Fortschritt

1.3K 55 11
                                    

Seit Tagen bin ich nun an dieses Bett gefangen. Jeden Tag kommen etliche Leute und fragen mich irgendwelche Sachen. Ich antworte immer nur kurz und ignoriere dann die Personen. Die ganze Situation ist mir einfach nur peinlich und ich genieße jeden Moment an dem ich wieder die Schmerzmittel verabreicht kriege und für einen Moment frei bin von allem unerträglichen. Mein Zustand hat sich in den letzen Tagen etwas verbessert. Zwar konnte ich immer noch nicht wieder richtig atmen und meine Lungen und Rippen taten immer noch weh, aber die restlichen Schmerzen linderten sich so langsam ein wenig. Heute sollte ein Physiotherapeut kommen um Übungen mit mir zu machen, hatte Natasha mir erzählt. Sie war in den letzen Tagen fast immer an meiner Seite und die einzige die ich akzeptierte. Unsere Unterhaltungen waren zwar meist einseitig, aber sie darf als einzige bei mir sitzen.

Und so ging es 2 Wochen weiter. Natasha kam jeden Tag und so langsam bauten wir uns ein Verhältnis auf. Ich öffnete mich ihr ein wenig, erzählte ihr aber nicht was der Mann mit mir gemacht hatte. Meine Schmerzen wurden von Tag zu Tag besser und ich konnte immer besser wieder laufen. Am Anfang war schon das Aufstehen eine so große Belastung für meine Lunge, dass ich beim ersten Versuch zusammenbrach und kaum Luft kriegte. Aber es wurde immer besser heute habe ich es geschafft den Gang auf und ab zu gehen. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass dies einmal ein großer Schritt für mich sein könnte. Jetzt duschte ich. Ich genieße wie das warme Wasser auf meiner Haut. Etwa 20 Minuten war ich jetzt schon unter der Dusche. Ich weiß das Natasha auf mich wartet und mich fragen wird wie der Tag war, aber Heute bin ich so fertig das ich nur mich hinlegen möchte. Ich möchte nicht aus der Dusche raus. Ich möchte es so lang wie möglich hinauszögern. Nach weitern 20 Minuten entschließe ich mich, das Wasser abzustellen und mich wieder anzuziehen. Nach dem anziehen brauch ich erstmal eine Pause. Ich versuche mich wie immer auf meine Atmenübungen zu konzentrieren um die Schmerzen aus meiner Lunge zu vertreiben. Doch dieses Mal dauert es länger als sonst. Langsam verzweifele ich. Wie einfach war alles bevor ich vergewaltigt wurde. Ich will nicht daran denken, aber automatisch habe ich wieder diese Bilder im Kopf.

Rückblick:

Ich sehe mich im Park spazieren im Sonnenuntergang. Dann setze ich mich auf eine Bank und genieße die letzen Sonnenstrahlen. Allmählich wird es immer dunkler und ich beschließe nach Hause zu gehen. Ich schlendere den Weg entlang zum Ausgang des Parks. Keine Menschenseele treibt sich im Park herum, außer eine Nachbarin mit ihrem Hund. Ich denke nach was ich heute Abend für ein Film schauen will. Ich habe noch eine Packung Ben & Jerry da, errinere ich mich. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, denn eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich drehe mich schlagartig um und merke wie eine Spritze sich in mein Hals bohrt. Dann sehe ich verschwommen und das letze, was ich merke, ist wie der Mann mir schmutzige Sachen ins Ohr brabbelt und mich hinter einem Busch zieht. Dann legt sich ein schwarzer Schleier um meine Welt.

Ein Schauer breitet sich auf meinem Rücken aus und nur Sekunden später schluchze ich schon los und verfalle in eine Snapatmung. Was ist nur mit mir passiert? Ich war immer eine sehr starke und kalte Person. Ich kann solche Gefühle der Angst eigentlich immer unterdrücken. Ich wusste wie ich mit solch einer Situation umzugehen sollte. Aber jetzt verließ mich mein Verstand. Mein Körper lässt mich im Stich und die Stimmen in meinem Kopf werden immer lauter. Schwarze Flecke schirmen mein Blickfeld vereinzelt ab. Ich rolle mich zusammen und merke dabei geschockt, dass ich am ganzen Körper zittere. Die Tränen rollen nur so über meine glühend heißen Wangen. Anscheinend bin ich so laut das Natasha merkte, dass etwas nicht in Ordnung ist, denn jetzt höre ich wie sie an der verschlossenen Tür wackelt. ,,Alles gut?'' fragt sie. Ich kann jetzt nicht antworten. Meine Stimme wäre zitterig und man würde mir sofort meinen Zusammenbruch anmerken. Ich versuche mich wieder einzukriegen. Meine Emotionen und Gefühle abzuschalten. Nach eine halben Minute habe ich mich wieder gefangen. Ich wische mir die Tränen aus meinem Gesicht. Leider muss ich feststellen, dass meine Augen so rot sind, sodass es aussah als ob ich high auf Drogen wäre. Wäre die Situation nicht so Ernst würde ich lachen, denn ich sah echt lustig aus. Ein erneutes etwas lauteres Klopfen ließ mich herumfahren, wobei ich mein Zahnputzglas runter schmiss. Es klirrte laut. Ich schrie auf vor Schreck. ,,Y/n mach sofort die Tür auf oder ich trete sie ein!'' höre ich eine wütende Natasha sagen. ,,Jaja, ich komme!'' Ich drehe mich zur Tür um und öffne diese. Erst schaut Natasha mich an und fragt: ,, Gehts dir gut? Was ist passiert? Du blutest ja!'' Erst jetzt merke ich die warme Flüssigkeit in meinen Händen.
,,Alles gut, sind nur ein paar Kratzer.'' sage ich beschämt. Jetzt schaut Natasha hinter mich und sieht das zerbrochene Glas auf dem Boden. ,,Leg du dich hin! Ich mach das schon.'' Ehrlich gesagt bin ich froh, dass sie das sagte, denn so langsam aber sicher merkte ich wieder die Schmerzen in meiner Lunge und wie sich mein Kreislauf langsam wieder verabschiedete. Ich lege mich ins Bett, schließe Instinktiv die Augen und versuche meinen Kopf frei zu kriegen. Doch meine Gefanken schweigen von Natasha zur Nacht und wieder ins hier und jetzt. Wieder befreit sich eine Träne aus meinen Augen, auch wenn ich mich dagegen wäre schon wieder sich so hilflos zu zeigen. Natasha hatte sehr schnell das Bad sauber gemacht und setzt sich jetzt zu mir ans Bett. ,,Wie ist das wirklich passiert? Was ist los? Ich sehe dich Leiden? Also was ist dein Geheimnis?'' für einen Moment bleibt mein Herz stehen. Was hat sie da gerade gesagt? Eigentlich war ich immer gut darein anderen etwas vorzuspielen. Ich bin eine geborene Schauspielerin. Woher konnte sie mich so gut lesen. Was soll ich antworten? Ich versuche ihren Blickkontakt zu meiden. Wenn ich ihr jetzt alles erzähle, stehe ich wie ein schwachen kleines Kind da, was sich nicht mal gegen einen alten Mann wehren kann. Nein diese Geschichte sollte nie jemand erfahren, dass schwor ich mir. Ich merke wie ihr Blick auf mir klebt und sie immernoch auf eine Antwort wartet. Sie wird nicht loslassen!

The night where a part of me died// natasha x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt