Kapitel 6 I Attacken

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"Mörderin!" Das Fenster splitterte. Elisabeth duckte sich. Nicht schon wieder! Immer mehr Scheiben klirrten und mehr Schritte waren im Haus zu hören. Jetzt kamen sie also auch noch herein! Elisabeth sah sich im Raum um. Die Tür konnte sie nicht lange genug verstellen, um die Nachbarn fernzuhalten und eine Leiter stieß schon gegen das Fensterbrett. 

Wieso waren alle von ihrer Schuld überzeugt? Wieso hassten alle sie so sehr? Sie hatte niemals zuvor Streit mit einem von ihnen gehabt, oder sie nur ein wenig verärgert. Etwas knallte gegen die Tür. Elisabeth blickte sich im Raum um, doch keine Versteck schien groß genug. Nichts, was sie vor den Verrückten vorm Fenster hätte beschützen können. 

"Wir wissen dass Sie da sind!", die Stimmen, die nun alle im Chor brüllten, waren beängstigend. Wie sollte sie so jemals ihre Unschuld beweisen? 

Plötzlich fiel ihr etwas ein. Es war kein sicherer Plan, nur eine Idee, doch trotzdem ihre einzige Chance halbwegs unverletzt aus diesem Zimmer herauszukommen. Vielleicht sogar ihre einzige Chance, zu überleben. Die ersten Nachbarn stürmten in ihr Zimmer. Kissen flogen durch die Unordnung, Stühle wurden umgestoßen, einige stolperten über den großen, umgekippten Schrank inmitten des Raumes. 

"Wo ist sie? Wir müssen sie finden! Sie wird uns sonst umbringen. Dieses Monster!", verschiedene wutentbrannte Rufe schnellten durch den Raum. 

Elisabeth atmete flach. Das bloß niemand sie hinter der Tür entdeckte. Es war riskant, aber hoffentlich würd es funktionieren. Die Nachbarn wandten sich von der Wand neben der Tür ab. Elisabeth nutzte die Chance und lief schnell um die Tür herum zum Ausgang. Ihr hektischer Blick wanderte die Treppe hinunter. Noch mehr Menschen. Wie sollte sie hier nur jemals herauskommen? 

Das Küchenfenster! Natürlich! Es war groß genug, jedenfalls hoffte Elisabeth das. Sie machte eine Kehrtwendung und rannte, so schnell sie nur konnte, in die Küche. Immer noch prangten die roten Buchstaben dort. Waren diese Grund für die feste Überzeugung ihrer Nachbarn, dass sie eine Mörderin ist? Darum konnte sie sich aber später kümmern. 

Gehetzt drückte sie sich am Fensterbrett hoch. Die Nachbarn waren nur wenige Schritte hinter ihr. Sie musste es durch die dicke Fensterscheibe schaffen, sie musste es! Sie wollte sich nicht vorstellen, was sonst alles passieren könnte. 

Mit einem lauten Krach zerbrach die Fensterscheibe und sie fiel in den Garten. Nur wenige Sekunden nach ihren Aufprall rannte die wütende Meute ihr hinterher. Einige kamen schon zur Haustür hinaus. 

Renn, Elisabeth, renn! Sie konzentrierte sich nur noch aufs Laufen. Ihre Schritte hämmerten über den Asphalt, ihr Atem wurde schneller. Es ging um Leben und Tod. Nach einer langen Zeit blickte sie zum ersten Mal hinter sich. Alle waren verschwunden, sie war allein. Sie blieb stehen und atmete tief ein. Ihr Herz raste, sie bekam kaum Luft. Aber sie hatte es geschafft. 

Bis jetzt war sie noch allen größeren Katastrophen entronnen, doch was nun? Alleine würde sie nicht weit kommen. Doch wem sollte sie vertrauen? Es gab doch keinen mehr, der an sie glaubte, oder? Vorsichtig tippte sie eine Nummer in ihr Handy ein und hielt es ans Ohr. 

Doch da bleib noch dieser Zettel und die Nachricht. Wer war der mysteriöse Schreiber und demnach der Mörder? 

Zum Mord bestimmtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt