13 - Im Schutzbunker

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Der Schmerz stand Hayden und Novalee wie ein Kunstwerk ins Gesicht geschrieben, nachdem Shade aus der Kutsche gesprungen war. Stumme Tränen liefen über ihre Wangen und ihre schmalen Körper zitterten.

Hale hätte die beiden Mädchen sehr gerne getröstet, doch er wusste beim besten Willen nicht, wie er das machen sollte. Egal, welche Worte seinen Mund verlassen hätten: Sie wären Shade nicht gerecht geworden und falsch gewesen.

Das Schweigen, das sich wie ein Lauffeuer in der Kutsche ausbreitete, war unangenehm. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und versuchte dabei, nicht schutzlos in einem Meer aus Tränen zu ertrinken.

Lediglich Yamila und Elrik wurden nicht von der Trauer zerdrückt. Zwar bedauerten sie es, dass Shade sein Leben opfern musste, doch fehlen würde ihnen der Junge mit den blonden Locken und den smaragdgrünen Augen nicht. Dafür hatten sie ihn einfach nicht gut genug gekannt.

Plötzlich blieb die Kutsche mitten auf einem steinigen Waldweg stehen. Da sich die Dunkelheit noch immer wie ein Schleier um die Kutsche legte, konnten Hale, Novalee, Hayden, Yamila und Elrik nicht erkennen, weshalb sie angehalten hatten.

Ob sich ihnen wohl jemand in den Weg gestellt hatte? Vielleicht Soldaten?

Automatisch schlug Hales Herz schneller. Alles, was er sich wünschte, war, den geheimen Tunnel zu erreichen, von dem Yamila gesprochen hatte. Weitere Komplikationen würden ihn bloß noch weiter an den Rand seiner Verzweiflung treiben.

Eigentlich hatte Hale gedacht, dass der Mord an Gale Jordan schlimm gewesen wäre, doch Shades Selbstmord hatte dieses grausame Ereignis nochmal getoppt.

Es tat Hale im Herzen weh, zu sehen, wie aufgelöst Hayden und Novalee waren.

Novalee hatte soeben ihren Bruder verloren.

Und Hayden? Hayden war indirekt der Grund für Shades Aufopferung gewesen.

Hale wollte sich gar nicht vorstellen, was für ein schreckliches Gedankenkarussell sich derzeit in Haydens Kopf drehen musste.

Hale wandte seinen Blick erst von der schluchzenden Hayden ab, als die Tür der Kutsche schwungvoll aufgerissen wurde. Zum Vorschein kam der Kutscher Stan – ein alter Mann, der schon seit mehreren Jahren für das Königshaus im ersten Sektor arbeitete.

Stans Loyalität hatte sich König Arvid damals verschafft, indem er Stans jüngste Tochter, die an der geheimen Planung der Unterwelt beteiligt gewesen war, begnadigt hatte. Seitdem war Stan dem König treu ergeben.

„Wir müssen zu Fuß weitergehen!", keuchte Stan außer Atem. Die Schutzmaske, die er trug, dämpfte seine Worte so sehr, dass seine Stimme lediglich einem Wispern glich. „Die Pferde sind scheinbar doch nicht immun gegen das tödliche Gas. Sie sind zusammengebrochen und verstorben."

Sofort tauschten Hayden und Novalee einen panischen Blick miteinander aus.

Das war definitiv keine gute Nachricht, die Stan ihnen überbrachte.

„Wenn wir uns beeilen, müssten wir den Tunnel in etwa fünf Minuten erreicht haben", sprach Stan weiter. „Folgt mir!"

Ohne zu zögern, kletterten Hayden, Hale, Novalee, Elrik und Yamila aus der Kutsche. Da es stockfinster war, nahmen sie einander an die Hand, um sich nicht in der Dunkelheit zu verlieren.

Wenigstens einmal funktionierten sie als Team.

Stan ging voraus. Immer wieder zündete er ein kleines Streichholz an, das ihm den Weg in Richtung Tunnel wies.

In der Ferne konnte Hale die verzweifelten Schreie von Menschen hören. Entweder hatte sich das tödliche Gas noch nicht im gesamten fünften Sektor verbreitet oder die Menschen hatten eine Möglichkeit gefunden, um sich vor den Giftstoffen zu schützen.

In einer Zeit nach dir und mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt