12. Familie

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E V E R

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»Du bist es tatsächlich!« rief die Frau, die meine Mutter sein sollte und umarmte mich stürmisch. Sie war etwas kleiner, rothaarig und zierlich. »Ich habe dich nie vergessen, amore! Jeden Tag habe ich an dich gedacht!« schniefte sie und drückte mich noch fester.

»Tesoro, ich glaube, unsere Tochter bekommt keine Luft mehr.« gab Gabriele mit einem tränenersticken Lachen von sich.

Aber ich beklagte mich nicht, weil ich sie genau so sehr drücken musste. Rosa Salvatore war die Mutter, die ich nie hatte und die ich mein ganzes Leben lang vermisste, ohne genau zu wissen, was mir gefehlt hatte.

Tränen stiegen mir in die Augen, als sie mich losliess und ihre Hände mein Gesicht umklammerten. Ich blickte in das Ebenbild meiner Augen, als sie schluchzte: »Ich werde dich nie wieder verlieren, versprochen.«

»Viola?«

Wir drehten uns zu der Stimme um.

Eine schwarzhaarige, wahnsinnig attraktive, junge Frau stand im Foyer der luxuriösen Villa und starrte mich mit geschocktem Gesichtsausdruck an. »Oh mein Gott, ich dreh durch! Wo warst du denn die ganze Zeit, Schwesterchen?« Da rannte sie bereits auf mich zu und schloss mich in eine Umarmung. »Was hast du dir nur dabei gedacht, so lange fortzubleiben?«

Ich stotterte vor mich hin, ein wenig überfordert mit der ganzen Situation. »Ich- Ich...«

»Lasst sie alle ein wenig verschnaufen, perfavore.« schritt Gabriele dazwischen und lachte leise, als Francesca mich losliess, nur um mich dann abermals zu umarmen und auf die Wange zu küssen.

»Gross bist du geworden, sorella. Und hübsch! Du siehst aus wie Mamma!« Francesca grinste mich an und blickte dann über die Schulter zu Gabriele. »Keine Angst Papà, sie wird auch etwas von deinen Genen abbekommen haben.«

Gabriele lachte und küsste Francesca zur Begrüssung auf den Kopf. Dann sah er mich an und fragte vorsichtig: »Darf ich dich auch umarmen?«

Ich hielt den Atem an. Dann nickte ich. »Ja.« Bevor er zu mir kommen konnte, hatte ich auch schon meine Arme um ihn geschlungen.

Er drückte mich fest an sich. »Ich hab dich so sehr vermisst, mein Kleines.«

Ich schluckte und es kostete mich meine gesamte Selbstbeherrschung, um nicht loszuheulen. Sie waren so anders, als ich sie mir vorgestellt hatte.

So liebevoll. So herzlich.

So anders als Cruz.

»Na komm, ich zeig dir dein altes Zimmer.« meinte Rosa und führte mich die breiten Marmortreppen hoch in den oberen Stock. Sie öffnete eine Tür und lies mich vor.

Ich trat in das Babyzimmer. Es sah so aus, als sei alles noch genauso platziert, wie noch Jahre zuvor. Eine geöffnete, neue Windel lag auf dem Wickeltischchen. Ordentlich zusammengelegte Kleidung über der Schaukelstuhllehne. Das Kinderbett sah ungemacht aus, als hätte jemand gerade das Baby herausgenommen.

»Wir haben alles genau so gelassen, seit du uns weggenommen wurdest.« sagte Rosa, die am Türrahmen anlehnte, plötzlich in die Stille. Dann nahm sie ein rosafarbiges Album vom Nachttisch und setzte sich auf die Couch. Sie klopfte auf den Platz neben sich. »Hier, willst du ein paar Fotos ansehen?«

Ich setzte mich neben sie hin und sie schlug das Album auf.

»Hier bist du gerade auf die Welt gekommen. Es war das erste Mal, dass ich dich in meinen Armen gehalten hatte.« Sie zeigte auf eines der eingeklebten Fotos. »Und hier bist du und Gabriele. Nur wenige Minuten alt, aber du hast ihn schon damals um den Finger gewickelt, meine kleine schlaue Maus ... Oh und hier bist du mit Francesca! Keine fünf Jahre alt, aber sie hielt dich schon voller Stolz in den Armen. Fiola nannte sie dich.«

MAFIA BOSSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt