~sechsunddreißig~

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Vivien


Als ich am nächsten Morgen die Treppe runter ging, hörte ich komische Geräusche. Leise schlich ich um die Ecke und musste unwillkürlich lachen.


Klaus saß verschlafen und mit verwuschelten Haaren auf meiner Couch. Gespannt schaute er auf den Fernseher. Ich räusperte mich.


"Viv.", schrie Klaus erschrocken und ging fast an die Decke.

Es war komisch ihn so zu sehen. Normalerweise war Klaus immer der Typ mit der harten Schale und nun saß er da wie ein ganz gewöhnlicher junger Mann. Nur, dass man in seinem Fall wohl kaum von "jung" sprechen konnte.


"Du hast mich erschreckt", meinte er. Es war deutlich zu erkennen, dass er wieder seine Masche aufgelegt hatte. Zu meinem Bedauern, denn ich mochte den verschlafenen Klaus.


"Hast du gut geschlafen?", fragte ich ihn und setzte mich neben ihn. Er zuckte nur mit den Schultern. Dafür, dass er gestern Abend vor meiner Haustür stand und mich förmlich angebettelt hatte herein kommen zu dürfen, war er aber ziemlich neutral gegenüber meiner Anwesenheit.


Nachdem wir eine Weile schweigend neben einander gesessen hatten, sprang Klaus plötzlich auf.


"Morgen ist die Nacht deiner Verwandlung. Es ist noch einiges zu tun."

Als er aufgestanden war ließ er seine Decke zurück und stellte so seinen Körper zur Schau.


Niklaus Mikaelson stand doch tatsächlich nur noch in Boxershorts vor mir.


Und, oh Gott, war das ein Anblick!


Ich versuchte wirklich meinen Blick von seinem Körper abzuwenden, doch wie hypnotisiert glitt er an ihm herab.

Dies geschah wahrscheinlich nicht gerade unauffällig, denn plötzlich fing Klaus an zu lachen.


"Ich weiß ja, dass ich gut aussehe, aber wenn du jetzt dein Gesicht sehen könntest..." Mein Gesicht glühte vor Scham.


Was bildete er sich ein? Und: Warum hatte ich kein bisschen Selbstbeherrschung mehr, wenn es um Klaus ging?



"Dann ziehe ich mir mal was an nicht, dass du beim Training dein Ziel völlig verfehlst." Er ging wieder zum Sofa und nahm sich seine Hose.


Schnell bewegte ich meinen Kopf in eine andere Richtung.


~~~


Ein paar Minuten später standen wir beide in dem Wald, der uns auch am Tag zuvor Platz für das Training geboten hatte.


"Was machen wir heute?", kam es aus meinem Mund.


"In deiner menschlichen Gestalt musst du dich verteidigen können. Nicht nur gegen übernatürliche Wesen, wie meine Wenigkeit." Grinsend hielt er mir ein Schwert unter die Nase.


"Ein Schwert? Wer benutzt sowas heutzutage noch?" Seine Miene verfinsterte sich.


"Ich dachte du wärst gegen brutale Gewalt? Also entweder du reißt die Herzen mit deiner bloßen Hand heraus, oder aber du spießt sie mit dem Schwert hier auf." Seine Stimme war so gebieterisch, dass ich schlucken musste.


"Schon gut", murmelte ich.


"Jetzt nehm es in die Hand und versuch es zu bewegen." Ich nahm das Schwert entgegen und staunte darüber wie viel es wog. Langsam bewegte ich es von rechts nach links, von links nach rechts.


"Du hälst es nicht richtig. Dieses Schwert ist dafür gemacht, um es mit beiden Händen zu halten", meinte er.


Als wenn nichts gewesen wäre, stellte Klaus sich hinter mich, schlang die Arme um meinen Leib und zeigte mir wohin ich die Hände hinlegen sollte. Wieder durchfuhr mich ein wohliger Schauer. Ich ärgerte mich, weil ich nach wie vor auf seine Nähe reagierte.


"Du musst noch ein bisschen fester zupacken. Du musst ein Gespür dafür bekommen", meinte er während er meine Bewegungen lenkte. Mit jeder Sekunde fühlte ich mich sicherer bei dem Umgang mit der Waffe.


"Eine kleine Einführung in die Geschichte, während du dich eingewöhnst", sagte er. Sein Mund war direkt an meinem Ohr. "Das englische Wort sword kommt vom altenglischen sweord. Dies wieder rum hat seine Wurzeln in dem Wort swer, das so viel bedeutet wie zustechen oder schneiden."


Sehr interessant, dachte ich mir und verdrehte innerlich die Augen.


"Gladius, das lateinische Wort für Schwert, bedeutet gleichzeitig auch Penis."

Unwillkürlich verharrte ich in meiner Bewegung.


"Tut es nicht", behauptete ich.


"Wollen wir wetten?", flüsterte er.


Seine Nase strich an meinem Ohr entlang. War das sein ernst? Heute morgen noch war er so... klaushaft und jetzt sagter er sowas während er ganz nah bei mir stand?


"Wenn das lateinische Wort für Schwert auch Penis bedeutet, kannst du dir vielleicht denken, wie die Bezeichnung für sein Gegenstück lautet."


Klaus schaute mich auffordernd an, doch ich schnappte lediglich nach Luft.

"Eine Scheide nennt man auch Va-" "Hör sofort damit auf!"


Wütend löste ich mich aus seiner Umklammerung. Das konnte er verdammt noch mal nicht ernst meinen. Versuchte er mich mit seinen Spielchen endgültig auf seine Seite zu kriegen?


Zu dumm, dass ausgerechnet er mir beigebracht hatte, dass Verführung als Waffe eingesetzt werden konnte.


Vielleicht hatte Kol doch recht gehabt.

War of Innocence (The Vampire Diaries)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt