~achtunddreißig~

243 13 1
                                    

Vivien


"Du musst dich entscheiden Vivien!", schrie Jane,"das kann doch nicht so schwer sein! Erst bringst du Kai um und dann kannst du dich noch nicht mal zwischen drei bekloppten Möglichkeiten entscheiden? Du bist ein Miststück!"


Ich spürte wie mir eine Träne die Wange runter kullerte. Aber sie hatte doch recht!


Plötzlich verschwamm Jane's verärgerte Gestalt vor mir und drei andere traten an ihre Stelle. Es waren Klaus, Kol und Elijah. "Wen wählst du", flüsterte Kai mir ins Ohr. "Ich habe mein Leben für dein Werwolfsein gegeben. Jetzt bist du an der Reihe zu wählen." Der dunkle Hintergrund wurde nun grell. Ein lautes Ticken ertönte. Mit jedem Tick kamen die drei Urvampire immer näher, doch ich konnte einfach keine Entscheidung treffen.


Auf einmal wurde Elijah's, Kol's und Klaus' Gesichter zu Fratzen mit aufgerissenen Mündern. Ihre Augen waren blutunterlaufen. "Du bist eine Gefahr für uns", rief Jane von irgendwo. Mir war alles zu viel. Ich wollte die Ohren und Augen verschließen, doch ich konnte mich nicht rühren. Sie kamen immer näher. "Du bist selber Schuld", flüsterte Kai und dann wurde ich bei lebendigem Leibe gefressen.


~~


Als ich mich aufsetzte hatte ich das Gefühl nicht richtig atmen zu können. Es war ein entsetzlicher Traum gewesen. Schlimmer als die, die ich zuvor gehabt hatte.


Mein Magen knurrte und ich ging, noch immer zitternd in die Küche.


Heute würde also der Tag sein. Ich würde mich in einen Werwolf verwandeln und mich entscheiden müssen.


Würde ich bei Klaus bleiben? Ihn verlassen? Oder ihn sogar umbringen?


Letzteres wollte ich nicht in Erwägung ziehen, aber Kol hatte mich dazu zwingen wollen.


Gedankenverloren biss ich in mein Sandwich, als es an der Tür klopfte. War Klaus schon so früh da?


Genervt riss ich die Haustür auf. Hätte er mir nicht wenigstens eine Stunde als normales Mädchen geben können?


Doch es war nicht Klaus der vor meinem Haus stand.


Es war Jane.


"Hi", sagte sie. Sofort hatte ich die Bilder aus meinem Traum vor den Augen.


War sie hier um mich fertig zu machen, denn ich hatte weiß Gott schon genug zu verdauen.


"Hi", erwiderte ich ihre Begrüßung.


"Kann ich mit dir sprechen?" Ich trat bei Seite.


"Klar, komm rein." Jane schüttelte den Kopf. "Nicht hier." Ich konnte nicht weg gehen. Klaus würde bald kommen.


Doch ich gab mir einen Ruck und schloss die Tür hinter mir. Es war wichtiger mich mit Jane auszusprechen, als von Klaus wieder "Aufklärungsstunden" zu bekommen. "Ok. Wo gehen wir hin?"


Minuten später saßen wir auf der gleichen Bank, auf der ich gestern mit Elijah gesessen hatte. Zunächst schwiegen wir. "Du bist also eine Hexe", versuchte ich ein Gespräch anzufangen.


"Jap".


Jane versuchte zwar lässig zu klingen, aber ich konnte ihr ansehen, dass sie genauso nervös war wie ich. Ich hab mir Mühe den dicken Kloß in meinem Hals herunter zu schlucken.


"Wieso hast du mir nichts davon erzählt?" Jetzt schaute sie mir endlich direkt in die Augen.


"Ich wollte es. An dem Tag, wo wir uns getroffen haben und du fast umgebracht worden bist. Im Gegensatz zu dir wusste ich noch nicht mal eine Woche von meiner Begabung. Du hingegen hast wahrscheinlich noch nicht einmal annähernd mit dem Gedanken gespielt mir zu erzählen, dass du das Werwolfsgen in dir trägst." Jane war sauer und das verstand ich auch.


Trotzdem hätte sie mich nicht als die "böse" hinstellen sollen.


"Meinst du ich bin froh darüber mich heute Abend in ein Biest verwandeln zu müssen?" Jegliche Härte wich aus ihrem Gesicht.


Jane versuchte mich zu verstehen!


"Natürlich nicht." Sie legte ihre Hand auf meine. Ich war so dermaßen erleichtert, dass ich erst jetzt merkte wie angespannt ich die ganze Zeit gesessen hatte. Es war als hätte jemand eine 40 Kilo Last von meinen Schultern genommen.


"Deswegen bin ich auch zu dir gekommen", fuhr Jane fort. "Ich will dir helfen." Ich strahlte über das ganze Gesicht.


"Wirklich?"


"Wir sind doch beste Freundinnen." Wir umarmten uns. Seit langer Zeit hatte ich das Gefühl, dass jemand für mich da war. Dass ich jemanden hatte, dem ich vertrauen konnte.


Als wir uns voneinander lösten, bat sie mich ihr zu folgen. Wir gingen zusammen in den Wald. Zwischen den Bäumen stand eine kleine Hütte. Seit wann stand sie dort? Komischer Weise hatte ich die Hütte noch nie wahr genommen.


Jane öffnete die Tür und ging hinein. "Komm", forderte sie mich auf. Was wollten wir hier? Plötzlich bekam ich ein flaues Gefühl in meinem Bauch.


"Jane, ich glaube nicht-"


"Geh darunter", unterbrach sie mich und deutete eine Treppe hinunter. Mir war das alles nicht ganz gehäuer, doch sie war meine Freundin. Wenn ich wollte, dass sie mir vertraute, dann musste ich ihr wohl oder übel ebenfalls vertrauen.


Auf einmal spürte ich einen Tritt in meinem Rücken und ich verlor das Gleichgewicht. Jede steinernde Stufe bohrte sich in meinen Körper. Unter Schmerzen krümmte ich mich am Ende der Treppe zusammen.


"Du hast Kai umgebracht. Ich lasse nicht zu, dass du weiteren unschuldigen Menschen etwas zur Leide tust", meinte sie während sie die Stufen runter ging.


Dann wurde eine eiserne Tür direkt vor meiner Nase zugeknallt.

War of Innocence (The Vampire Diaries)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt