Neubeginn

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Einen wunderschönen Dienstag Abend, meine Lieben!

Heute geht es mit einem Kapitel weiter, das vielleicht einige Fragen aufwirft und so richtig befriedigend ist es vermutlich auch nicht, aber da im Leben auch nicht immer alles Friede Freude und so weiter ist... nun, ihr wisst schon.

Aktuell freue ich mich sehr, dass sich 'Da und Fort' in den letzten Zügen befindet (Ein paar Kapitel kommen aber noch, also keine Angst!) und ich bereits mitten in meinen neuen Projekten stecke.

Tatsächlich bin ich aktuell an mehreren Sachen dran. Zum einen geht die Story, für die ich einen Probeleser gesucht habe, bei ReadingBookChannel demnächst online auf Patreon. (Wer das nicht kennt, der kann sich gerne mal bei mir melden, ich erkläre das Prinzip gerne). Grund dafür, dass es nicht als Hörbuch auf YouTube raus kommt, sind die vielen Lemon-Szenen. Vorerst kommt auch tatsächlich erst die Vertonung von Melina, ehe ich damit online gehe. Jedoch habe ich mir vorgenommen, bis Mai/Juni damit auch hier und auf fanfiktion.de an den Start zu gehen. 20 Kapitel mit über 106.000 Worten existieren bereits und ich bin eine ganze Weile noch nicht fertig damit. Somit ist sie beinahe so lang wie Da und Fort im Moment. Es ist (zum Teil) wieder eine Dramione aber nicht ausschließlich. Man muss sich sicher drauf einlassen können, weil es schon etwas anders ist. Ich bin gespannt, ob sie euch gefällt. (Ich hoffe natürlich, dass ich den ein oder anderen von euch auch dort wieder sehe)

Außerdem habe ich mal wieder einen Male-Slash in Arbeit. Jedoch dieses Mal kein Darry. Es ist etwas komplett abwegiges und daher liebe ich es wirklich sehr, die Story zu schreiben. Draco/Ron. Auch die ist zwischenzeitlich schon recht fortgeschritten und wird baldmöglichst mein Geschichtenregal erweitern.

Und zum Schluss meiner Ankündigungen freue ich mich, dass 'Da und Fort' auch bald bei ReadingBookChannel auf Youtube vertont wird. Ihr seht - es geht rund hier!

Nun aber weiter mit dem nächsten Kapitel! Habt eine tolle restliche Woche, ihr Lieben!



Kapitel 18 - Neubeginn

Es dauert nicht lange, bis durch die Lautsprecher über dem Wartebereich verkündet wird, dass das Boarding nun beginnt. Ich habe davon abgesehen, mich hinzusetzen und war lieber dazu übergegangen, nervös auf und ab zu laufen. Nicht jedoch, ohne die Türe zu den Damenwaschräumen weiterhin im Auge zu behalten. Granger ist bisher nicht wieder aufgetaucht und obwohl ich schon kurz davor war, ihr einfach hinterher zu gehen, habe ich den Gedanken direkt wieder verworfen. Es würde mir gar nicht in den Kram passen, wenn mich am Ende noch der Sicherheitsdienst aus dem Flughafen werfen würde. Das wäre, zugegebener Maßen, recht kontraproduktiv.
Doch nun sehe ich gehetzt von der Türe zu der Schlange der Menschen, die sich nun nach und nach aufreihen, um diese beschissene Blechbüchse zu besteigen. Alleine schon der Gedanke daran, dass ich ebenso in wenigen Augenblicken durch diese Türen gehen werde, treibt mir den kalten Schweiß auf die Stirn und in meinem Hals formt sich ein Kloß. In meiner aufkommenden Panik hätte ich beinahe Granger verpasst, die urplötzlich an mir vorbei stolziert und sich, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, nun ebenfalls anstellt.

»Granger, warte!«, rufe ich leise und bin mir sicher, dass sie mich gehört hat, denn ihre Schultern spannen sich etwas auf meine Worte hin an, doch sie ignoriert mich weiterhin stoisch und wäre die Situation nicht bereits schon so festgefahren, hätte ich auf ihre Reaktion hin vielleicht sogar lachen können. Doch ich lache nicht, sondern gehe ihr nun mit schnellen Schritten hinterher. »Hermine... bitte!«, versuche ich es nun zischend, als ich hinter ihr stehe, doch sie schweigt sich weiterhin aus und ich traue mich nicht, hier zwischen all den Muggeln noch mehr Aufsehen zu erregen und beschließe daher, dass ich mich wohl oder übel gedulden werde, bis wir in Aberdeen angekommen sind. ‚Vorausgesetzt, wir kommen an', verhöhnt mich die ängstliche Stimme in meinem Kopf. Nur wenige Minuten später wird mir klar, dass ich auf diesem Flug wohl auf mich alleine gestellt bin, denn während mein Sitzplatz laut meinem Ticket in Reihe fünfzehn ist, rutscht Granger bereits in der achten Reihe auf den Platz am Fenster auf der rechten Seite und sieht mich dabei mit einem solch triumphierenden Blick an, dass ich beinahe schon bereue, ihr hinterher gegangen zu sein.

»Guten Flug, Malfoy«, wirft sie mir dann so süffisant grinsend entgegen, wie ich es nur selten bei ihr gesehen habe und ich schlucke trocken auf. Jeglicher Kommentar, den ich ihr hätte entgegenbringen können, bleibt mir im Hals stecken, denn von den Passagieren hinter mir werde ich bereits weiter geschoben und finde mich für den Moment damit ab, dass ich vermutlich in den nächsten Stunden an meiner offensichtlichen Flugangst sterben werde. Wie überaus tragisch, denke ich und die ätzende Stimme in meinem Kopf hört sich verdächtig nach Snape an. Das hat mir gerade noch gefehlt.

Der einzige Vorteil auf diesem Flug, ist wohl der, dass ich von vorne herein wusste, was mich erwartet. Ob das jedoch nun wirklich so positiv ist, lässt sich schwer sagen, denn auch dieses Mal rast mein Puls geradezu, während das Flugzeug immer höher und höher steigt und ich Trottel habe es gewagt, einen Blick aus dem Fenster zu werfen, was ich sofort wieder bereue.
Meine Hände verkrallen sich in den Armlehnen und ich bin mehr als froh über die Tatsache, dass der Platz zu meiner Linken leer geblieben ist und so niemand Zeuge dieser absoluten Peinlichkeit wird. Ich versuche, mich zu beruhigen und mir einzureden, dass wir immer noch im Raum der Wünsche sind, der uns unmöglich drauf gehen lassen wird, doch mir scheint hier drin jegliches rationales Denken abhanden gekommen zu sein. Übelkeit und Panik wechseln sich ab und ich verschwende einen kurzen Gedanken daran, dass das Leben als Zauberer inklusive Apparieren und Portschlüsselreisen um so vieles einfacher ist.

Ich wünschte, Granger würde wieder neben mir sitzen und abermals ihre Hand auf meine legen, um mir zu bestätigen, dass alles gut werden wird, doch dieses Mal ist alles anders. Nichts wird wieder gut werden. Selbst wenn ich diesen Flug überlebe, wovon auszugehen ist, ist noch lange nicht wieder alles gut. Wer weiß ob jemals wieder alles gut werden wird. Was bedeutet ‚gut' überhaupt? Granger wird vermutlich nie wieder mit mir sprechen und höchstwahrscheinlich werden wir im Krieg draufgehen. Keine wirklich tollen Aussichten und ich schließe die Augen, um den restlichen Flug über mein erbärmliches Leben nachzudenken und mich zum hundertsten Mal dafür zu verfluchen, dass ich ihr nicht vorn vorne herein die Wahrheit gesagt habe.

Ich war gerade dabei, mir vorzustellen, wie Voldemort mir wohl den Garaus machen wird, als der Kapitän die baldige Landung in Aberdeen bei sonnigen sechzehn Grad Celsius durchgibt und ich atme erleichtert auf, da ich dann endlich aus dieser Blechbüchse aussteigen kann.
Nach der Landung bin ich gefühlt der Erste, der sich abschnallt und ungeduldig warte ich, bis dieses Höllenteil endlich zum kompletten Stillstand gekommen ist, ehe ich aufspringe, meinen Rucksack aus der Ablage über den Sitzreihen ziehe und mich an einigen anderen Passagieren vorbei drängle, die bereits ebenfalls im Gang stehen und darauf warten, aussteigen zu können.
Granger sitzt noch auf ihrem Platz und ebenso ein älterer Herr, mit dem sie sich angeregt unterhält. Ich positioniere mich provokativ direkt neben ihrer Sitzreihe und ernte ein Augenrollen von ihr, als sie mich erblickt, doch mangels eines Fluchtwegs kann sie mir hier nicht entkommen. Ihr Sitznachbar und sie beenden das Gespräch, während er sich nun erhebt und sich mit einem Kopfnicken bei mir bedankt, dass ich ihn hinauslasse. Granger steht nun ebenfalls auf und funkelt mich genervt an.

»Glaub bloß nicht, dass du mich davon abbringen kannst.« Ihre Worte sind lediglich ein zischen, während sie sich vor mich schiebt und sich auf die Zehenspitzen stellt um umständlich an die Gepäckablage zu kommen. Ich beschließe, ihr behilflich zu sein und stelle mich dicht hinter sie, um ihren Rucksack, der sich etwas verklemmt hat und an dem sie nun herumzerrt, herauszuheben. Ihre körperliche Nähe setzt mir einmal mehr gehörig zu und ich muss stark an mich halten, um sie nicht einfach an mich zu ziehen.

»Ich will dich nicht von irgendetwas abbringen«, antworte ich ihr und drücke ihr nun den Rucksack in die Hand. Sie schnaubt und wendet sich von mir ab, während sich die Passagierschlange langsam in Richtung der Türen schiebt. Sie antwortet mir nicht mehr und auch sonst versucht sie hartnäckig, mich zu ignorieren, während wir das Flughafengebäude betreten. Das stumme nebeneinander her Laufen ist mir jedoch, als wir nach gefühlten Stunden draußen in den warmen Frühlingsnachmittag Aberdeens treten, hinaus aus dem großen Gebäude, zu dumm und ich greife sie nun entschlossen am Arm. Sie taumelt kurz und dreht sich zu mir um.

»Was soll das, Malfoy?«, will sie genervt wissen und ich bin nicht weniger genervt über die Situation, doch ich versuche mich zu beherrschen, denn wenn man es einmal genau nimmt, hat sie jedes Recht, wütend auf mich zu sein.

»Gib mir wenigstens die Chance, mich zu entschuldigen!« Ich bin mir aber bereits im nächsten Augenblick ziemlich sicher, dass sie meine Entschuldigung weder hören noch akzeptieren will, denn sie entreißt mir energisch ihren Arm und verschränkt diesen nun mit ihrem anderen vor der Brust.

