16. Einsam

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E V E R

♠️

Der leichte Spott in Cruz Miene verflog augenblicklich.

Francescas Schritte stockten, als Cruz sich zu ihr umdrehte. Kurz sah sie erstaunt aus, bevor sie sich rasch wieder fasste. »Cruz, hi.«

»Francesca.« Weder lächelte Cruz noch machte er irgendeine Anstalt, Francesca die Hand zu geben.

Es sah so aus, als wolle Francesca noch etwas hinzufügen, doch dann schien sie sich umentschieden zu haben.

Okaaaay? War das nicht gerade schräg gewesen oder bin ich es, die eine Schraube locker hat?

Nun gut, Cruz war noch nie sonderlich zuvorkommend.

Ich lachte über mich selbst.

Was heisst hier sonderlich? Der Typ hat keine Manieren. Er hat keine scheiss Manieren! Er ist ein Arsch! Oh man, tat das gut zu fluchen!

»Komm Viola, ich möchte dir noch jemand vorstellen.«

»Natürlich, ich komme.« Ich ging an Cruz vorbei, henkte mich bei Francescas dargebotenen Arm unter und folgte ihr in Richtung Tür.

Bevor ich jedoch die Flügeltüren passierte, warf ich noch einmal einen Blick über die Schultern zurück.

Wieso? Keine Ahnung. Es war einfach ein Reflex.

Cruz hatte sich weder abgewendet noch jemand anderem gewidmet. Stattdessen sah er uns hinterher, aber sein Blick lag auf Francesca und nicht mir.

Dann, als er mein Starren bemerkte, zuckten seine Augen zu mir.

Schnell drehte ich mich um und verschwand durch die Tür.

Oh Grundgütiger, war das peinlich! Er hatte mich voll beim Glotzen erwischt!

»Was hattest du bei ihm zu suchen?« zischte Francesca mir zu, während sie uns durch die volle Halle führte.

»Äh... Er schien mir einsam?« schwindelte ich, während ich immer noch meinen Gedanken nachhing.

Wieso hatte ich überhaupt gestarrt? Jemand angestarrt, der mich mit dem Tod meiner kleinen Schwester erpresste! Was war nur los mit mir?

Gott Ever, du bist so dämlich.

Der Alkohol, das war nur der Alkohol in mir.

»Halt dich lieber fern von Cruz, er ist kein Liebhaber, den du dir aussuchen willst.«

Ich blinzelte erstaunt. »Wieso?« Und puff, meine Grübelei verschwand, so einfach war das.

»Er benutzt Frauen wie gebrauchte Handtücher. Sobald er mit dir fertig ist, wirft er dich weg. Aber keine Sorgen, du entsprichst sowieso nicht seinem Typ, also musst du dir deswegen gar nicht viel Gedanken machen. Er steht auf schlanke, grosse und modelmässige Frauen. Mit grosser Oberweite und kleinem Arsch.«

Aha, das waren also die Art von Frauen, mit denen sich Cruz tagtäglich umgab. Kein Wunder, dass er mich als eine Geschmacksverstauchung bezeichnete, er musste mich ja geradezu hässlich finden.

»Ausserdem stehen wir zwar mit den Russen nicht gleich auf Kriegsfuss, aber die Waffenruhe liegt auf einem schmalen Gart.«

»Wie meinst du das?«

»Cruz gehört der russischen Mafia an, sein Vater war einer der grössten Mafiabosse in Moskau.«

Ich gab mich geschockt und riss meinen Mund auf. »Wie bitte?! Das ist ja ... Oh mein Gott! ... Wie-« Okay, Ever, überteib mal nicht. 

MAFIA BOSSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt