*Die ungewisse Nacht*

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Ich befinde mich in einem Wald, der Mond scheint hell auf mich herab. Mein Atem geht schnell, ich kann nicht mehr laufen. Ich höre sie näherkommen, die ... die Şeytane. Sie sollen mich in Ruhe lassen, wie die anderen auch. „Werden wir nicht, komm nur zu mir", spricht eine Stimme, die mir bekannt vorkommt.

Doch in meinen Gedanken rufe ich: „Niemals." Ein bedrohliches Knurren ertönt. Ich beginne erneut zu rennen. Eine Hand aus den Schatten packt mich. „Ich habe dich, Mariam." Kann das wirklich das Ende sein? Ich muss zu den anderen. „Die wirst du auch noch sehen", meint die Person hinter mir, „aber erst bringe ich dich zu ihm." Bedeutet das, sie haben die anderen schon gefangen oder ...?

Ich wache schwer atmend aus meinem Traum auf. War das ein Krieg? Es fühlte sich viel zu real an für einen Traum. Und was sind Şeytane? Lass mich kurz überlegen – wahrscheinlich ein Produkt meiner Fantasie.

Ich höre ein Stöhnen von der anderen Seite des Zimmers. „Mari, wieso bist du schon wach? Wir müssen erst in zwei Stunden aufstehen. Geh wieder schlafen", murmelt Lisa müde. Sie hat recht.

Ich habe nur geträumt, ich sollte einfach wieder schlafen. Ich lege mich wieder hin und schließe schnell die Augen, mit dem Gedanken, morgen zu fragen, was Şeytane sind. Die gibt es schließlich nicht, aber egal.

„Alle Begabten aufstehen! Versammlung vor dem Frühstück. Anordnung der Vorsitzenden der Begabten", lärmt es laut und reißt mich unsanft aus meinem Schlaf. Mühsam quäle ich mich aus dem Bett und ziehe mich an. „Lisa, wo war nochmal das Bad?" Sie ist inzwischen angezogen.

„Ich würde erst nach der Versammlung gehen, da stürmen dann alle zum Frühstück."

Das glaube ich jetzt mal. „Wer ist eigentlich die Vorsitzende von uns?"

„Luna, wer sonst."

„Wird das eigentlich gewählt oder wie funktioniert das?"

„Der Stärkste wird gewählt. Jeder Neue muss nach einem halben Jahr einmal gegen den aktuellen Vorsitzenden antreten. Am Anfang des Schuljahres gibt es einen großen Kampf vor allen."

„Also gewinnt der Stärkere. Wie interessant", sage ich sarkastisch.

„Geht nicht anders. Wahlen funktionieren leider nie."

Ich frage spaßeshalber: „Sollte ich wissen, warum?"

Sie lacht und sagt: „Solltest du."

„Warum denn?"

„Die Anführer dieses Systems für uns magische Wesen sind 890 Jahre alt, außer die Hexen. Bei denen bleibt es in einem Zirkel, eine neue Wahl ist nicht angebracht. Damals gab es ein ziemliches Blutbad."

Wir sind inzwischen im Versammlungsraum angekommen. Jetzt weiß ich, was sie mit der Warnung gestern meinte. Überall fliegt irgendetwas herum.

Es ist alles chaotisch und sehr laut. „Wie viele Begabte gibt es eigentlich?"

„Weltweit, soweit man weiß, etwa 2000. An der Schule nur 23."

„Ich dachte, es gibt nicht so viele Begabte."

„Die anderen Gruppen haben alle eine Zahl von über 30.000, und an die Schule gehen von jeder Art mindestens 200."

Wie viele Schüler gibt es dann – 1223? Nicht gerade wenig. „Doch nur ein kleiner Unterschied", sage ich skeptisch.

„Sicher doch", antwortet sie grinsend. Wir kommen lachend in den Aufenthaltsbereich.

„Ihr seid spät dran!" Alle sitzen schon im Kreis und sprechen leise miteinander. Luna steht vorne und spricht über irgendwelche Probleme, von denen ich nichts verstehe. Ich lausche ihr und denke an meinen Traum von letzter Nacht.

Er war so echt, es war kaum zu fassen. Hoffentlich war das keiner dieser Träume. Doch was sind Şeytane? Oder habe ich sie mir einfach ausgedacht?

Na, Nachfragen schadet nicht. Lisa stupst mich an und flüstert: „Du sollst dich vorstellen." Ich sehe zu Luna. „Mari, komm doch bitte vor und stell dich unserer kleinen Gruppe vor." Hatte ich das nicht schon genug im Unterricht? Ich bin mir sicher, dass ich über die Hälfte der Anwesenden bereits kenne. Die Gerüchteküche scheint hier auch gut zu funktionieren. Warum muss ich mich hier nochmal zum Affen machen?

Lustlos schleppe ich mich nach vorne und sage das Gleiche wie bei den Fächern gestern: „Ich bin Mariam Kastro. Nennt mich aber bitte Mari. Ich komme von einem Internat in Kopenhagen. Falls ihr noch Fragen habt, fragt einfach." Man hört die Müdigkeit in meiner Stimme.

Fünf Leute, wie Luna und Lisa, melden sich. Was wollen sie von mir? Ich nehme Lisa dran, das ist mir doch am sichersten. „Hast du magische Verwandte?" Zwei der fünf anderen senken ihre Hände.

Ich und begabt, dass kann ja nur schiefgehen (wird überarbeitet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt