Bekanntschaften

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Ich wünsche euch einen wunderschönen Montag, meine Lieben!
Wer von euch war denn am Wochenende auch in Solingen auf der HP-Convention? Es war zwar sehr chaotisch, aber richtig cool, die Schauspieler mal kennenzulernen. Vor allem Jon Campling, der eigentlich nur eine einzige Szene in den Filmen hat, hat mich komplett umgehauen! Was für eine unfassbar tolle und beeindruckende Persönlichkeit!
Dass Stanislav Ianevski sich so viel Zeit genommen hat abends beim Dinner und beinahe eine halbe Stunde bei uns am Tisch saß und aus seinem Leben erzählt hat, war auch grandios! Ich bin total geflashed von diesem Wochenende und kompensiere das mal, indem ich ein neues Kapitel hochlade. Hoffe, ihr habt Spaß dabei!

Kapitel 4 – Bekanntschaften

Mein Kopf schmerzt und mein Mund ist ausgetrocknet, als ich aufwache. Ich nehme an, dass es noch sehr früh am Morgen ist, denn der Raum ist in ein diffuses Zwielicht getaucht und meine Augen brauchen einen kurzen Moment, um sich an diese Kombination aus hell und dunkel zu gewöhnen. Mein Blick schweift durch den kleinen Raum und bleibt an einer Silhouette hängen, die selbstverständlich nur zu Granger gehören kann. Scheinbar kann sie auch nicht besonders gut schlafen, denn sie sitzt, eingewickelt in ihrer Decke, in einem der Sessel vor dem Fenster und starrt regungslos hinaus auf die Straße. Ihre Gestalt wird durch den schwachen Schein einer Straßenlaterne beleuchtet und irgendwie sieht das ziemlich unheimlich aus.
»Was wird das, wenn es fertig ist?«, murre ich leicht unverständlich und sie zuckt zusammen, wendet ihr Gesicht aber nicht von der Scheibe ab, als sie mir antwortet.
»Nichts. Ich habe schlecht geträumt. Schlaf einfach weiter, Malfoy.«

Natürlich. Als ob ich tatsächlich wieder einschlafen könnte, wenn sie da drüben sitzt und gruselig in die Luft starrt. Schwerfällig steige ich aus dem Bett und schlurfe ins Badezimmer, um ein paar Schlucke Wasser zu trinken. Das war vielleicht nicht die beste Entscheidung, denn jetzt bin ich tatsächlich auch wieder vollkommen wach und frustriert, weil ich seit Tagen schon um meine Nachtruhe gebracht werde. Genervt gehe ich ins Zimmer zurück, bleibe hinter Granger stehen und werfe einen Blick auf die – logischerweise – menschenleere Gasse unter uns und seufze.
»Auch, wenn ich selbst nicht glauben kann, dass ich das jetzt sage, aber komm zurück ins Bett, Granger. Es ist noch viel zu früh, um nachdenklich aus dem Fenster zu starren.« Meine Worte wirken in der Stille des Raums unpassend laut, so dass ich zum Ende hin immer leiser werde. Sie dreht ihren Kopf in meine Richtung und sieht mich aus großen Augen von unten herauf an. In Ihrem Blick liegt die pure Verzweiflung und so langsam glaube ich, ein wenig hinter ihre Fassade blicken zu können, die sie sonst so verbissen versucht aufrecht zu erhalten. So abgebrüht und stark sie auch über den Tag scheinen mag, nachts sieht die ganze Sache anders aus. Es ist, als hätte Granger zwei Persönlichkeiten. Zum einen, die der typischen Gryffindor, die immer in jeder noch so bescheuerten Situation etwas Gutes findet und die mutig und voller Tatendrang ist und dann noch... diese hier. Eine verletzliche Seite, die mir nur einmal mehr bestätigt, dass auch sie mit ihren Dämonen zu kämpfen hat, wie jeder andere von uns auch. Das ist beruhigend und besorgniserregend zugleich. Ich schlucke schwer, während sich ein seltsamer Knoten in meinem Magen formt, den ich nicht genau zuordnen kann. Es kommt wie aus dem Nichts und überrumpelt mich zugegebener Maßen, aber ich habe Mitleid mit ihr. Die Erkenntnis, dass sie mir mehr leidtut, als ich mir selbst gerade leidtue, ist erschreckend und ich weiche kaum merklich einen kleinen Schritt zurück, während sich meine Gedanken überschlagen. Doch viel Zeit um darüber nachzudenken, was zum Geier das nun zu bedeuten hat, habe ich nicht.
»Sie waren alle tot. In meinem Traum«, flüstert Granger in die Stille des Raums hinein und mich schaudert es kurz, ehe ich etwas tue, womit ich nicht mal in meinen eigenen, verrücktesten Träumen jemals gerechnet hätte.
»Komm«, sage ich, während ich ihr auffordernd meine Hand entgegenstrecke und sie ist wahrscheinlich genauso verwirrt über diese Tatsache, wie ich selbst, denn sie starrt mich nun an, als wäre ich ein Geist. Nur zögerlich greift sie nach meiner dargebotenen Hand und ich ziehe sie in einer schwungvollen Bewegung aus dem Sessel. Ihre Decke fällt dabei auf den Boden, doch das nimmt sie gar nicht wahr, denn sie starrt mich immer noch verwundert an. Ohne weiter darüber nachzudenken, was hier gerade passiert, bugsiere ich sie aufs Bett und lege mich selbst auf den Rücken neben sie. Granger will protestieren, doch ich gebe ihr keine Gelegenheit dazu, denn nun ziehe ich energisch meine Decke über uns beide und beinahe noch energischer greife ich nach ihr, so dass sie nur eine Sekunde später bereits in meinem Arm liegt, ihren Kopf auf meiner Schulter gebettet. Ihr erschrockenes Keuchen überhöre ich geflissentlich und schmunzle nur über die Tatsache, dass sie wohl zum einen überrumpelt ist und zum anderen keine Ahnung hat, wohin mit ihrem eigenen Arm. Grinsend ziehe ich diesen über meinen Oberkörper und für einen winzigen, wirklich kaum der Rede werten Augenblick, genieße ich das seltsame Gefühl ihres warmen Körpers an meiner Seite und schließe die Augen. »Und wehe, du erzählst Potter oder Wiesel davon, wenn wir wieder zurück sind!«, raune ich ihr zu und spüre, wie sie sich langsam aber sicher etwas entspannt und einmal tief durchatmet, ehe sie mir antwortet.
»Wenn wir zurückkommen.« Ihre Stimme zittert ein wenig und augenblicklich fühle ich mich wieder schuldig, weil ich uns in diese Lage gebracht habe. Was soll das denn? Früher habe ich mich nie schuldig gefühlt oder Mitleid für jemanden empfunden. Wieso also jetzt? Wieso ausgerechnet bei Granger? Ich versuche den Gedanken zu verdrängen, doch ich weiß schon jetzt, dass ich nun vermutlich derjenige sein werde, der die restliche Nacht wach liegt.
»Werden wir, Granger. Und jetzt versuch zu schlafen.«

Da und Fort - die geschenkte ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt