Vor Angst um ihr Leben bangend versuchte Elisabeth so wenig wie nur möglich zu atmen. Die Axt hätte sie fast ihrer Hand entledigt, doch sie musste sich einen Schrei unterdrücken. Diese Menschen schlugen blindlings um sich herum, aber sie wollte weder von einer Axt noch einem Messer getroffen werden. Stärker denn je drückte sie sich gegen die Wand. Die Angst durfte bloß nicht siegen. Sie musste es aushalten. Sonst ... Sie wollte nicht einmal an die Konsequenzen denken.
"Wir gehen. Wir werden sie aber noch finden. Wir finden sie bestimmt", die eiskalte Stimme donnerte nur so durch den Raum.
Als die Männer endlich verschwanden, ließ sie die Luft heraus, die sie davor anzuhalten versuchte. Vorsichtig rückte sie nach vorne. Waren wirklich alle nach unten gegangen? Wohin gingen sie nun?
"Wer ist da?", die Person mit der eiskalten Stimme drehte sich um. Die schwarzen Pupillen wanderten durch den Raum. Kira! Dieses Gesicht war so bekannt, dass Elisabeth vor Schreck ihren Namen flüsterte. Kira Schuhmacher.
Wie konnte sie sich in so kurzer Zeit so sehr ändern? Wie konnte ihre zweitbeste Freundin sie derart verraten? Es versetzte ihr einen Stich ins Herz. Sie drei waren doch immer beste Freunde. Elisabeth, Melanie und Kira. Nie haben sie sich gestritten und wie viele Jahre dauerte ihre Freundschaft doch an ...
Wieso war Kira überhaupt hier? Sie wollte doch wegfahren. Sie sollte doch nicht vor dem Hochsommer wiederkommen. Wenigstens Melanie hatte sie noch, auch wenn diese eine riesige Nervensäge ist. Denn in diesem Sommer sollte sich noch viel mehr ändern ...
Elisabeth drückte sich näher an den Boden. Zurückrücken konnte sie nun nicht mehr. Sie musste darauf hoffen, dass Kira nicht zu nah ans Bett kam.
"Kommen Sie sofort aus ihrem Versteck. Oder Ihnen droht der Tod."
Als ob er es nicht sowieso tat ... Sie konnte nur hoffen und sich zurückhalten, damit ihre zweitbeste Freundin nicht zu ihrer Mörderin wurde. Wie lächerlich es doch klang, doch leider zur Wahrheit gehörte.
Kira schritt immer weiter in den Raum. Das Messer in ihrer Hand wirkte fast wie ein Spielzeug, wenn man ihre eisblauen Augen und ihre höhnisches Lächeln betrachtete. Wie konnte Elisabeth sich jahrelang nur in ihr irren? Dabei hatte sie es nicht. Von Anfang an war ihr bewusst, dass dieses Mädchen einmal gefährlich sein konnte, wenn sie mit Leichtigkeit über den Tod sprach. Wenn sie in Gedanken leben beendete und nur laut auflachte. Doch niemals hätte Elisabeth geahnt, dass es eines Tages sie treffen könnte.
Jemand oder etwas stieß hart gegen die Tür. Das Messer raste dicht an ihrem Kopf vorbei, als es scheppernd auf dem Boden landete. Einige Haare kürzer war sie schon, hoffentlich würde der Kopf nicht auch bald ab sein.
"Verdammte Kartons!", schimpfte derjenige vor der Tür und Elisabeth konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Kira wandte sich ab und Elisabeth ergriff die Chance, sich wieder in hintere Ecke des Bettes zu drücken.
"Sie sollen vorsichtiger sein! Ich dachte, jemand sei im Raum. Und dabei machen sie nur so einen Krach. Was ist denn?"
Die alten Kartons, die sie einfach in den Schrank gestopft hatte, hatten ihr eben das Leben gerettet. Wie erleichtert war sie. Ein paar alte Kartons mussten sie retten, weil sie keine Rettung von den Menschen erwarten konnte. Oder doch?
So viele Enttäuschungen an diesem Tag und eine Person weniger, auf die sie sich verlassen konnte. Wer würde wohl noch gegen sie sein? Kira war nun ihre Jägerin, auch wenn sie einmal ihre Freundin war. Wie konnte sich eine Freundschaft nur so sehr ändern?
Seufzend streckte sie sich ein wenig. Noch waren alle nicht weg, doch sie hoffte darauf. Doch es machte sich die Vorahnung breit, dass es so bleiben würde ...
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Zum Mord bestimmt
Mystery / Thriller'Du bist zum Mord bestimmt. Du weißt es, Elisabeth', mit diesem einen Zettel fing alles an. Elisabeth versteht nichts, bis plötzlich eine Leiche vor ihrem Haus liegt. Jemand will ihr die Morde unterjubeln, doch wer ist es? Sie weiß nicht mehr, wem...