21. Einfach lächeln Ever

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E V E R

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Cruz befand sich in einer der VIP-Lounges des zweiten Stock und stand vor dem Galeriegeländer. Er schaute direkt auf uns hinunter, oder viel mehr auf Francesca.

Seine Miene war wie immer undurchdringbar und obwohl er diese kalte, gefährliche Aura hatte, sah er verdammt heiss aus. Er trug ein schwarzes Hemd, und seine kurz geschorenen Haare mit den Tattoos auf dieser sonnengebräunten Haut machte ihn finster und bedrohlich. Er hatte etwas von einem einsamen, kühlen Prinzen, dessen Herz so hart und scharf war, wie die Klinge eines Schwertes.

Niemand näherte sich ihm, als würden sie es nicht wagen, einen stillen Löwen zu reizen, auch wenn sie sich seine Nähe sehnten. Und das taten sie, oh Himmel und wie! Ich sah die Frauen, die in den Lounges sassen und ihm immer wieder unverhohlene, kokette Blicke zuwarfen.

Aber Cruz ging nicht auf sie ein und sein Blick, der so lange auf Francesca verweilte, wich nun zu mir.

Ein Blitz schlug in mich ein als sich unsere Blicke ineinander verhakten. Seine dunklen Augen bohrten sich in meine, und ich war wie hypnotisiert von dem goldenen, schimmernden Ring in ihnen.

Es war unbeschreiblich, fast schon gruselig. Und ich mochte dieses Gefühl nicht.

Ich riss mich von seinem Blick, der mich aufwühlte und mir gleichzeitig Angst machte.

»Komm gleich wieder, muss kurz für kleine Mädchen.« rief ich über die ohrenbetäubend laute Musik den Mädels entgegen und zwang mich, mich durch die Menge zu boxen.

Nervös, gleich dem skrupellosen, russischen Mafiaboss höchstpersönlich gegenüberzutreten, steuerte ich auf die Treppe hoch zu den Lounges zu. Die Security liess mich ohne ein weiteres Wort durch und im nächsten Moment befand ich mich auch schon auf der Galerie, nur dass Cruz nicht mehr hier war.

Ich blickte mich um, sah einige mir unbekannte Gesichter, Leute, die in den Lounges lümmelten. Einige rauchten, andere tranken, wieder andere machten herum, oder spielten mit Messern.

Was in aller Welt? Verstohlen sah ich genauer hin und tatsächlich, die harten Typen in Lederjacken und tätowierten Händen reichten sich das Messer umher und versuchten, das Messer zwischen ihre ausgestreckten Finger auf den Tisch zu stechen.

Und dann schnitt sich einer in den Finger. Das Messer steckte so tief, dass es gerade herausragte.

»Alles okay?!« rief ich ausser mir und wollte gerade zu ihnen stürzen und ihm helfen, als er den Kopf in den Nacken warf und laut grölte. Dann rief er seinem Kollegen etwas in Russisch zu und dieser riss das Messer aus dem Fleisch und startete das Spiel von Neuem.

Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Das war krank. Einfach nur krank. Lebensmüde. Gabriele hatte wohl recht, als er behauptete, dass Finger abhacken zu den russischen Trinkspielen gehörte.

Immer noch sprachlos wandte ich mich ab und konzentrierter mich auf mein eigentliches Ziel. Cruz.

Wo war er nur hin? Und was machte ich hier eigentlich?

Ich wollte nicht nach ihm suchen, und ich wollte ihm nicht begegnen, gleichzeitig wusste ist, dass ich mich ihm stellen und ihm alles berichten musste, was ich Neues über die Cosa Nostras ermittelt hatte.

Ein mulmiges Gefühl begleitete mich, während ich mich in den Lounges umsah.

Auf welchen Cruz würde ich treffen? Der, der einfach abschätzig und kühl war? Oder würde er handgreiflich werden? Was wenn er mit meinen Informationen nicht zufrieden war? Was wenn er beschlossen hatte, dass er mich doch einfach töten sollte? Was wenn es ihm einfach Spass machte, mich zu quälen?

MAFIA BOSSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt