~zweiundzwanzig~

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Vivien


Heute war Freitag.

Freitag war normalerweise immer der stressigste Tag von allem, wenn man es auch schulischer Sicht sah. Aber ich konnte heute nicht zur Schule gehen. Nicht nachdem was gestern passiert ist.

Klaus ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ständig hatte ich diesen Moment vor Augen als er nah, wirklich nah, bei mir war und ich schämte mich dafür.

Wahrscheinlich war es gar nicht direkt meine Schuld gewesen, wie mein Körper auf ihn reagierte, doch Klaus würde darin kein Unterschied sehen.

Bestimmt saß er gerade irgendwo und lachte sich über mich kaputt. Ich war doch nur ein Teenager und er vor kurzem noch mein Lehrer!

An all das wollte ich nicht denken, also verschanzte ich mich mit einem Buch in meinen kleinen Garten. Von hier aus konnte mich keiner sehen und ich hatte das Gefühl wieder normal zu sein.

"Du weißt, dass Klausi dich nur ausnutzt?", fragte mich eine dunkle Stimme, die ich mittlerweile fast zu gut kannte.

Erschrocken fuhr ich zusammen und drehte mich um. Hinter mir stand Damon. "Was machst du in meinem Garten?", schrie ich ihn an, was ein Fehler war, denn sofort fing der nervtötende Hund unserer alten Nachbarin an zu bellen.

"Hat dir der Bursche denn schon von deiner Besonderheit erzählt?" Damon grinste abscheulich teuflisch. Wie mich dieser Typ nervte. "Ja", zischte ich leise. "Dann solltest du dich daran gewöhnen, dass du ab und zu unerwarteten Besuch bekommst."

"Wieso?"

"Du bist eine mächtige Waffe. Es gibt Leute die wollen dich für sich und es gibt welche die wollen dich töten."

Töten? Vor ein paar Tagen noch hatte ich ein stink normales Leben geführt. Ein Leben in dem es um Schule, Partys, meine Freunde und leider auch um meinen Exfreund ging. Aber es war ein sicheres Leben gewesen.

Jetzt wollten irgendwelche Idioten mich umbringen und der größte Vollidiot stand umgeben in meinem Garten.

Als ich mein Blick zu Damon wandte, stand er nur da und zupfte an meinem Busch herum. "Hey, hör auf. Weißt du wie lange es dauert so etwas zu züchten?" Er hielt die Hände über den Kopf. "Tut mir leid. Aber ist das das einzige was dir dazu einfällt, dass dich Leute umbringen wollen? Ich möchte ehrlich sein: Ich hab mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet."

Ich zuckte bloß mit den Schultern. Auf gar keinen Fall sollte er sehen was in mir vorging.

"Dann kann ich ja auch gleich zur Sache kommen." Freudig rieb Damon sich die Hände. "Klaus gehört zu denen, die dich töten wollen." Gespannt schaute er, ob sich in mir irgendwelche Gefühle regten.

"Ach, und wieso genau sollte er das vorhaben?", fragte ich spitz. Lässig hob er die Schultern.

"Vielleicht weil du ihn leicht töten kannst? Aber das ist natürlich nur reine Spekulation. Du kannst ihn ja selber fragen. Ihr seid einander doch so vertraut."

Damon schwang seine Hüfte langsam hin und her und sang "Love is in the air". "Verschwinde", sagte ich ruhig und drehte ihm wieder den Rücken zu.

"Wie du willst. Aber lass dir gesagt sein; jeder Übernatürliche gehört zu einer von den beiden Gruppen. Selbst ich kann das nicht so einfach übersehen."

"Und zu welchen gehörst du?", rief ich, doch er hatte sich schon aus dem Staub gemacht.

~

Als Jane kam wurde es schon dunkel. Ich war froh, dass ich mal etwas Gesellschaft hatte die normal war, nicht übernatürlich.

"Ich hoffe du bist einigermaßen gesund, denn ich hab echt kein Bock mich anzustecken", begrüßte sie mich, trat aber trotzdem ein ohne eine Antwort abzuwarten. "Schön dich zu sehen, Jane", lachte ich.

Sie hielt grinsend eine Packung Marshmellows hoch. "Ich dachte wir machen es uns gemütlich."

Eine halbe Stunde später saßen wir auf dem Sofa und schauten uns ❝Zum Glück geküsst❞ an. "Schon komisch, dass du genau an dem Tag nicht zur Schule kommst, an dem auch Mr. Mikaelson fehlt." Jane zwinkerte mich an. "Ähm... er war auch nicht da?"

"Jaaahaa", meinte sie.

"Woher weißt du das? Er ist doch gar nicht mehr unser Geschichtslehrer."

"Du kennst mich doch. Ich hab meine Kontakte überall."

Sie zwinkerte schon wieder. "Hörst du bitte auf zu zwinkern, das macht mich echt ganz nervös!"

"So wie Mr. Mikarlson"

Ich wollte etwas erwidern doch plötzlich explodierte mein Fernseher mit einem lauten Knall. Wir kreischten auf. Jemand lachte hönisch, so dass mich eine Gänsehaut überfiel. Ich drehte mich um, damit ich über die Sofalehne nach dem jenigen schauen konnte, der hier gerade mein Wohnzimmer demolierte.

Es war ein Mann, ich schätzte ihn auf Mitte Zwanzig und er hatte ein Gewehr in der Hand. Das Gesicht zu einer Fratze verzogen, kam er auf uns zu. Jane nahm meine Hand.

"Na ihr Süßen? Wer von euch ist der Werwolf?", seine Stimme klang eigenartig und total unpassend zu seinem restlichen Erscheinungsbild.

"Werwolf?", flüsterte Jane fragend.

Für sie musste er wie ein gefährlicher Irrer wirken. Vielleicht war er das ja auch...

"Wollt ihr nicht reden? Dann töte ich halt euch beide." Er kam auf uns zu. Ganz langsam, als hätte er alle Zeit der Welt.

Ich überlegte panisch was ich machen sollte. Der Typ kam immer näher. Wenn er mich angreifen würde, würde ich sterben und danach würde er wahrscheinlich auch Jane töten. Würde ich ihn umbringen würde ich zu einem gefährlichen Werwolf, einer Bestie, werden.

Jane wäre gerettet.

Der Mann schmiss seine Waffe in meine Arme. Ich fing sie, doch er hatte seine Hände schon um meine Kehle geschlungen. Fest entschlossen abzudrücken, sah ich etwas aus den Augenwinkeln.

Klaus stand mitten in meinem Wohnzimmer.

Auf einmal wurde der Typ von mir weggerissen. Er lag bewusstlos auf dem Boden "Wa- warst du das?", fragte ich Klaus atemlos. Aber wie hatte er das gemacht? Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt.



"Ich glaube, dass war deine kleine Hexen-Freundin", sagte Klaus und deutete auf Jane, die sich mit dem Arm ihr Blut unter der Nase weg wusch.

War of Innocence (The Vampire Diaries)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt