Kapitel 17 I Beweisaufnahmen

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"Und?" Elisabeths Stimme durchschnitt die Stille. Sie wollte wissen, was geschehen ist. Es musste gut gegangen sein! Es musste einfach! 

Melanies Gesicht war undurchdringlich wie immer. Kein einziger Gedanke schwirrte ihr durch den Kopf. Doch die Erklärungen kamen auch fast von alleine bei Elisabeths Menge an Fragen. 

"Haben sie Kira verhaftet?", Melanie machte sich auf der Parkbank bequem, während Elisabeth sie hoffnungsvoll anstarrte. 

"Ja. Vater musste sie bei der Menge an Beweisstücken in Haft nehmen. Er scheint sich ziemlich zu schämen über seinen Irrtum." 

Elisabeth wäre ihrer Freundin am liebsten um den Hals gefallen, doch ein warnender Blick hielt sie davon ab. 

"War Kira wirklich ... Gina Lehner?", eigentlich musste es so sein, wenn die Polizei sie doch festgenommen hatte. 

"Natürlich. Die Polizei hat doch bei 'Gina' angerufen und Kira nahm den Anruf an." Für Melanie war es das Selbstverständlichste der Welt, während Elisabeth alles noch nicht einmal so recht begriff, auch wenn es ihr Plan war. 

"Es war also ... ihr Handy?" Elisabeth fragte lieber noch einmal nach. 

"Natürlich. Wer läuft den schon mit einem fremden Handy in der Tasche herum?" 

"Niemand. Steckte sie in wirklich so großen Problemen?" 

"Auch wenn du dich damit nicht auskennst, ja, Schulden sind große Probleme", Melanie war genervt. Wie musste Elisabeth auch alles hundertmal hinterfragen? Wenn doch schon ein paar Fragen das Problem gelöst hätten. 

"Wieso hat sie uns nicht gefragt? Ich meine, ich habe genug Geld, weil ich nicht viel ausgebe. Wir waren doch ihre Freundinnen!" So viel konnte Elisabeth nicht begreifen. Sie hätte gerne etwas abgegeben. 

"Was weiß ich? Ich kann nicht in ihren Kopf hineinsehen. Und um ehrlich zu sein, nach ihrem Auftritt bei dem Verhör, würde ich nicht gerade darauf wetten, dass sie dich für eine gute Freundin hielt." 

Falten bildeten sich auf Elisabeths Stirn. Was meinte Melanie bloß damit? Kira war doch nett! Außer, wenn sie ihr einen Mord unterjubelte. Oder ihr Haus umkrempelte. Oder sie gerade ermorden wollte. Sie konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ihre Freundin eine Mörderin war. 

"Vieles werden wir einfach nie verstehen. Kira ist eben Kira, das war sie schon immer. Freu dich, dass du nicht mehr im Visier der Polizei bist." 

Elisabeth begann wieder zu strahlen. Endlich wieder ein normales Leben führen zu können! Nun würde alles vorbei sein! Dank ihrer Freundin, die die Polizei erst auf diese Spur gebracht hatte! 

Überschwänglich umarmte sie Melanie, die verdattert dreinblickte. Ein Grund zum Feiern! Auch wenn sie nun eine Freundin weniger hatte. Aber einige Fragen spukten ihr noch durch den Kopf. 

"Was wird nun aus Kira?", Elisabeth wollte diese Frage eigentlich nicht stellen, doch etwas in ihrem Inneren drängte sie dazu. Außer der Polizei konnte nur Melanie wissen, was geschehen würde. 

"Es wird vermutlich eine lange Zeit im Gefängnis. Eine ziemlich lange. Vermutlich wird keiner von uns beiden sie jemals wiedersehen." 

Keiner von uns beiden. Elisabeth schluckte schwer. Sie war immer noch zwischen Jubelschreien und Enttäuschung gefangen. Hatte sie sich wirklich nicht geirrt? Melanie verdrehte die Augen. Elisabeth zweifelte ihrer Meinung nach zu viel. Sie zweifelte nie. Nein, sie dachte logisch und effektiv, egal was auch geschah. Egal wann, egal wie, egal weshalb. Außer, wenn sie gerade die kleine Barbiepuppe mit dem rosafarbenen Kleidchen war ... 

Zum Mord bestimmtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt