*Drama, Drachen und Doppeltkekse*

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Ich bin etwas schockiert. Was ist hier bloß los? In einer normalen Schule passiert so etwas doch nicht ständig. Aufgrund der Gesichtsausdrücke der anderen scheint das hier jedoch Alltag zu sein. „Ich sage nur herzlichen Glückwunsch", sagt Finn schließlich.

„Hä? Was soll das denn jetzt heißen?" Ich sehe ihn verwirrt an.

„Also, Luna macht alle paar Tage Drama. Das Letzte war vor drei Tagen. Das ist ein neuer Rekord. Daher: herzlichen Glückwunsch."

Wie soll ich das bloß aushalten? Ich bin hier erst seit zwei Tagen und mir geht alles schon auf die Nerven.

„Wie hält man das bloß aus?" frage ich Finn.

Er zuckt mit den Schultern. „Wir haben uns alle daran gewöhnt. Manchmal ist es sogar ganz nützlich."

„Wieso nützlich?"

Er grinst. „Um Sachen zu erfahren."

Eine sehr vage Aussage, aber ich lasse das Thema erstmal ruhen und versuche, das Gespräch auf etwas Unauffälliges zu lenken. Worüber können wir noch reden?

„Was habt ihr beim Thema Wahlpflichtfächer? Ich weiß immer noch nicht, was ein Şeytan ist."

Finn schaut mich schockiert an. „Woher kennst du diesen Namen?"

„Zufällig aufgeschnappt", antworte ich.

„Ich erkläre es dir aber nicht hier und danach reden wir nie wieder darüber."

Waren die wirklich so schlimm? „Okay." Nun bin ich aber sehr neugierig geworden.

Als wir durch den Flur gehen, schaut Finn sich um und spricht leise: „Also, sie sind aus dem Schatten geborene Kreaturen."

„Was soll das heißen?"

Er schaut um die Ecke und sagt extra leise: „Das soll heißen, was es heißt. Sie sind einfach so aus dem Schatten gekommen. Den Namen Şeytan haben sie sich selbst gegeben, mehr weiß man als ein normales Mitglied der Gesellschaft auch nicht. Das war es dann. Mehr weiß ich selbst nicht, sie sind gefährlich und sehr mächtig."

Gerade diese Dinger, die mich im Traum gejagt hatten, sind gefährlich und mächtig. Was das heißen soll, keine Ahnung. Wir erreichen die Bibliothek und verbringen den Nachmittag dort. Lesen, Karten- oder Brettspiele spielen macht auch Spaß.

Einige Spiele kenne ich gar nicht, wie Tukdfnnr oder Filigtu. Aber ich kenne immerhin Spiele wie Uno oder Doppelkopf. Bei Doppelkopf sind die Regeln in der übernatürlichen Welt etwas anders. Beim Uno gibt es auch Regeln, wie keine Gedanken lesen oder Spiegel gucken. Durchsicht und die Gabe der Weromkomme dürfen gar nicht verwendet werden. Das ist schon etwas bescheuert.

Wenn ich das vor einem Monat gehört hätte... In diesem Moment kommt Miss Laurens, ich meine Cornelia, hinein. Sie sieht erleichtert aus und winkt mir zu. „Was ist los?" frage ich neugierig.

„Eine Kleinigkeit. Ich will dir nur deinen Stundenplan geben." Der hätte früher schon nützlich gewesen sein können. Sie reicht ihn mir und ist schnell wieder verschwunden.

„Was wollte sie denn?", fragt Ben.

Ich halte meinen Stundenplan hoch. Er beugt sich vor und nimmt ihn. „Schauen wir mal, wo du gelandet bist."

Ich bin etwas überfordert von der hohen Anzahl der Fächer. „Ist das normal, so viele Fächer zu haben?"

Finn schaut mich mitleidig an. „Für Begabte schon. Da sind 45 Stunden pro Woche normal, vor allem am Anfang."

Ich sehe wohl nicht sehr erfreut aus. „Keine Sorge, das wird mit den Halbjahren weniger. Am Anfang ist das wegen der Einführung so viel."

„Frage eins – check. Was ist ITG?"

Mari und Ben antworten wie aus einem Munde: „Informatik und technisches Grundwissen."

„Und was heißt KR PR?"

Finn überlegt kurz: „Kurz im privaten Bereich."

„Großartig. Wer macht das?"

„Schüler aus den oberen Klassen."

Super. Dann heißt das auch Training einmal so und einmal so. „Wochenende kennen die hier auch nicht?"

Ben spielt den Verwunderten. „Was ist das?" Er schaut Lisa und Finn suchend an. Lisa schüttelt nur den Kopf: „Keine Ahnung, noch nie davon gehört."

„Welche Fächer habe ich denn mit euch?" Immer wichtig zu wissen, um mich nicht zu verlaufen.

Die Drei wirken etwas überfordert. „Wir kennen unsere Kursnummer nicht auswendig, daher... Ist auch egal. Lass uns weiterspielen. Ich zocke euch alle ab."

Lisa gewinnt als Zweite, Erster wird Ben. Finn und ich liefern uns einen richtigen Kampf um Platz drei. Etwas später verabschieden sich die anderen Beiden.

„Ich mache dich fertig, Mari", sagt Finn mit herausforderndem Blick.

„Das macht er auch."

Ich rolle mit den Augen. Er lacht herzhaft.

Die Bibliothekstür fällt zu. Ich drehe mich zur Person um, die hineingekommen ist. Es ist Melcon, zusammen mit seinen Freunden. Er lächelt mich an, doch dann geht er mit seinen Freunden weiter und schätzt anscheinend, dass sie sich irgendwo in den hinteren Teil setzen und unterhalten werden. Finn hat aufgehört zu lachen.

„Jetzt mal was anderes: Hast du Lust, mit mir morgen nach der Schule etwas zu machen?"

„Machen wir das nicht eh schon?"

„Also, nur wir beide, ohne die anderen."

Warte, lädt er mich gerade auf ein Date ein? Er ist ja schon süß, witzig und ich mag ihn, aber ich weiß nicht so recht. Der letzte, der das gemacht hat, hat es bereut. „Also einfach probieren", sage ich mir.

Er wird schüchterner. Vielleicht wird es ja funktionieren. „Ja, gerne Finn, aber ohne Zwang und wir bleiben Freunde." Ich weiß, wie seltsam sich das anhört, mit dem Freunde bleiben.

Er grinst wie ein Honigkuchenpferd. „Danke, dann gehen wir jetzt Abendessen."

Ich will mir noch ein Buch ausleihen, muss es aber erst finden. „Geh schon mal vor, ich leihe mir noch ein Buch aus."

Er ist immer noch fröhlich: „Alles klar."

Ich gehe in die Abteilung für Begabte, als ich plötzlich an eine Wand gedrängt werde. Eine Stimme flüstert mir zu: „Dein Blut riecht köstlich."

Ich und begabt, dass kann ja nur schiefgehen (wird überarbeitet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt