06. Dafür hat man Freunde

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E V E R

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Der Plan war folgendermassen; Den Cosa Nostras – meiner Familie – gehören grosse Firmen, dazu gehört auch eines der grössten Immobiliengeschäften. Ich sollte mir also einer ihrer Apartments ansehen und mich wie die verschollene Tochter geben, sobald sie bemerkten, wer ich war.

Meine Glieder zitterten immer noch. Vielleicht von der Kälte, die durch meine nassen Kleider in meinen Körper drang, oder vielleicht aber auch bei dem Gedanken daran, bald in die engen Kreise einer Mafiatruppe zu gelangen und als Spion für den Boss der russischen Mafia Cruz Morozovski zu fungieren. Klar, vielleicht war das der Grund.

Ich schaffte es nicht, Cruz in die Augen zu sehen, aus Angst, er würde mir abermals seine Pistole in den Mund schieben. »Zuerst will ich meine Schwester sehen und mir frische Kleider von mir Zuhause anziehen.«

Obwohl ich auf meine ringenden Hände in meinem Schoss guckte, spürte ich Cruz vernichtenden Blick auf mir.

Six, der auf dem schicken Sofa vor sich her lümmelte, lachte. »Glaub kaum, dass du bessere Kleidung als die hast. Besser du überlässt uns diesen Teil.«

»Nein.« durchschnitt Cruz Six kalt und diesmal sah ich zu ihm hoch. Der goldene Ring in seinen Augen funkelte abschätzig. »Gabriele soll sehen, in was für Lumpen sie herumläuft. Vielleicht erregt es ein wenig ... Mitleid.« Das dies bei ihm nicht der Fall war, war glasklar.

Meine Wangen flammten auf unter brodelnder Scham. Diese schwarze Jeans und das enganliegende Oberteil, waren die hübschesten Kleidungsstücke, die ich besass. Ich sollte mich nicht dafür schämen müssen, dass ich mit dem restlichen Geld, das mir am Ende des Monats blieb, lieber Kleidungsstücke für meine Schwester besorgte, und dennoch war ich es.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und biss meine Zähne zusammen. »Kann ich sie nun sehen?«

Cruz musterte mich eine Sekunde, dann drehte er sich zu Six und Ivan herum. »Ivan, du fährst sie. Six, du begleitest die beiden.«

»Was?« entfuhr es Six und machte eine entgeisterte Miene. »Wieso ich?«

»In drei Stunden seid ihr wieder zurück.« Damit verschwand er aus dem geräumigen und deckenhohen Wohnzimmer.

Endlich konnte ich wieder frei atmen.

Ivan, der einen makellos gebügelten Anzug mit enger Krawatte trug, war bereits auf seinen Beinen und sah erwartungsvoll auf Six herunter. Dann sagte er etwas auf russisch, das ich nicht verstand.

Six stöhnte, nahm seine Füsse vom Glastisch und stand dann auf. »Na dann, worauf warten wir noch. Mir nach, kleine Ever.«

Ich folgte den beiden durch die grosse Villa in ihre Garage, in der mehr Autos standen, als ich Freunde aufzählen konnte.

»Ah meine Babys! Wie ich euch vermisst habe.« säuselte Six und schlenderte zwischen den hoch polierten Autos hindurch. Er strich über die Wagenhaube eins roten Cabriolets. »Was, du hast mich auch vermisst sagst du? Schon gut, Daddy ist wieder da.«

Was stimmte nur nicht mit diesen Typen? Hatte er noch alle Tassen im Schrank oder war ich es, die nun völlig am Rad drehte?

»Ivan!« rief Six plötzlich, drehte sich abrupt um und zeigte auf einen schwarz glänzenden Sportwagen. »Wir nehmen dieses süsse Geschöpf hier!«

Kaum sass ich im Auto, fuhren wir auch schon los. Ich blickte aus dem Fenster und hing meinen Gedanken nach. Wie reich waren diese Leute, um sich all diesen Luxus leisen zu können? Und was taten sie, damit sie zu diesem Vermögen kamen?

MAFIA BOSSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt