Toru:
„Shiratorizawa.... Shiratorizawa.... Shiratorizawa.... Shiratorizawa" wiederholte er bei jedem Sit-up den er machte. Dieses Mal würden sie Ushijima und seine Clowns in Violett-Weiß schlagen. Dafür hatte er ununterbrochen seinen neuen Aufschlag geübt. Dafür trainierte er immer noch eisern.
Toru war es egal, über wie viele Leichen er in der Vorausscheidung gehen musste, damit er diesem hirnlosen Riesen endlich eins überbraten konnte. Nur deswegen zog er weiter sein überhöhtes Pensum durch. Ließ sogar den ein oder anderen Montag als Ruhetag ausfallen.
Sie würden endlich einmal gegen Shiratorizawa gewinnen. Er würde nicht in seinem dritten und letzten Jahr versagen. Nicht er! Toru Oikawa! Er würde nicht noch einmal gegen so einen nichtssagenden Zuspieler und einen exzentrischen Arsch wie Ushijima verlieren.
Zähneknirschend machte er sich an die nächsten Übungen, bis der Himmel sich schwarz färbte und die Wärme der letzten Sonnenstrahlen verflogen. Es war Samstag und die ersten Regentropfen prasselten in der kalten Nacht aufs Dach der Sporthalle. Er war allein. Nicht einmal Iwaizumi war geblieben. Bis zu sich nach Hause, wo sowieso niemand auf ihn wartete, war es ein Stück.
Kurz überlegte er, ob er es doch bei seinen Eltern versuchen sollte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Niemand würde ihn bei dieser Kälte und dem Regen, der immer stärker wurde, abholen. In der Sporthalle konnte er jedoch auch nicht bleiben.
Die Umkleiden waren zwar eine Möglichkeit, doch dort waren die Heizungen schon vor einer ganzen Weile abgeschaltet worden. Er durfte nicht krank werden. Also blieb nur durch den Regen laufen und anschließend ein heißes Bad nehmen. Kaum war er jedoch in die Umkleide getreten, nachdem er sich kurz abgeduscht hatte, spürte er die Müdigkeit in seinen Knochen.
Er war in letzter Zeit häufiger als sonst erschöpft, was an dem harten Training lag, welches er sich selbst auferlegt hatte. Er wusste auch, dass sein Körper diesem enormen Druck bald nicht mehr standhalten würde. Verletzungen durfte er sich jedoch genauso wenig wie eine Erkältung zuziehen.
Vorsichtig nach dem umziehen, erhob er sich von einer der Bänke, kontrollierte die Schnürsenkel seiner Laufschuhe und trat hinaus in die kühle Nacht. Ein Schauer durchfuhr seinen Körper und sein Geist wurde wieder etwas wacher. Wie schon beim vorherangegangenen Training betete er ein Mantra herunter, um sich besser zu fokussieren.
„Wir werden Ushijima schlagen!" Dabei versuchte er gleichmäßig zu atmen „Shiratorizawa wird dieses Mal verlieren!" Und schon lief er durch den strömenden Regen, mit seiner Sporttasche auf dem Rücken. „Wir werden Ushijima schlagen!". „Shiratorizawa wird dieses Mal verlieren!". Schritt für Schritt kam er näher an sein Ziel.
Denn jeder Schritt führte ihn nicht nur nach Hause, sondern trainierte seine Muskeln weiter. Er musste schneller, besser und flinker als alle anderen sein. Toru durfte nicht zulassen, dass sein letztes Jahr mit einer Niederlage endete. Er musste schneller laufen. Er musste schneller sein, er musste stärker als Ushijima, stärker als Shiratorizawa sein. Er durfte sich nicht von jemanden wie Tobio abhängen lassen.
Ruckartig blieb Toru stehen, sah sich im strömenden Regen außer Atem um. Er stand auf einer Straße und ihm war plötzlich bitterlich kalt. Woher kam plötzlich der Gedanke an Tobio, dachte er und versuchte sich rückwirkend auf seine wirren Gedankengänge zu konzentrieren.
Dabei bemerkte er weder den Mann, der von hinten auf ihn zueilte, noch das aufflackern von Scheinwerfern, die auf ihn zukamen. Erst als er an seiner Schulter zurückgerissen wurde, verrauchte der Gedanke an Tobio und an den baldigen Sieg. Er stand einem Wildfremden gegenüber, der schützend seinen Schirm über ihn hielt.
Sie standen so dicht beieinander, dass Toru, das Aftershave des Mannes wahrnehmen konnte. Es roch angenehm und milde. Ein etwas stärkerer Geruch, den er nicht beschreiben konnte, mischte sich damit. Die Wärme, die der Fremde ausstrahlte, kroch in Torus tiefgefrorene Glieder. Das Herz in seiner Brust raste vor Aufregung und Angst.
Beinahe hätte, dass herannahende Fahrzeit ihn in voller Fahrt erwischt, wenn dieser Mann, der nur wenige Zentimeter jetzt vor ihm stand, ihn nicht von der Straße gezogen hätte.
Dieser große Fremde mit den breiten Schultern und der kräftigen Brustpartie, die sich unter seinem Hemd, welches vom Regen feucht geworden war, abzeichnete, wirkte auf Toru unwirklich. Er war in Versuchung, den Mann vor sich zu berühren, um sicherzugehen, dass er diesen Moment nicht schlief und in seinem Bett träumte.
Ihr beider Atem war schwer. So schwer, als wären sie einen Marathon gelaufen und vermutlich war dieser Fremde tatsächlich zu Toru gelaufen, um ihn vor dem sicheren Verlust seiner Volleyballkarriere zu retten. Ihm war bewusst, dass ein Zusammenstoß weit mehr gekostet hätte als sein Karriere-Aus, doch daran wollte nicht einmal der kleinste Teil seines Verstandes denken.
Sichtlich dankbar sollte er sich sicherlich jetzt zeigen, das war ihm klar, dennoch bedauerte sein gemartertes Hirn, dass ihm dieser Wagen nicht erwischt hatte. Er war müde, ihm war kalt gewesen und der Hunger stellte sich ebenfalls ein. Die endlosen Tiraden seiner Familie war er überdrüssig und Iwaizumi sein einziger wirklicher Freund, schrie ihn ständig an. Ihm war durchaus bewusst, dass er ihn absichtlich auf die Palme brachte, damit er von seinem Freund beachtet wurde, doch an Tagen wie diesem mochte er so was einfach nicht hören.
War er also absichtlich auf dieser Straße stehen geblieben? Vorsichtig schüttelte er sein regennasses Haupt und versuchte diese Frage damit zu vertreiben. Er hatte nicht die Kraft, sich selbst infrage zu stellen und sehr wahrscheinlich auch noch nicht einmal das Recht. Den das würde bedeuten, dass er wichtig war.
Das Einzige, was er konnte, war doch lediglich passabel Volleyballspielen. Die Selbstzweifel nagten wieder an ihm und unbewusst biss er sich auf die Unterlippe. Ein kehliges Knurren, welches Toru sich sicherlich nur eingebildet hatte, brachte ihn den jetzigen Moment wieder vor Augen. Er hatte kein einziges Wort bisher mit seinem Retter gesprochen. Er hatte ihn noch nicht einmal ins Gesicht gesehen.
Also versuchte er dies nachzuholen. Als seine Augen auf das blaugraue Paar des Fremden trafen, erschrak Toru fast. Er brauchte und liebte zwar die Aufmerksamkeit, doch dieses paar blaugrauer Augen verschlang ihn förmlich. Es verschlug Toru förmlich den Atem und dieser Mann, der seine Reaktion mitbekommen hatte, lächelte einfach nur.
Es war allerdings kein herzliches Lächeln, sondern ein laszives. Es war eins von der Sorte Lächeln, welches Toru stets den Mädchen versuchte zuzuwerfen, damit diese ihn weiterhin vergötterten. Doch anders als Toru, hatte dieser Mann es formlich mit seiner Körpersprache perfektioniert.
Bei ihm wirkte es zwar anziehend, doch sicherlich hat er es noch nie geschafft, dass Herz eines anderen Mannes oder Jungen damit schneller schlagen zu lassen. Doch dieser Fremde schaffte es einfach so, dass Torus Herz, nachdem es sich gerade mal wenige Sekunden von dem Schrecken erholt hatte, wieder zu rasen begann.
Und noch etwas war anders als die Vorgehensweise von Toru. Denn der Fremde drückte ihn lediglich den Schirm in die Hand, wobei seine Finger die Torus liebkosten und verschwand im immer noch strömenden Regen. Zurück blieb er, verwirrt und mit Schamesröte im Gesicht.
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Haikyuu FF -Kann es wirklich Liebe sein?-
FantasyVorab: Diese Geschichte ist nicht Jugendfrei. Es ist keine Sugawara X Oikawa Story. Es ist eine Oikawa X Man OC und Sugawara am Rande X Girl OC Story. Zwei Charaktere, zwei Geschichten. Seiji Sato hat dem Volleyball schon vor langer Zeit den Rücken...