Nachdenklich lief Elisabeth durch den Gang. War es wirklich eine so gute Idee, Kira zu besuchen? Sie zweifelte an ihrem eigenen Verstand. Wieso aber hatte diese sie nicht getötet? Vor einem Tag hätte sie nicht gezweifelt.
Immer wieder sah sie, wie Kira vor ihren Augen zusammenbrach. Nein, sie hatte genug Chance, Elisabeth zu töten. Wieso hatte sie es nicht getan? Diese eine Frage blieb übrig, egal wie sie es drehte.
Kira versuchte die Augen zu öffnen, doch es fiel ihr schwer. Was stimmte nicht? Gerade war sie in Elisabeths Flur und nun spürte sie ein weiches Laken unter ihren Händen. Das Gefängnis? Wieso ist bloß alles schwarz geworden?
Wieder versuchte sie ihre Augen zu öffnen und es klappte. Dass sie nur weiß sah, brachte noch mehr Verwirrung mit sich. Weiß? Was war mit ihr? War sie in einem Traum? War sie ... tot?
"Was zur ..." Sie wollte gerade mit einem Fluch loslegen, als sie einen Schatten entdeckte. Was war das? Sie versuchte sich hochzudrücken, doch sie spürte einen stechenden Schmerz in der rechten Hand. Ermattet ließ sie ihren Kopf wieder aufs Laken sinken. Es war hoffnungslos.
Elisabeth drehte sich um und sah Kira an. Diese jedoch starrte regungslos zur Decke, doch ihre Augen waren offen.
Sollte sie zu ihr hingehen? Doch bei Kira konnte man nie erwarten, was sie als nächstes tat. Sollte sie wieder weggehen, wenn sie doch nun wusste, dass es ihr gut ging? Vielleicht.
Langsam trat sie näher. Die Augen wanderten wütend von einem Fleck zum anderen und doch schienen sie Elisabeth nicht zu erkennen. Kurz vor dem Bett blieb sie stehen.
Kira sah wütend nach links. Elisabeth! Was hatte dieses kleine Biest nur hier zu suchen? Bestimmt hatte diese sie niedergeschlagen! Ja, genau! Elisabeth, das kleine Monster!
"Was suchst du hier?" Ihre Stimme war eiskalt, wenn auch noch etwas verschwommen.
"Du bist gestern auf dem Flur zu Boden gefallen, falls du dich daran noch erinnerst."
Wie konnte ihr dieses Biest diesen Triumph nur so unter die Nase reiben? In Kira brodelte es. Sie wollte um sich schlagen, sie Elisabeth packen und sie so weit werfen wie sie nur konnte. Sie wollte ... Doch sie konnte nur hier liegen und vor sich hin krächzen.
"Weil du mich zusammengeschlagen hast!" Sie wollte sich nach vorne werfen, doch sie konnte sich immer noch nicht rühren.
"Ich habe dich nicht zusammengeschlagen! Erinnerst du dich etwa nicht an das Messer in deiner Hand?"
Das Messer. Dieses blöde Messer! Kira könnte sich verfluchen vor so viel Scham! Doch es trotzdem Elisabeths Schuld. Schließlich war sie nur gekommen, um diese zu ermorden.
"Wo bin ich?" Sie wurde schroff.
"Im Krankenhaus." Elisabeth trat noch näher ans Bett, so das sie vollständig im Blickfeld war.
Krankenhaus? Was zur Hölle machte sie hier? Sie mochte keine Krankenhäuser! Nicht, seit zwei Jahren! Nicht, seit ...
Sie musste ihre Angst unbedingt verstecken. Sie durfte unter keinen Umständen Angst zeigen. Erst recht nicht vor Elisabeth. Sie würde nicht weinen wie ein kleines Mädchen, denn das war sie schon lange nicht mehr.
Elisabeth betrachtete Melanie nachdenklich. Wieso war sie plötzlich so verkniffen? Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, aber das konnte sie getrost zu den tausend anderen Rätseln über Kiras Leben legen. Sie interessierte sich nicht für Einzelheiten, die nicht sofort aus den Menschen heraussprudelten. Es sei denn, sie wollte es unbedingt wissen.
"Wieso hast du mich nicht umgebracht?" Diesmal eine Frage, die sie wirklich beschäftigte. Wieso?
"Ich bin keine Mörderin."
Wer dann?
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Zum Mord bestimmt
Mystery / Thriller'Du bist zum Mord bestimmt. Du weißt es, Elisabeth', mit diesem einen Zettel fing alles an. Elisabeth versteht nichts, bis plötzlich eine Leiche vor ihrem Haus liegt. Jemand will ihr die Morde unterjubeln, doch wer ist es? Sie weiß nicht mehr, wem...