde. Dennoch hatte es Seiji weggesteckt wie ein richtiger Mann und sie beiden konnten sicherlich noch einmal von vorne anfangen.

Allerdings klingelte sein Handywecker, den er täglich auf sechs Uhr früh eingestellt hatte und verkündete, dass schon bald die erste Trainingseinheit losgehen würde. Der warme Körper Seijis rekelte sich unter ihm und dem Brummen war zu entnehmen, dass er weiterschlafen wollte. Also kletterte Toru leise aus dem Bett, zog sich kurz die Sachen vom Vortag über und schlich aus dem Zimmer. Auf dem Flur schaute er sich kurz um und schlug dann den Weg zu seinen eigenen Räumlichkeiten ein.

Dort angekommen erledigte er die morgendliche Routine und begab sich zu einem leichten Frühstück. Ein Teil des Teams, zudem er gestern eingeteilt wurde, saß bereits an einem der Tische in der Kantine zusammen. Also setzte sich Toru zu ihnen. Er trug sein altbewährtes Lächeln auf den Lippen und hoffte gut mit den anderen auszukommen. Diese beäugten ihn etwas misstrauisch und einer der Anwesenden fragte ihn dann ganz direkt.

„Wo bist du den bitte gestern gewesen? Wir wollten uns alle beim Essen besser kennenlernen?", dabei zog der Kerl, der ihn gefragt hatte, die Augenbrauen misstrauisch hoch. Sein Tonfall gefiel Toru auch nicht, dennoch lächelte er entschuldigend und teilte den anwesenden mit, dass er die letzten Tage durch den Stress und die Aufregung dieses Camp besuchen zu dürfen Zuwenig Schlaf abbekommen hatte. Ein anderer, der gleich neben ihnen am Tisch saß, der nicht zu ihrer gruppe gehörte, ließ seine Aussage echt klingen. „Ach so, und ich dachte schon, du bist reisekrank oder so, ich bin übrigens YuichiNakagaichi, ich bin Jugendtrainer hier und hab mir schon sorgen um dich gemacht. Man muss ja schon früh auf seine Spieler achtgeben nicht war." Neckte er ihn und Toru bedankte sich für die Fürsorge.

Damit war die Sache vom Tisch, dachte Toru zumindest, doch dann setzte sich MakotoIto neben Toru und dieser konnte nicht anders, als sich zu versteifen. Ein knappes „Morgen" war alles, was Torus rausbrachte, auch wenn er viel lieber andere Dinge diesem Kerl an den Kopfknallen würde, angefangen mit seinem Müsli, das halb aufgegessen vor ihm stand. Er zwang sich mehr oder minder dazu, ruhig weiter zu essen, doch Ito-San hatte anscheinend andere Pläne.

„Guten Morgen alle zusammen, ich bin eurem Team als Hilfe zugeteilt worden." Fröhlich hob er die Hand und begrüße die Runde. Erst jetzt schien er Toru zu bemerken, sprach ihn direkt an. „Ah der junge Mann von gestern. Ich hoffe, es geht dir besser und du hast noch etwas Schlaf bekommen.", Torus Hand verkrampfte sich um den Löffel und atmete durch die Nase tief ein und aus, ehe er antwortete.

„Danke der Nachfrage. Die Kombination aus Stress und zu wenig Schlaf war nicht meine beste Idee." Murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart und konnte nicht anders als noch hinzuzufügen „Sato-San war aber sehr fürsorglich, ich hätte nicht gedacht, dass jemand wie er sich in so eine Sache hinknien kann.".

Er biss sich für den Versprecher auf die Zunge leider zu spät, denn Ito-San riss die Augen vor Überraschung, Schock oder Wut weit auf. Doch er war ein besserer Schauspieler als gedacht, denn er lachte nach einigen Sekunden tonlos auf und meinte nur, dass Sato-San zwar ein netter Kerl war, doch wie in so vielen Dingen nie wirklich ernst machte, also solle er sich bloß kein Beispiel an ihm nehmen.

Toru wusste nicht, ob Eifersucht Ito-Sans Worte bestimmten, doch der stechende Blick, den er ab da spürte, ließ ihn nicht los. Doch auch er war ein guter Schauspieler, also hielt er eine neutrale Mine aufgesetzt und behielt seine Mimik fest unter Kontrolle. Als das Training begann, konnte Toru allerdings Ito-Sans Wut spüren. Sie teilten sich nämlich die gleiche Position und keiner von ihnen wollte davon abrücken. Toru bezweifelte zwar stark, dass er einem Spieler aus der Nationalmannschaft gewachsen war, doch aufgeben schien keine Option.

Optional war lediglich mit oder ohne einer Selbstsicherheit zu versagen, die er im Grunde nicht besaß. Das Höllentraining wurde lediglich durch die Essensglocke unterbrochen. Fertig und Müde schleppte er sich an den Tisch, an den bereits seine anderen Teamkollegen für den Zeitraum dieses Camps saßen und hoffte inständig, dass Ito-San sich woanders hinsetzen würde.

Leider hatte er wieder kein Glück und Ito-San setzte sich ihm gegenüber. Mit dem Gedanken, bereits am Spielen, sich in der Suppe vor ihm zu ertränken, bildete sich eine Gänsehaut auf Torus Armen, als er Seijis Stimme hörte.

„Solltest du dich nicht zu deinen Teamkollegen setzen Makoto?" Fragte Seiji seinem Gegenüber, der alles andere als begeistert schien, als er sich neben Toru setzte. Er spürte Seiji die Körperwärme, welche er abgab an seinem Bein. Nur Millimeter trennten sie voneinander. Seine Wangen färbten sich in leicht Pink, da Satos Nähe ihn an den vorigen Abend erinnerte. „Und, was machst du hier?" Kam die Gegenfrage von Ito-San und Torus Körper verkrampfte sich leicht.

Seiji ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Es amüsierte ihn wohl auch, dass ausgerechnet sie drei an einem Tisch saßen. „Arbeiten! Oikawa-Kun ist ein talentierter Setter und mit der richtigen Anleitung könnte er dich in zwei oder drei Jahren sogar von deinem Posten ablösen. Ich gebe ihm zusätzliche Trainingseinheiten und werde außerdem dich ein wenig unterstützen bei den Übungen. Ach, und ich suche noch ein passendes Werbegesicht für die Kompanie zur Weltmeisterschaft. Viel zutun also." Etwas wehmütig sah Seiji dabei aus einem der Fenster und wank dann ab.

Ihm selbst viel nichts dazu ein und auch Ito-San bekam kein weiteres Wort über die Lippen, stattdessen mischten sich nun die anderen ein. Sie fragten Seiji warum er das Training im Team unterstützte und ob er vielleicht so was wie ein Manager sei. YuichiNakagaichi einer der Jugendtrainer, klärte dann die anderen auf. Er erklärte in Kurzform, dass anstelle von MakotoIto eigentlich Seiji in der Nationalmannschaft spielen sollte. Zudem sollte Ito-San im direkten Vergleich nicht einmal annähernd eine Konkurrenz für Sato gewesen sein. Erstaunt über diese Lobeshymne konnte Toru nicht anders als Seiji anzustarren. Die anderen machten ihm es derweilen nach. Und so bescheiden wie Seiji manchmal sein konnte, ließ er das gesagt einfach stehen, während Ito-San mit vor Zorn gerötteten Wangen aufstand und ging.

Das Essen verlief danach sehr unspektakulär und das folgende Training laugte sie alle aus. Ito-san war nun heiß gelaufen. Dem Einzigen, den es nicht zu stören schien, war Seiji. Dieser gab ganz professionell Hilfestellung, ermutigte die anderen etwas zu riskieren und spornte Toru mit seinem Enthusiasmus an.

Leider war der Tag für ihn dann am Abend jedoch nicht zu Ende. Extratraining war nun einmal Extratraining und fand statt, wenn alle anderen die Füße hochlegten. Nun konnte Toru jedoch nicht sagen, ob diese Trainingseinheiten wirklich dazu dienten, ihn zu fördern oder ob es schlicht weg eine übermütige Art war, Makoto Ito zu reizen. Dieser schien sie beide mit Argusaugen zu bewachen.

Haikyuu FF -Kann es wirklich Liebe sein?-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt