04. Cruz und Liebe?

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E V E R

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»Lasst mich raus!« schrie ich, als die Tür vor meiner Nase ins Schloss rastete. Kaum riss ich mit meinen befreiten Händen den Sack vom Kopf, hämmerte ich auch schon wie wild gegen die Tür. »Hilfe! Ich will hier raus! Ihr könnt mich nicht einfach festhalten! Das ist illegal!« Ich hörte nicht auf zu schreien, bis meine Kehle Wund war und meine Fäuste taub. Doch niemand öffnete das Schloss und liess mich raus.

Ein Schluchzten bahnte sich in mir hoch, doch ich unterdrückte es voller Wut und wischte mir energisch die Tränen vom Gesicht.

Nein, ich durfte jetzt nicht weinen, durfte nicht schwach werden. Ich würde hier nicht rumsitzen und mein Schicksal beweinen. Es musste einen Weg geben, von hier auszubrechen. Sophie brauchte mich.

Sobald der Gedanke meinen Nebel aus Angst und Panik durchbrochen hatte, setzte mein Herz aus. Oh Gott, Sophie! War sie immer noch bei Hope? Ging es ihr gut? Oh Gott, sie musste sich schreckliche Sorgen um mich machen, ich hatte ihr versprochen, sie um Neun abzuholen.

Meine Hände wühlten durch meine Haare und ich lief aufgeregt hin und her. Was sollte ich nur tun? Mein Vater hatte mich verkauft, an ... an... Ja, an wen eigentlich?

Er hatte mir versichert, dass er seit zwei Jahren nicht mehr das Casino aufgesucht hatte, aber etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen, als das er mich gegen Schulden eingetauscht hatte. Es mussten die Besitzer des El Casinos sein.

Nur welches Interesse hatten sie, mich mitzunehmen? Bilder zogen vor meinem inneren Auge hinweg. Junge Frau entführt. Misshandlung. Vergewaltigung. Zwangsarbeit.

Mein Atem wurde flach, meine Hände nass. Eine weitere Panikattacke kämpfte sich an die Oberfläche. Ich musste hier raus. Ich musste unbedingt hier raus. ICH MUSSTE HIER UM HIMMELSWILLEN RAUS!

Ich sprintete zum Fenster und starrte über den riesigen Garten. Hübsche Blumenbete waren künstlerisch angerichtet. Die Hecken millimetergenau zurechtgeschnitten. Der springende Punkt war jedoch, dass der Garten eingezäunt war. Ich würde einen anderen Weg finden müssen. Meine Augen wanderten zu dem Pool unter mir. Ich schätzte die Meter. Zwei, vielleicht Zwei-Ein-Halb höchsten. Es könnte funktionieren. Oder ich würde mir einen schweren Kopfbruch zulegen.

Ich sah zurück auf die Tür. Da waren Schritte im Gang.

Meine Hände zitterten so stark, dass ich Mühe hatte, mir meinen Mantel abzustreifen, sowie meine hohen Schuhe. Nun nur noch in einer simplen schwarzen Skinny Jeans und einem Langarmtop, dass ich hineingeshoppt hatte, da am unteren Ende ein Loch klaffte, versuchte ich das Fenster hochzuschieben. Verschlossen.

Okay, okay. Für Sophie. Ich ballte meine Hand und schlug gegen die Fensterscheibe. Einmal. Ah verdammt! Scheisse tat das weh!

Ich biss mir auf die Lippen und unterdrückte mit gekrümmten Oberkörper ein Stöhnen. Komm schon Ever, du schaffst das!

Ich setzte zu einem erneuten Schlag. Einmal, zweimal. Tränen sammelten sich in meinen Augen und meine Knöchel bluteten. Beim dritten Schlag zersprang das Glass. Ich schaute hinunter auf die blau schimmernde Wasseroberfläche.

Das war verrückt! Völlig verrückt!

Die Schritte näherten sich. Dann hörte ich Stimmen vor der Tür.

Für Sophie. Ich kniff meine Augen so sehr zusammen, dass es wehtat und kletterte aus dem Fenster. Bitte, lass mich nicht sterben. Dann stiess ich mich ab und sprang hinunter. Meine Arme ruderten in der Luft, genau wie meine Beine. Ich fiel und fiel und fiel, während ich mein Schrei tief in mir vergrub und auf meine Lippen biss, sodass ich Blut schmeckte. Dann durchbrach ich mit einem lauten Platschen die Wasseroberfläche.

Der Pool war zum Glück tief gebaut, und so schlug ich auch nicht mit meinem Körper auf dem Betonboden an. Meine Beine strampelten mich wieder hoch und ich schnappe nach Luft, als ich endlich auftauchte. Meine Zähne klapperten, während ich an den Beckenrand schwamm und mich hochwuchtete. Ich musste von hier verschwinden, ehe sie mich vom Fenster aus entdeckten.

Meine nackten Füsse berührten den sauberen Steinboden und Wasser tropfte von meinem ganzen Körper, als ich den übertrieben grossen Pool umrundete und über die Terrasse mit ihren schicken Loungen schlich.

Schlotternd vor Kälte und Anspannung rannte ich an der Hauswand entlang, duckte mich unter jedem Fenster hinweg, bis ich eine vertraute Stimme hörte, die ich schon einmal an diesem Abend gehört hatte.

Ich traute mich nicht, hineinzuspähen. Ich hätte weiter gehen und zusehen sollen, dass ich von hier verschwand, doch die Neugierde hatte mich gepackt und so kauerte ich mich hin und lauschte.

»Hast du die Ähnlichkeit bemerkt?« drang Six's Stimme aus dem offenen Fenster. »Fuck. Wir haben einen Volltreffer gelandet! Gabriele ist schon so gut wie tot, das schwör ich dir. Und mit ihm alle scheiss Cosa Nostras.« redete er weiter, während das Gluckern von Flüssigkeit in ein Glass zu hören war. »Aber man alter, ich weiss nicht, was du an ihr gefunden hattest. Sie ist heiss, ja, aber scheisse crazy. Diese ganze Familie ist crazy. Das du diese Tussi geliebt hast kapier ich nicht.«

Eiswürfel, die im Glas klirrten. »Klappe, piz-dets svolach.«

»Und immer noch habe ich das Gefühl, das du ihr nachtrauerst. Komm über sie hinweg, das Miststück hat dich betrogen.«

»Ich sagte klappe.« Cruz Stimme war gefährlich ruhig, mit einem tiefen Knurren im Unterton. Augenblicklich verstummte Six in seinem Geplapper.

Cruz und eine Ex? Cruz und Liebe? Das zersprengte mein Vorstellungsvermögen. Ich konnte mir dieses Monster von einem Mann, der mir seine Waffe ins Gesicht gedrückt hatte, nicht liebenswürdig vorstellen. Da bevorzugte ich einen Kevin, Will oder Collin bei jeder Gelegenheit.

Dann klopfte es an der Tür.

»Herein.« erlaubte Cruz. »Ivan, was ist los?«

»Mädchen ist verschwunden.« antwortete Ivan mit einem dicken, russischen Akzent.

»Was?« schoss Cruz scharf hervor und ich erstarrte. Scheisse! So ein verdammter Mist!

Ich sprintete über die Wiese, um die Ecke des grossen Anwesens und versteckte mich hinter der tiefen Hecke, um auf den Vorhof zu schauen. Mehrere schicke Autos waren geparkt. Der Springbrunnen plätscherte in der Mitte vor sich hin.

Zwei Wachen am prunkvollen Eingang, sowie neben dem Auffahrtstor. Wachen mit Schusswaffen. Mist, Mist, Mist!

Ich wich zurück. Vielleicht konnte ich auf der anderen Seite einen anderen Weg finden? Vielleicht- ich stiess gegen eine harte Wand.

»Wo geht es denn so spät hin?« Cruz dunkle Stimme an meinem Ohr.


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viertes Kapitel! 🥳

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MAFIA BOSSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt