Kai! Wach auf!

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Kais Sicht:

Ich hatte wieder diese Gedanken. Die Gedanken, die mich Tag und Nacht konfrontieren und ich mit niemanden darüber reden kann, weil ich Angst vor der Reaktion habe. Werden sie mich abstoßend finden oder mich sogar hassen?

Ich habe mich mal wieder in meinen Gedanken verloren. Sie plagen mich immer und überall. Ich war zu schwach, um etwas dagegen zu unternehmen.

Plötzlich hörte ich ein Schnipsen und Stimmen.

„Kai, was ist? Kommst du?", hörte ich Jules Stimme.

Ich schüttelte meinen Kopf um einen klaren Gedanken fassen zu können.

„Eh ja. Ich komme", antwortete ich ihm schlicht.

Die Jungs schauten mich komisch an, verließen aber dann die Kabine. Wir sind gerade mitten in der WM und es ist Sommer. Ich schwitz mir jedes Mal einen ab. Aber mir bleibt nichts anderes übrig, wenn ich nicht will, dass die ganze Welt meine Narben sieht. Bis jetzt bin ich auch gut damit durchgekommen, auch wenn jeder fragt, warum ich ihm Hochsommer mit langem Unterzieh T-Shirt rumlaufe. Auch in den Medien ist genug davon zu finden, aber niemand ist bis jetzt auf die richtige Lösung gekommen.

Auch bei dem Spiel heute werde ich vermutlich wieder viel schwitzen.

Am Platz draußen angekommen, kassierte ich zwar komische Blicke, nicht nur von den Zuschauern auch von meinen Kollegen, aber das bin ich ja mittlerweile gewohnt.

Nachdem ich bei den anderen angekommen bin, wärmten wir uns auch schon auf. Das Spiel verlief relativ gut für uns, zur Halbzeit stand es bereits 3:0. Jetzt kann doch nur alles gut verlaufen.

Kaum zurück auf dem Platz wurde ich gefault und fiel unglücklich auf meine Hände. Verdammt. Ich richtete mich wieder auf und schaute auf meine Hände. Durch das Shirt war Blut zu erkennen. Was mach ich den jetzt?

„Hey Kai, alles okay? Du blutest", hörte ich Jule rufen.

Nein. Natürlich ist nicht alles okay. Aber das merkt hier ja keiner.

„Jaja, hab mich wahrscheinlich nur blöd aufgeschürft".

Die Ärzte waren bereits auf den Weg zu mir. Das konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen.

„Lassen Sie mich mal sehen Herr Havertz".

„Nein. Es ist alles gut, das wird schon gleich aufhören zu bluten", entgegnete ich ihm leicht genervt.

Daraufhin sah ich wie mich meine Teamkollegen besorgt und verwirrt zugleich anschauten.

„Sind Sie sich sicher?"

„Ja. Wirklich".

Können die jetzt bitte endlich gehen? Ich will weiterspielen.

„Kai, lass die Ärzte doch mal kurz draufschauen", sagte Reus, der ungefähr zwei Meter von mir entfernt stand.

„Es ist wirklich alles gut. Vertraut mir".

Schließlich ließen sich die Ärzte überreden und verschwanden von Spielfeld. Erleichtert atmete ich aus. Jule wollte noch etwas sagen, doch ich winkte ab.

Das Spiel wurde endlich angepfiffen. Meine Konzentration war jedoch nicht mehr ganz da, weil meine Arme ziemlich schmerzten.

10 Minuten waren noch zu spielen, dann hätten wir das Ding nachhause geholt. Müller machte mir gerade eine super Vorlage. Mein Fuß war nur noch Millimeter vom Ball getrennt als ich geschupst wurde und einen harten Schlag am Kopf abbekam. Ab dann wurde alles Schwarz.

POV: Jule

Thomas machte Kai gerade eine super Vorlage, dass würde das 4:0 werden. Der Ball war genau vor seinen Füßen, als ein Gegner ihn von hinten schupfte und er mit voller Wucht gegen den Pfosten krachte. Er fiel zu Boden und bewegte sich nicht mehr. So schnell ich konnte, rannte ich zu ihm.

„Scheiße Kai! Wach auf!".

Nichts. Schon waren die Ärzte da und Mats zog mich von Kai weg. Zuerst wehrte ich mich, doch Mats konnte mich beruhigen.

Die Ärzte versuchten Kai ebenfalls wach zu bekommen, aber ohne Erfolg. Sie verbanden ihm die große Platzwunde am Kopf und zogen schließlich seine Ärmel hoch, da er bei seinen Armen noch immer blutete. Doch was ich da sah, schockte mich. Nun war es vollkommen vorbei und ich brach in Tränen aus. Kai, mein bester Freund, mein Ein und Alles hatte den ganzen Unterarm voller selbst zugefügter Verletzungen. Frische und alte Narben. Frisches Blut und bereits getrocknetes. Meine Füße verloren den halt, bevor ich jedoch auf dem Boden aufkam, fing mich Mats auf und setzte mich sanft am Boden ab.

„Hey, beruhig dich, es wird alles gut. Hörst du?", sprach er mir leise zu.

Ich nickte leicht, das war alles was ich im Moment konnte.

Kai wurde in der Zwischenzeit bereits von Platz getragen. Jeder auf dem Platz und auf den Tribünen war geschockt. Ich vermutlich aber am meisten.

Mein ganzes Team kam schließlich auf mich zu und schließlich konnte ich mich beruhigen. Ich schaffte es die letzten 10 Minuten fertig zu spielen und fragte sofort nach, in welches Krankenhaus Kai gebracht wurde.

Kai am Limit (Kai Havertz und Jule Brandt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt