"Es ist siebzehn Uhr abends und mein Bad ist gerade warm! Meine Schönheitsmaske brauchte noch mindestens eine halbe Stunde! Ich kann auch gar keinen Fall herüberkommen und dir beim Aufräumen helfen!" Sofort bereute Elisabeth ihren Anruf. Auf Melanie war aber wirklich keinen Verlass. Sobald ein Mordfall gelöst war, war Schönheit wieder das wichtigste Thema.
Sie ließ sich wieder aufs Bett fallen und warf das Handy in irgendeine Ecke. Noch einmal anrufen würde nichts bringen. Sie stützte den Kopf auf die Hände und versank wieder in ihrem Selbstmitleid.
Nach zehn Minuten, in denen sie schon eingenickt war, klingelte es Sturm. Wer zur Hölle klingelte um halb sechs noch an der Tür? Und wer klingelte so lange an einer Tür? Elisabeth richtete sich kurz auf und wartete. das Klingeln wollte einfach nicht aufhören. Mit Mühe drückte sie sich hoch und wollte sich gerade lustlos zur Tür schleifen, als eine laute, schrille Stimme ertönte.
"Sag jetzt nicht, dass ich die eineinhalb Kilometer bis zu diesem Haus mit meiner Schönheitsmaske gelaufen bin, nur um vor der Tür zu stehen!" Melanies Stimme war ganz klar herauszuhören. War sie also doch gekommen. Elisabeth raffte sich auf und machte sich auf den Weg, um zu öffnen.
Als die Tür knarrend aufging, konnte sie sich vor Lachen kaum einkriegen. Die grüne Pampe in Melanies Gesicht lief vermischt mit Badeschaum zum Kinn hinab.
"Was denn? Ich konnte sie doch nicht abmachen! Sonst habe ich morgen am Ende noch einen Pickel!" Melanie fand alles nicht so lustig wie ihre Freundin. Was war daran schon auszusetzen.
"Komm doch herein."
"Mein Haus hat sich aber sehr verändert. Bevorzugst du nun modernen Einrichtungsstil?" Melanies Humor war trocken wie immer, was Elisabeth nur noch mehr aufmunterte.
"Nein, tue ich eigentlich nicht. Kiras Besuch war nicht besonders hilfreich bei der Einrichtung", sie schluckte leise, als sie sich erinnerte. Würde sie all diese Erinnerungen nun beseitigen können?
"Sie hatte immer eine besondere Art aufzuräumen. Das nennt man den Umhau-Stil. Sie ist sozusagen die Designerin davon." Auch wenn die Witze vollkommen geschmacklos waren, konnte Elisabeth immer noch herzlich darüber lachen. Melanie war einfach nicht der Menschen für emotionale Momente.
Zusammen liefen beide nach oben. Melanie kannte sich in diesem Haus besser aus als Elisabeth, da es so viele Jahre das von ihr und ihrer Mutter war.
"Also ... Möbel kannst du von mir haben. Das Haus meines Vaters ist voll von irgendwelchem Schrott. Den Rest der Wände bedecken wir mit Spiegeln. Aber alles hier muss weg."
Elisabeth stand fassungslos da. Ihre Freundin war verhaftet worden, doch Melanie widmete sich voll und ganz der Arbeit? Besser als im ewigen Selbstmitleid zu ertrinken war es immerhin. Also half sie ihr.
Nach einigen Stunden blickten beide auf ihre Arbeit hinab. Melanie war von der Veränderung begeistert, während Elisabeth nicht aufhören konnte zu lachen. Rosa! Hätte sie Melanie nur nicht allein gelassen beim Anstreichen. Das ganze Zimmer war in rosa, mit rosafarbenen Gardinen, hunderten Spiegeln und einem rosafarbenen Schrank. Und dort sollte sie schlafen?
Vielleicht hatte Melanie sich doch nicht geändert. Nicht, wenn immer noch dieses Ergebnis bei einer Renovierung herauskam. Auch wenn dieser Tag so viele Stimmungsschwankungen mit sich brachte, er endete mit einem Lächeln.
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Zum Mord bestimmt
Mystery / Thriller'Du bist zum Mord bestimmt. Du weißt es, Elisabeth', mit diesem einen Zettel fing alles an. Elisabeth versteht nichts, bis plötzlich eine Leiche vor ihrem Haus liegt. Jemand will ihr die Morde unterjubeln, doch wer ist es? Sie weiß nicht mehr, wem...