»Du willst dich entschuldigen? Für was genau? Oder besser gesagt, wo willst du denn anfangen? Meinst du, wir sind damit bis zum Abendessen fertig?« Sie sieht mich herablassend an und ich wundere mich für den Bruchteil einer Sekunde, dass sie dies von unten herauf so wundervoll hinbekommt. Ich will gerade Luft holen, da wettert sie schon weiter. »Du kannst dir deine Worte sparen. Ich will sie, um ehrlich zu sein, nicht hören. Ich konnte dir verzeihen, dass du uns in diese Welt gewünscht hast, denn du hattest keine Ahnung, was du tust und dir ist selbst nicht klar, wie das passieren konnte. Aber DAS...« Sie macht eine kurze Pause und atmet zittrig aus. »...das kann ich dir nicht verzeihen! Du wusstest verdammt nochmal, dass wir immer noch im Raum der Wünsche sind und dass die Wünsche in Erfüllung gehen und hast es nicht für nötig gehalten, mich darüber zu informieren.«

»Ich hatte Angst, Granger. Okay? Ich hatte einfach nur Angst, dass du auf direktem Weg zurück gehst und mich hier alleine lässt. Zuerst hatte ich nur Angst davor, auf mich alleine gestellt zu sein, aber irgendwann hatte ich dann einfach nur noch Angst, dich zu verlieren, verdammt noch mal! Du hast selbst gesagt, dass du nicht weißt, ob du überhaupt zurück gehen würdest, selbst wenn es die Möglichkeit gäbe. Ich hab egoistisch gehandelt, das ist mir klar! Es tut mir leid«, schließe ich lahm und sehe in ihren Augen, dass es nicht genug ist.

»Hast du auch nur die geringste Ahnung, was du getan hast? Wir hätten vor TAGEN bereits zurückkehren können und... «

»Und was?«, unterbreche ich sie und schnaube nun meinerseits. »Ich dachte wir hätten noch vorgestern Nacht festgestellt, dass es denkbar schlecht wäre, zurück zu gehen und höchstwahrscheinlich einer von uns so oder so ins Gras beisst, selbst wenn der Krieg vorbei ist und ganz ehrlich? Zurück zu gehen fühlt sich verdammt nach Russisch Roulette an. Ist es tatsächlich das, was du willst?«

»Das gibt dir aber nicht das Recht, mir zu verheimlichen, DASS es einen Weg gibt, zurück zu gehen!« , beantwortet sie meine Frage nicht wirklich. Ihre Stimme zittert vor Wut und auch ich merke, wie ich langsam lauter werde.

»Ich habe nach wie vor keine Ahnung, ob es den gibt! Höchstwahrscheinlich müssen wir uns nur die verdammte Tür wieder her wünschen, ja. Aber ich weiß es nicht, Granger. Alles was ich weiß, ist, dass ich im Moment eine scheiß Angst habe, dass du für immer und ewig wütend auf mich bist. Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe, okay? Aber weißt du was mir zwischenzeitlich nicht mehr Leid tut? Dass ich uns überhaupt erst hierher gebracht habe, denn das war verdammt nochmal das Beste, was mir seit Ewigkeiten passiert ist!«

Die Stille, die daraufhin folgt, klingelt in meinen Ohren und ich schlucke kurz trocken auf. Das ist jetzt irgendwie aus dem Ruder gelaufen, denn ich hatte nicht vor, ihr meine Seele vor die Füße zu kotzen und offensichtlich weiß Granger auch überhaupt nicht genau, wie sie mit meinen Worten umgehen soll, denn sie tritt nun von einem Fuß auf den anderen, kaut auf ihrer Unterlippe herum, öffnet den Mund um etwas zu sagen, schließt ihn jedoch wieder und dreht sich dann letzten Endes einfach um und läuft los. Ich habe zwar nicht den Hauch einer Ahnung wo genau sie jetzt hin möchte, aber ich setze mich ebenfalls langsam in Bewegung und gehe ihr hinterher.
Die nächste halbe Stunde, in der wir durch Aberdeens Gassen laufen und in der ich mich mehrmals frage, was sie nun vorhat, vergeht relativ schweigend und ich frage mich, ob sie überhaupt irgendwas vorhat. Doch für den Moment bin ich einfach nur froh, dass wir uns nicht streiten.
Zwischenzeitlich sind wir vor einem großen Einkaufshaus stehengeblieben und nun dreht sie sich wieder in meine Richtung und holt einmal tief Luft, ganz so, als müsse sie sich vor den nächsten Worten wappnen.

„Das ist deine letzte Chance, Malfoy. Ich werde nun dort hinein gehen und schauen, ob ich ein Zelt oder etwas Vergleichbares finde. Und dann werde ich versuchen, einen günstigen Transfer nach Rhynie zu organisieren, mich mit Proviant eindecken und so schnell wie möglich wieder zur Burgruine wandern. Wenn du mitkommen willst, ist das natürlich dein gutes Recht und ich werde dich nicht davon abhalten. Wenn du jedoch aussteigen willst und hierbleiben, dann wäre jetzt der Zeitpunkt sich zu verabschieden.«

Ich kann ihren Worten nicht entnehmen, welche Option ihr lieber wäre und auch ihr Blick lässt keine Schlussfolgerung auf ihren Gemütszustand zu. Sie sieht mich nur relativ ausdruckslos an und ich schnaube, weil sie einfach unfassbar ist. Ich meine, Granger war schon immer eine Nummer für sich, aber dass sie jetzt hier so abgebrüht tut, das kann ich ihr irgendwie nicht so recht abnehmen. Zugegeben, auszusteigen und einfach für immer hier zu bleiben, ist nach wie vor verlockend, doch selbstverständlich keine wirkliche Option. Ich schnaube.

»Als ob du die Antwort nicht bereits kennst«, sage ich deshalb und rolle leicht mit den Augen. »Du hast dir tatsächlich den Namen des kleinen Dorfes gemerkt?«, setze ich dann noch milde beeindruckt an, woraufhin sie kurz trocken auflacht.

»Selbstverständlich. Du etwa nicht?«

Nein. Hatte ich nicht und bei Merlin, ich muss mir einmal mehr eingestehen, dass ich ohne Granger sowas von aufgeschmissen wäre, hier in dieser Welt. Mich wundert es auch so überhaupt nicht mehr, dass Potter so weit gekommen ist auf seiner Mission. Mit Hermine Granger an seiner Seite, was kann da schon schief gehen? Der Anflug eines Lächelns legt sich auf meine Lippen und ich deute ihr mit einem Kopfnicken, dass ich nun bereit wäre, das Kaufhaus zu betreten.

»Dann suchen wir wohl mal ein Zelt, oder?«, sage ich und bekomme auch sofort einen wütenden Blick ab.

»Glaub bloß nicht, dass damit alles vergeben und vergessen ist!« Ihre Stimme ist nach wie vor recht frostig und ich vermute, dass es tatsächlich nicht ganz einfach werden wird, sie dazu zu bringen, mir zu vergeben. Ein unangenehmer Knoten hat sich in meinem Magen gebildet, doch für den Moment muss ich mich wohl damit begnügen, dass sie mir nicht den Kopf herunter reisst und dass wir, allen Widrigkeiten zum Trotz, gemeinsam den Rückweg zur Ruine antreten. Die Aussicht, mit Granger in einem Zelt mitten im Nirgendwo zu campen, lässt mich jedoch ungewollt schmunzeln, was ihr selbstverständlich nicht verborgen bleibt.

»Warum lachst du?«, schnappt sie und bringt mich damit dazu, nur noch breiter zu grinsen.

»Du kannst mir nicht für immer böse sein.« Ich zucke mit den Schultern und bin mir der Tatsache durchaus bewusst, dass ich mich hier gerade auf sehr dünnem Eis bewege. Sie dreht sich schwungvoll um und verschwindet mit einem »Das werden wir noch sehen« im Inneren des großen Gebäudes und ich denke, dass meine Chancen, wieder auf einen grünen Zweig mit ihr zu kommen, vielleicht doch nicht ganz so schlecht stehen.

Eine gute Stunde später verlassen wir das Kaufhaus wieder und tatsächlich haben wir ein Zelt gefunden. Ausserdem zwei von den Dingern, die sich Isomatte nennen, zwei dünne und leichte Schlafsäcke, eine Taschenlampe, für die wir nicht gezahlt haben, eine Landkarte, ein Feuerzeug und ein Taschenmesser, welche ebenfalls ohne zu zahlen in unseren Besitz übergegangen sind und ich bin immer noch nicht überzeugt davon, dass es eine wirklich gute Idee ist, Granger ein Messer zu geben. Das Feuerzeug jedoch scheint mir eine ganz praktische Erfindung der Muggel zu sein, wenn ich ehrlich bin. Das alles war jedoch, trotz, dass wir das Kleinzeug einfach aus dem Laden schmuggeln konnten, nicht wirklich günstig und nach einem schnellen Kassensturz war uns beiden bewusst, dass wir keine großen Sprünge mehr machen können, wenn wir noch Proviant brauchen und einen Transfer zurück zu der kleinen Siedlung.

»Wie hattest du dir das mit dem Transfer vorgestellt?«, frage ich sie, während wir eine kurze Pause einlegen und nun auf einer kleinen Mauer in einem etwas abgelegenen Wohngebiet sitzen, bewaffnet mit der ausgebreiteten Karte, die Granger seit einigen Augenblicken aufmerksam studiert.

»Wir könnten die Strecke auch laufen«, murmelt sie, eher zu sich selbst als mir eine Antwort auf meine Frage zu geben und ich sehe sie mit einer erhobenen Augenbraue an.

»Das sieht weit aus.«

Sie nickt. »Ja, rund 38 Meilen schätze ich. Ich glaube das könnten wir in zwei Tagen schaffen, vielleicht weniger. Wenn wir es durchziehen und wirklich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wandern, dann könnten wir die gesamte Strecke in drei, maximal vier Tagen meistern. Und wir hätten dann immer noch ein wenig Geld übrig, für den Fall, dass...« Sie stockt und ich kann mir zwar denken, was sie sagen will, hake aber dennoch nach.

»Für den Fall, dass?«

»Für den Fall, dass es keine Tür gibt«, schnappt sie kurz, faltet die Karte zusammen und stopft sie zu all dem anderen Kram in ihren Rucksack. Das Zelt, welches Recht kompakt ist, ließ sich wunderbar an meinem Rucksack befestigen und dank ein paar bereits vormontierten Schnallen, sind auch die Isomatten kein Problem gewesen und baumeln nun an unserem Gepäck. Viel mehr macht mir die Sache mit dem Proviant Sorgen, denn wir brauchen Verpflegung für rund eine Woche, sollte die Türe tatsächlich nicht auftauchen und es dazu kommt, dass wir wieder den ganzen Weg zurück gehen müssen. Andererseits - wir haben schon einmal zwei Tage ohne etwas zu Essen überlebt, vielleicht benötigen wir gar nicht so viel? Meine Gedanken überschlagen sich und ich atme einmal tief durch, ehe ich meinen Blick von ihrem Rucksack abwende und Granger nun ansehe.

»Hoffst du denn, dass die Tür wieder auftaucht?«, frage ich schlicht und ernte ein Stirnrunzeln, inklusive hochgezogener Augenbraue von ihr.

»Natürlich! Warum sonst sollte ich den Weg nochmal auf mich nehmen? Was ist das für eine Frage?«

»Eine berechtigte.« Meine knappe Antwort scheint sie nicht wirklich weiter zu bringen, denn sie sieht mich nur weiterhin verwirrt an. »Na, du hattest es so eilig, aufzubrechen, dass du unmöglich nochmal gut darüber hättest nachdenken können.« Meine Stimme hat einen leicht anklagenden Ton angenommen, obwohl ich das eigentlich nicht vorgehabt hatte, doch scheinbar bin ich, trotz, dass ich selbst nicht ganz unschuldig daran bin, noch immer etwas verärgert darüber, dass sie einfach abgehauen ist und mich zurück gelassen hat. Und es stimmt, denn sie war immer sowas von unentschlossen, ob sie überhaupt zurück möchte und wir haben so oft in den letzten Tagen darüber gesprochen und alleine, wenn ich mich an die vorletzte Nacht zurück erinnere, dachte ich eigentlich, dass sie sehr wohl Hemmungen haben müsste.

»Glaub mir, ich habe mehr als gut darüber nachgedacht«, schnappt sie, während sie sich in einer fließenden Bewegung von der kleinen Mauer rutschen lässt und sich nun mit verschränkten Armen vor mir positioniert. »Und, Malfoy? Was meinst du? Sollen wir die Strecke laufen und uns das Geld sparen? Immerhin könnte der Transfer sowie eine weitere Nacht in einem Hotel einen große Batzen des restlichen Gelds verschlingen und wer weiß, ob wir es nicht irgendwann noch dringender brauchen.«

Ich seufze, denn ich hatte nicht vor, das Thema nun zu wechseln. Ich will und werde mich nicht damit abfinden, dass das, was zwischen uns war, nun auf einmal vorbei sein soll.

»Granger...«, fange ich daher nun vorsichtig an und greife nach vorne, um sie an den Schultern zu fassen und nutze den Überraschungsmoment, um sie in meine Richtung zu ziehen, so dass sie nun zwischen meinen Beinen steht, die noch immer von dem Mauervorsprung baumeln. »...meinst du nicht, dass wir reden sollten?« Doch bereits als ich die Frage ausspreche, merke ich, dass ich hier gegen Windmühlen kämpfe, denn sie drückt sich bereits wieder von mir weg, stolpert einen Schritt rückwärts und funkelt mich aus ihren dunklen Augen wütend an.

»Nein. Es ist alles gesagt.«

Ihre Worte hinterlassen ein seltsames Gefühl in meinem Brustkorb. Schmerzhaft. Ziehend. Ich weiß nicht, was mich im Moment mehr verletzt. Dass sie nicht mit mir reden möchte, oder, dass es ihr ganz offensichtlich egal ist, was sich die letzten Tage, seit wir aus dem Raum der Wünsche in die Ruine gestolpert waren, zwischen uns entwickelt hat. Doch als ich beinahe schon darüber nachdenke, sie einfach alleine los zu schicken und tatsächlich doch noch auszusteigen, aus dieser ganzen verworrenen Geschichte, sehe ich den dunklen Schatten, der sich für eine Sekunde in ihren Augen zeigt. Kurz erhasche ich einen Blick hinter ihre Fassade, die scheinbar ein paar Risse bekommen hat und eine Traurigkeit, sowie eine gewisse Unentschlossenheit spiegelt sich in ihren Rehaugen und dieser kurze, kaum nennenswerte Moment reicht mir, um meine Wut und Enttäuschung für den Augenblick zu schlucken und nun selbst von der Mauer zu rutschen.

»Okay. Lass uns noch den Proviant organisieren und los gehen. Es ist schon Nachmittag, vielleicht können wir es noch ein Stück aus der Stadt hinaus schaffen heute und schon mal ein paar Meilen zurücklegen, die müssen wir dann schon morgen weniger laufen.« Ich greife nach meinem Rucksack auf dem Boden und wieder einmal schweigend gehen wir nebeneinander her, um noch Lebensmittel kaufen zu gehen und ich denke so bei mir, dass diese erneute Wanderung recht lang und einsam werden wird, wenn wir uns konstant anschweigen, doch für den Moment möchte ich keine weitere Energie mehr dafür aufbringen. Je schneller wir aus dieser Stadt hinaus kommen, umso besser.

Einige Zeit später finden sich hauptsächlich jede Menge Müsliriegel, aber auch mehrere Sandwiches, sowie Wasserflaschen und etwas Obst in unseren Rucksäcken, die zwischenzeitlich beinahe aus allen Nähten platzen. Zugegeben, es war weitaus weniger anstrengend, ohne Gepäck zu wandern, doch das Wissen, dass wir dieses Mal etwas zu Essen dabei haben und ausserdem Wasserflaschen, die wir auffüllen können wenn sie irgendwann leer gehen sollten, ist durchaus beruhigend. Ausserdem haben wir uns entschieden, noch eine Pizza zu kaufen, denn wer weiß, wann wir das nächste Mal wieder eine warme Mahlzeit bekommen und so bepackt mit dem Pizzakarton in der Hand machen wir uns auf den Weg, hinaus aus der Stadt in die Wildnis. Es ist wirklich seltsam, Pizza essend nebeneinander her zu gehen und genau zu wissen, dass wir uns eigentlich nichts mehr zu sagen haben. Wobei, das ist nicht ganz richtig, denn ich hätte sehr wohl eine Menge zu sagen, auch wenn ich sonst nicht wirklich der gesprächigste Mensch bin. Allerdings bin ich unterm Strich noch immer ein Malfoy und das bedeutet, dass ich zumindest mal noch ein wenig restlichen Stolz übrig habe. Also schweige ich genauso wie sie und beschließe, dass ich abwarten werde, bis Granger von sich aus wieder mit mir spricht. Was sie früher oder später tun wird, denn so gut meine ich sie zwischenzeitlich nun zu kennen.

Die Pizza ist lange gegessen und wir haben die granitgraue Stadt schon eine Weile hinter uns gelassen, als schließlich irgendwann die Dämmerung einsetzt. Bisher waren wir hauptsächlich am Rand der befestigten Strasse entlang gelaufen, doch vermutlich sollten wir irgendwann einmal in die Wildnis abbiegen, wenn wir nicht am Strassenrand übernachten möchten. Granger scheint das Gleiche zu denken, denn endlich, nach Stunden voller Schweigen und noch mehr Schweigen, erklingt ihre Stimme zu meiner Rechten.

»Ich denke wir sollten uns langsam einen Platz suchen, wo wir das Zelt aufbauen können.«

Ich nicke nur knapp und meine Augen suchen die Gegend ab. Vor einigen Minuten haben wir ein paar Häuser und einen See passiert, dessen Ausläufer sich immer noch hinter uns zu unserer linken erstreckt und nun stehen wir wieder inmitten der typisch schottischen Landschaft. Rechts Felder, links eine kleine Waldgruppe, die hinter einer großen Wiese anfängt.

»Dort«, bedeute ich ihr und zeige mit meiner Hand in Richtung der Bäume. Etwas versteckt im Wald wird uns vermutlich niemand sehen und selbst wenn, wäre es vermutlich vollkommen egal. Wir sind mitten im Nirgendwo, ich bezweifle, dass irgendein Landlord kommen und uns vertreiben wird. Sie stimmt mir knapp zu und wir klettern über die halbhohe Mauer, die die Grenze zwischen der Wiese und der Straße markiert und werfen unsere Rucksäcke auf den Boden, als wir den Waldrand erreichen.

Granger lässt sich stöhnend neben ihren Rucksack ins halbhohe Gras fallen und kramt eine Wasserflasche daraus hervor, von der sie die Hälfte in großen Schlucken leert. Es ist kühl hier im Schatten und noch finde ich die Tatsache gut, denn nach dem etwa dreistündigen Fussmarsch bin ich recht dankbar über die Abkühlung, doch vermutlich werde ich diesen Gedanken später zurücknehmen. Ich binde das Zelt vom Rucksack ab und beginne damit, die einzelnen Teile heraus zu nehmen. Ein paar Stangen, Zeltplane, Metallteile, die wohl als eine Art Anker fungieren sollen. Nichts was aussieht, als bräuchte man einen Zaubergrad, um das Ding aufzubauen. Zugegeben, ich kam noch nie vorher in die Verlegenheit ein Zelt aufzubauen, ob nun magisch oder auf Muggelart, doch einmal ist ja schließlich immer das erste Mal, oder?

Ohne Granger weiter zu beachten, schleife ich alles ein paar Meter hinter die Baumgrenze und sehe mich nach einer geeigneten Stelle um. Diese zu finden ist schon eher herausfordernd, doch schließlich finde ich eine einigermaßen ebene Fläche und ich beginne, sämtliches Zubehör vor mir auf dem Boden auszubreiten. Auf einem Zettel haben die Muggel sogar eine Anleitung beigelegt und ohne mich groß von Granger ablenken zu lassen, die zwischenzeitlich an mir vorbeigelaufen kommt, die Rucksäcke ablegt und nun weiter in den Wald hinein stapft, beginne ich das kleine Muggelzelt aufzubauen. Es dauert nicht sonderlich lange, da habe ich es geschafft, dass zumindest mal das Gerüst inklusive dem Unterzelt steht. Nun muss nur noch die äußere Plane darüber und wie es aussieht muss das Ganze noch mit den Metallnägeln im Boden befestigt werden. Ich sehe mich um, denn hierzu brauche ich vermutlich einen großen Stein oder einen dicken Ast. Noch während ich mich gleichzeitig frage, wo Granger abgeblieben ist, höre ich ihre knackenden Schritte im Unterholz und drehe mich in die Richtung, aus der sie kommen. Es scheint als hätte sie ebenso nach Steinen gesucht, denn sie hält einige davon in ihren Händen und als sie mich und meine Zeltkonstruktion erreicht hat, lässt sie diese Fallen und sie landen mit einem dumpfen Poltern vor meinen Füßen.

»Kannst du Gedanken lesen?«, will ich wissen und greife nach einem größeren, flachen Stein, den sie soeben hat fallen lassen.

»Was? Wieso?«, fragt sie und sieht mich stirnrunzelnd an, doch ich habe schon begonnen, die Metallnägel vorsichtig mit festen Schlägen in den harten Boden zu rammen, was eher schlecht als Recht klappt und nicht selten passiert es, dass sich einer davon ganz ungesund verbiegt. Ich fluche leise vor mich hin und höre ihr Lachen hinter mir, was mich nun dazu bringt, inne zu halten und sie von unten herauf anzusehen.

»Heringe einzuschlagen ist so ziemlich das Nervigste am ganzen Zelten.« Sie zuckt auf meine unausgesprochene Frage hin mit den Schultern. Verwirrt schaue ich auf den Stein in meiner Hand zu ihr zurück.

»Heringe?«

Sie grinst und das ist das erste Mal seit etwa vierundzwanzig Stunden, dass sie mich nicht wütend ansieht oder ignoriert und mein Herz macht bei diesem Anblick einen kleinen Hüpfer.

«Ja, so heißen die.« Sie zeigt mit ihrem Finger auf einen der verbogenen Metalldinger und ich schnaube, während ich mich daran mache, den letzten der sogenannten Heringe in den Boden zu klopfen.

»Weißt du, dass die Muggel manchmal echt schräg sind?«, will ich wissen, nur, damit wir uns nicht schon wieder nur anschweigen. »Wie kommt man denn darauf, die Teile so zu nennen?«

»Keine Ahnung«, antwortet sie mir daraufhin kurz angebunden und als ich mich ihr wieder zuwende, sehe ich, wie sie einen kleinen Steinkreis legt, etwas entfernt vom Zelt. Ich will gerade fragen was sie da macht, da erhebt sie sich schon wieder. »Ich gehe Feuerholz suchen. Kommst du mit?« Ein kleines, wirklich kaum wahrnehmbares Lächeln spielt um ihre Mundwinkel und vermutlich hätte ich auch zugestimmt, wenn sie mich gefragt hätte, ob ich mitkomme, um mit einem knallrümpfigen Kröter zu kuscheln. Ihre leise Frage hört sich beinahe schon wie ein Friedensangebot an und sofort erhebe ich mich aus meiner knienden Position und schnappe mir die Rucksäcke, die ich ohne weitere Worte ins innere des nun ganz passabel aufgebauten Zelts werfe.

»Klar«, sage ich dann und nur wenige Augenblicke später finde ich mich an ihrer Seite wieder und schweigend machen wir uns auf den Weg, ein Stück weiter in das Dickicht hinein, um Holz zu sammeln. Für eine Weile spricht keiner von uns ein Wort und ich glaube schon beinahe, mich getäuscht und ihre Frage falsch gedeutet zu haben, da durchbricht ihre Stimme die Stille.

»Ich hab vorher auf die Karte geschaut. Wir haben heute schon knapp zehn Meilen hinter uns gebracht, wenn mich nicht alles täuscht. Und das in drei Stunden, das ist echt nicht übel. Ich glaube wir schaffen es morgen sicher nach Rhynie, wenn nicht sogar noch etwas weiter.«

Ich gebe einen zustimmenden Laut von mir und versuche, mir nicht anmerken zu lassen, dass es mir komplett egal ist, wie weit wir sind und wie lange wir noch wo auch immer hin brauchen. Das einzige, was mich im Moment interessiert, ist die Tatsache, ob Granger mir wohl jemals vergeben wird, dass ich ihr nicht die Wahrheit gesagt habe. Ich möchte sie jedoch nicht schon wieder verärgern, wenn sie gerade wieder anfängt mit mir zu reden, darum beschließe ich, sie nicht erneut darauf anzusprechen.
»Ich habe mir die Tür übrigens noch nicht wieder her gewünscht. Du sagtest, dass die Wünsche etwa vierundzwanzig Stunden später in Erfüllung gehen, also wäre es wohl sinnvoll, damit zu warten, bis wir etwa einen Tag entfernt sind. Was meinst du?«

Ich bücke mich nach einem größeren Stück Holz und packe es zu den restlichen, die ich bereits gesammelt habe in meine linke Armbeuge und seufze.

»Vermutlich. Ich kann dir aber auch nur sagen, was ich annehme, das ist dir hoffentlich klar? Also, dass davon auch rein gar nichts stimmen kann und alles nur wirklich seltsame Zufälle waren?«

Sie schnaubt. »Glaubst du das wirklich?«

Langsam schüttle ich den Kopf. Nein, das glaube ich natürlich nicht wirklich. Um ehrlich zu sein, bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass ich Recht habe mit meiner Vermutung, doch da fällt mir noch etwas anderes ein, was ich bisher komplett verpasst habe, sie zu fragen. »Sag mal...«, fange ich vorsichtig an. »Hattest du tatsächlich keine Ahnung von alledem? Ich meine, sei mir nicht böse, aber du bist sonst wirklich sehr scharfsinnig. Es... wundert mich ein wenig, dass du so überrascht von der Tatsache warst. Kam es dir selbst noch nie in den Sinn die ganze Zeit über, dass wir noch im Raum sein könnten?«

Granger stockt einen Moment und ich bin mir nicht sicher, ob es klug war, diese Frage nun zu stellen, doch jetzt ist es schon zu spät.

»Natürlich kam es mir in den Sinn, dass wir noch im Raum sein könnten. Mehrmals sogar!«, raunzt sie mich an und verdreht die Augen in ungeahnte Sphären. »Bei Merlin, wir haben sogar ganz am Anfang noch gemeinsam darüber gesprochen, dass dies eine Möglichkeit sein könnte. Erinnerst du dich? Aber ich habe, um Ehrlich zu sein, einfach nicht gesehen, dass die Wünsche in Erfüllung gehen. Glaub mir, ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, dass ich schlicht und ergreifend andere Dinge im Kopf gehabt und diesem Detail keine Beachtung geschenkt habe.« Ihre letzten Worte klingen leicht verbittert und ich kann mir gerade noch so verkneifen, sie zu fragen, welche Dinge das wohl waren.

»Es tut mir ehrlich Leid«, sage ich stattdessen und sehe bereits in ihrem Gesichtsausdruck, dass sie meine Entschuldigung nach wie vor nicht hören will. Sie antwortet mir nicht und sammelt resolut weitere Äste vom Boden auf, während sie meinem Blick gekonnt ausweicht. Ich seufze. »Weißt du, ich könnte mir auch einfach wünschen, dass du mir verzeihst«, werfe ich dann noch ein, woraufhin mich ein Blick trifft, der selbst Snape an seinen fiesesten Kerkermeister-Tagen das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen.

»Das wäre dann natürlich überhaupt nicht unverfroren, Malfoy. Glaub mir, ich hätte da auch den einen oder anderen Wunsch, der mir auf der Zunge liegt. Also nur zu!«

Eine Antwort hierauf bleibe ich ihr offenbar schuldig, denn sie wirft sich ihre offenen Haare in einer schwungvollen Bewegung hinter die Schultern und stapft erhobenen Hauptes an mir vorbei, zurück in Richtung des kleinen Zeltes und ich gehe seufzend wieder dazu über, Feuerholz zu sammeln.

Die Nacht bricht schneller über uns herein als erwartet und schon kurz nachdem ich zum Zelt zurück komme und das Holz einfach neben die Feuerstelle werfe, an der Granger schon zu Gange ist, ist es beinahe Dunkel. Ich beschließe, ins Zelt zu verschwinden und uns dort häuslich einzurichten. Sofern dies bei der Größe überhaupt möglich ist, denn dieses Muggelzelt ist wirklich sehr klein. Ich krame die Taschenlampe aus meinem Rucksack hervor und schaffe es, diese Matten auszurollen, auf denen wir offenbar die Nacht verbringen werden. Ich beschließe, dass ich auf der linken Seite schlafe und werfe meinen eigenen Schlafsack auf die Isomatte, greife in einem Anflug unnötiger Höflichkeit nach dem zweiten und breite ihn auf der anderen Seite aus, packe die Rucksäcke an die Fußenden und lege mich probehalber einmal der Länge nach auf meine Schlafstätte. Um es mal mit einem Wort zu beschreiben - es ist unbequem. Keine Ahnung, wie man hier übernachten kann, doch ich sehe mich selbst schon kein Auge zumachen und frustriert über die Gesamtsituation schalte ich die Taschenlampe mit einem leisen Klicken aus und lege sie ebenfalls zu den Rucksäcken.
Draussen scheint Granger währenddessen das Feuer entfacht zu haben, denn ich kann ein leises Knistern hören und sehe ein leichtes Flackern durch die Zeltwand.

»Draco?«, höre ich sie nun leise rufen und wundere mich für einen Moment darüber, dass sie mich beim Vornamen nennt, denn wenn ich das richtig mitbekommen habe, waren wir die letzten Stunden wieder beim Nachnamen angekommen, aber lange kann ich mir keine Gedanken darüber machen, denn ich öffne den Reissverschluss des Zelteingangs und stecke meinen Kopf durch die Öffnung um zu sehen, was sie möchte.

»Hm?«, will ich wissen und stelle gleichzeitig fest, dass sie tatsächlich ein kleines Feuer entfacht hat.
Sie sitzt im Schneidersitz vor ihrem lodernden Werk auf dem Boden und sieht dabei so anmutig aus, dass es beinahe weh tut. Das Flackern der Flammen wirft unregelmäßige Schatten auf ihr Gesicht und spiegelt sich in ihren Augen wieder und das unangenehme Ziehen in meinem Brustkorb meldet sich soeben wieder zurück. Für einen kurzen Moment geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass es in Ordnung wäre, würde ich hier und jetzt auf der Stelle tot umfallen, wenn dieses Bild, das sich mir hier bietet, das letzte wäre, was ich sehen würde.

»Meinst du, du könntest was zu Essen und eine Flasche Wasser mit raus bringen, wenn du kommst?« , reißt sie mich aus meinen Gedanken. Sie sieht nicht einmal vom Feuer auf während ihrer Frage und anstatt zu Nicken gebe ich einen zustimmenden Laut von mir und krame kurz darauf bereits nach dem Gewünschten in unseren Rucksäcken, ehe ich mich aus dem Zelt kämpfe und mich neben sie auf den kühlen Waldboden setze. Ihr kleines Feuer gibt zumindest eine angenehme Wärme von vorne ab und schweigend reiche ich ihr ein halbes Sandwich und stelle die Wasserflasche zwischen uns.

Während wir unser Abendessen verspeisen, spricht keiner von uns auch nur ein einziges Wort und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich diese Tatsache nicht ankotzt. Es stört mich gewaltig, dass plötzlich alles wieder so verdammt festgefahren ist und dass sich diese riesige, unüberwindbare Kluft zwischen uns gebildet hat in den letzten Tagen. Ich habe keine Ahnung, was ich machen kann, dass sie mir vergibt. Noch weniger habe ich eine Ahnung, wie ich mich in ihrer Gegenwart verhalten soll. Was erwartet sie von mir? Vielleicht sollte ich sie das einfach fragen. Leider bin ich aber offensichtlich ein Feigling, denn auch aus meinem Mund kommt nicht das kleinste Wort und so schweigen wir uns weiterhin an und starren gemeinsam und doch irgendwie jeder für sich in die Flammen, die gleichmäßige, knackende Geräusche von sich geben und deren Glut empor steigt, um wie kleine, flackernde Glühwürmchen zwischen den Bäumen zu tanzen und nach ihrem kurzen Leben einfach zu sterben. Das Szenario hat etwas tief Beruhigendes an sich und ich habe schon lange das Zeitgefühl verloren, als Granger sich neben mir bewegt und verkündet, dass sie schlafen geht.
Ich nicke nur und antworte, dass ich wohl noch eine Weile sitzen bleiben werde. Sie blickt mich daraufhin kurz abschätzend an, verschwindet aber schon wenige Augenblicke später im Zelt und lässt mich mit meinen Gedanken und dem langsam schwächer werdenden Feuer alleine zurück.

Da und Fort - die geschenkte ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt