Die Wahrheit

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Einen wunderschönen Sonntag ihr Lieben!

Heute hab ich keine langen Vorträge für euch, sondern lasse nur schnell das nächste Kapitel da.

Eins meiner Lieblinge der Geschichte, wenn ich ehrlich bin, obwohl es kaum Action hat. Ich weiß nicht warum, es ist nur so ein Gefühl...

Startet gut in die neue Woche morgen, wir lesen uns!

Kapitel 19 - Die Wahrheit

Ich hatte wirklich sehr selten eine so richtig miese Nacht wie die letzte und müsste ich mich festlegen, würde die vergangene Nacht wohl mit der, die ich vor gerade einmal dreizehn Tagen auf dem steinigen Boden in der Burgruine verbracht habe, um den ersten Platz kämpfen. Als ich am Morgen aus dem Zelt steige, meldet sich mein Rücken mit einen äußerst unangenehmen Ziehen. Mein Schädel schmerzt, denn gefühlt habe ich so gut wie überhaupt nicht geschlafen. Außerdem war Granger nicht da, als ich aufgewacht bin und diese Tatsache lässt mich ebenso nicht gerade in Jubelstürme ausbrechen. Es ist wirklich lästig, dass sie so eine verfluchte Frühaufsteherin ist.

Schlaftrunken sehe ich mich um und ziehe mir schnell den Pullover über, den ich beim Rausklettern noch geistesgegenwärtig gegriffen habe, denn so früh am Morgen ist es wirklich empfindlich kalt hier um diese Jahreszeit in Schottland. Mein Atem erzeugt kleine Wölkchen vor meinem Mund und ich puste mir in die Hände, um meine Finger zu wärmen. Von Granger keine Spur. Ausserdem gibt es keinen Kaffee und frustriert schließe ich die Augen für einen Moment und atme tief durch, ehe ich den Kopf in den Nacken lege, um hinauf durch die Baumkronen in den immerhin strahlend blauen Himmel zu blicken.

»Ganz toll«, murre ich und erschrecke beinahe zu Tode, als ich Grangers Stimme höre.

»Was ist toll?«

Mein Blick schnellt nach vorne in die Richtung, aus der ihre Stimme kam und tatsächlich, da steht sie plötzlich, einige Meter vor mir und sie sieht aus wie das blühende Leben, ganz im Gegensatz zu meiner Wenigkeit, nehme ich an.

»Wo warst du denn?«, möchte ich wissen und mein Blick folgt ihr, während sie an mir vorbei geht und den Eingang des Zeltes öffnet.

»Am See, waschen und Zähne putzen«, zuckt sie mit den Schultern und jetzt fällt mir auch die Zahnbürste in ihrer linken Hand auf, die sie nun wieder in ihrem Rucksack verstaut. »Wenn du magst kannst du jetzt runter gehen und dich fertig machen. Ich baue schon mal das Zelt ab, bis du wieder da bist.«

Das Angebot von ihr nehme ich gerne an und nachdem ich mir ebenfalls meine Zahnbürste und die Zahnpasta geschnappt habe, mache ich mich auf den Weg zu dem kleinen Ausläufer des Sees, den wir gestern bereits entdeckt hatten. Nach einer schnellen Katzenwäsche, aufgrund des unmenschlich kalten Wassers und dem Zähneputzen stehe ich auch schon kurze Zeit später wieder an unserem Zeltplatz und bin ehrlich erstaunt, dass Granger beinahe schon mit dem Abbau fertig ist. Ich helfe ihr bei den letzten Handgriffen, wir verstauen alles in und an unseren Rucksäcken und nur wenige Minuten später sind wir wieder unterwegs. Ich bin mir mittlerweile nicht mehr ganz so sicher, ob es eine gute Idee war, den kompletten Weg zu laufen. Es ist wahrhaft anstrengend. Nicht das Laufen an sich, sondern das Laufen mit Granger, die es nach wie vor vorzieht, nicht mit mir zu sprechen. Prinzipiell käme mir das ja entgegen, bin ich doch selbst nicht der gesprächigste Mensch auf Erden, aber zu wissen, dass Granger, in die ich dummer Weise verliebt bin, womöglich nie wieder mit mir reden möchte, ruft ein Gefühl in mir hervor, das mir bis dato gänzlich unbekannt war.

Meine Gedanken kreisen um alles und um nichts, während der Morgen in den Mittag übergeht und die flache Landschaft nun um einiges hügeliger wird. Wir machen eine kurze Rast auf einer kargen Anhöhe, doch lange verweilen wir dort nicht, denn sie drängt weiter und ich bin mir bereits jetzt schon sicher, dass ich spätestens heute Abend Blasen an den Füßen haben werde. Wir passieren einige kleine Bäche, mehrere Wasserfälle, vier oder fünf Siedlungen und unendlich viel Nichts, ehe sie es ist, die nach all den Stunden das eisige Schweigen bricht.

Da und Fort - die geschenkte ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt