Kapital 61 - gelöste Bande

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Oikawa, Toru:

Als er die Augen aufschlug war es dunkel. Jedoch war es nicht die absolute Dunkelheit, die er erwartet hatte. Es war lediglich ein dunkles Zimmer. Durch große Fenster fiel Mondlicht hinein und offenbarte ihm die karge Einrichtung. Ein leichtes flimmern vor seinen Augen ließen ihn unbeholfen seine Arme heben und der pochende Schmerz in seinen Handgelenken, diese sofort wieder sinken. Dicke Verbände waren darum gebunden und kurz stockte sein Atem. Das leise piepen der Maschine neben ihm, erklärte den Rest. Er war im Krankenhaus.

Also hatte man ihn gefunden und gerettet. Doch wieso war es überhaupt nötig gewesen? War er dankbar dafür gerettet worden zu sein?

Sato, Seiji:

Drei Wochen war es her, dass er den Krankenwagen gerufen hatte. Drei Wochen war es her, dass er Toru das letzte Mal gesehen hatte. Denn nachdem er aus dem OP gebracht wurde, hatte man ihn in eine geschlossene Einrichtung verlegt. Therapie und Ruhe waren dort das oberste Gebot. Es sollte verhindern, dass erneut eine toxische Atmosphäre aufkam und der Patient sich dadurch gezwungen fühlte, dass begonnene zu Ende zuführen. Daher waren Besucher auch strickt verboten gewesen, zumindest bis zum heutigen Tag. Jetzt stand er hier vor der Türe des Besucherraumes und traute sich nicht diese zu öffnen.

Doch als hätte Toru seine Gedanken durch das Stück Holz gelesen, scheang die Türe vor ihm auf und Toru, der recht müde wirkte stand vor ihm. Ohne zu überlegen, schloss er den Setter in die Arme und ließ seinen Gefühlen in Form von Tränen freien Lauf.

Es dauerte eine Weile bis er sich wieder beruhigt hatte und Toru nun mit verquollenen Augen ansehen konnte. Dieser lächelte matt und zog ihn zu sich in das kleine überwachte Zimmer. Beide setzten sie sich und brauchten einen Augenblick, um sich zu sammeln, bevor sie zeitgleich versuchten sich zu erklären. Ein nervöses Lachen entkam Seiji in dieser Situation und ließ Toru dann den Vortritt. Ohne zu zögern schilderte er seine Sorgen, seine Ängste und seine Erlebnisse. Er begann mit seiner Kindheit und endete mit den Geschehnissen des aktuellen Tages. Er hatte sich von seinem Vater gelöst. Ab sofort würde er nur noch für sich und nicht mehr für andere Leben.

Seijis Herz wurde schwer. Sie würden sich also trennen.

Um seinen Herzschmerz zu unterdrücken biss er sich auf die Unterlippe, doch Torus Lippen verhinderten, dass sie bluteten. Den ohne Vorwand hatte Toru Oikawa ihn geküsst. Zwar nur sehr sanft, doch diesen Kuss hatte er sich nicht eingebildet. Überrascht sah er ihn an und konnte nicht anders als zu sagen "bitte verlass mich nicht".

Sowohl Toru als auch er selbst schienen über diese Worte Überrascht zu sein, denn nun war es an ihm sich zu erklären.

Oikawa, Toru:

Es begann mit "bitte verlass mich nicht" und endete mit einer Offenbarung mit der er nicht gerechnet hatte. Er war nicht länger ein schmutziges Geheimnis. Seiji hatte sich für ihn vor seiner Familie und einigen Geschäftspartnern geoutet. Und das an jenem Abend an dem er beinahe sich selbst umgebracht hätte. Zudem erklärte ihm Seiji, dass er seinen Vater gedroht hatte. Vermutlich war er deswegen so abweisend und hatte nichts erwidert, als er vor einigen Stunden den Kontakt abbrach. Jetzt war es an ihm in Seijis Armen zusammenzubrechen und den Tränen freie Bahn zu lassen.

Es dauerte noch zwei weitere Wochen bevor er entlassen wurde und entgültig zu Seiji ziehen konnte. Natürlich war klar gewesen, dass Seijis Familie ihn enterben würde, doch dass machte ihnen nichts aus. Durch den gesetzlichen Erbanteil, behielt er die Wohnung und machte sich anschließend selbstständig als Torus Manager. Und nicht nur als Torus Manager, er nahm einen gewissen Karottenkopf ebenfalls unter Vertrag, den er dank des Freundes seiner Schwester besser kennen lernen konnte.

Volleyball war also weiterhin Torus Leben, doch nicht länger sein Lebenssinn und er konnte endlich so sein wie er immer sein wollte. Ehrgeizig, zickig und leidenschaftlich bei der Sache. Fehlte nur noch eins zu seinem Glück und Seiji würde ihm dabei sicherlich auch noch helfen, so wie dieser Mann seine ständigen Launen ertrug, die er nicht länger in sich hineinfrass sondern wie er in der Therapie gelernt hatte raus lassen musste. Iwazumi stoppte ihn natürlich wenn er zu weit ging.

Haikyuu FF -Kann es wirklich Liebe sein?-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt