...und fort

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So meine Lieben, 


es ist vollbracht - hier erscheint nun das letzte Kapitel von Da und Fort. Mit ganz viel Wehmut präsentiere ich es euch also heute und freue mich, dass im Anschluss die Tage noch ein Epilog folgt. Also ist es noch nicht ganz vorbei.

Es würde mich brennend interessieren, wer von euch auf diesen Ausgang der Geschichte getippt hat. Allerdings müssen wir vielleicht doch auf den Epilog noch warten, um das zu diskutieren - wer weiß...

Ich danke euch allen für eure Geduld mit mir und meiner Schreibblockade, die dann doch zwei Jahre andauerte. Umso mehr bin ich stolz, dass das hier nun zu einem Ende findet.

Nach dem Epilog werde ich noch ein wenig an meiner neuen Geschichte feilen, ehe diese auch online geht. Wer das verfolgen will, der kann sich ab sofort gern auf meinem Instagram Account "Nordkrone_ffwriter" informiert halten :) Ich poste dort updates, schöne Bildchen mit Zitaten und auch demnächst bald selbst erstellte Fanart für meine Stories. Ich freue mich, wenn ihr dort mal hallo sagt!

Ausserdem würde ich mich saumäßig freuen, wenn ihr mir ein abschließendes Feedback da lasst, wie euch die Story gefallen hat. (Wie gesagt, es kommt noch ein Epilog also ihr habt zweimal die Chance *g*)

Bis zum nächsten Mal,
danke fürs Lesen

Eure Vanni



Kapitel 22 - ...und Fort

»Granger, warte«, spreche ich sie an, doch die Entschlossenheit mit der sie mich durch das halb zerfallene Schloss zieht bringt mich dazu, vorerst nichts weiter zu sagen, sondern einfach abzuwarten, was sie wohl vorhat.

»Nein, wir haben keine Zeit. Komm!«, treibt sie mich weiter an, ohne meine Hand los zu lassen. Dies ändert sich jedoch, als wir um die nächste Ecke hetzen und auseinander springen müssen, um einigen verwirrten Flüchen auszuweichen, die vom anderen Ende des Ganges auf uns zu fliegen.

»PASS AUF!«, rufe ich ihr zu, während ich zwei ungesagte Flüche in Richtung der Todesser schicke, die sich einige Meter weiter mit einer Traube Schüler duellieren. Ich erkenne keinen von ihnen. Weder meine vermeintlichen Mitschüler, noch meine... vermeintlichen Todesserkollegen und während ich einen der zwei Gefolgsleute Voldemorts von Weitem ausser Gefecht setze, denke ich, dass ich womöglich nie wieder gut machen kann, worauf ich mich eingelassen habe. Auch, wenn ich nie die Absicht gehabt hatte, diesem Club beizutreten, oder gar aus eigenem Antrieb gehandelt habe, so ist es letzten Endes doch etwas, das ich bis zum Ende meines Lebens bereuen werde. Da ich mir jedoch sowieso nicht viele Chancen ausmale, dass bis dahin noch eine lange Zeit vergeht, macht es vermutlich keinen Sinn, sich darüber aufzuregen.

Unsere Mittschüler schaffen es gemeinsam, den zweiten Todesser zu überrumpeln und ich eile Granger hinterher, die schon ein gutes Stück zu ihnen aufgeschlossen hat und bereits aus der Entfernung damit beginnt, die Todesser mit einem Incarcerus zu fesseln. Erst aus der Nähe sehe ich, dass es sich bei den Schülern um einige Ravenclaws handelt, die zwar recht fertig und geschafft aussehen, jedoch trägt keiner von Ihnen schwerere Verletzungen davon.

Ohne weiter auf sie zu achten, drängt Granger sich an ihnen vorbei und steigt über einen der zwei maskierten Gestalten am Boden und dreht sich kurz zu mir um, vermutlich um zu sehen, ob ich endlich hinterher komme. Ernsthaft, ich bin viel zu verwirrt über die Tatsache, dass sie anscheinend ein wirklich konkretes Ziel vor Augen hat, als dass ich es im Moment groß hinterfragen könnte. Wir eilen gemeinsam mit erhobenen Zauberstäben vor uns die Gänge entlang, ignorieren die lauten Detonationen, die aus nicht allzu weiter Ferne an unsere Ohren dringen und erst als wir am Zugang zur Eulerei vorbei hasten und um die nächste Ecke biegen, wird mir endgültig klar, was sie vorhat. Ich halte sie am Oberarm fest und sie bleibt abrupt stehen und dreht sich zu mir um.

»Bist du verrückt?«, frage ich sie geradeheraus und ich spüre, wie mein Mund sich in einer ungläubigen Geste öffnet, als sie lediglich mit den Schultern zuckt.

»Mag sein. Ich kann jetzt nicht darüber nachdenken. Also kommst du jetzt mit oder was?«, will sie wissen und sieht mich durchdringend an.

»Ich verstehe nicht...«, setze ich an, doch ihr Blick wird flehend.

»Draco, bitte... von den fünfzehn Minuten, die ich Harry und Ron im Gang eingesperrt habe, sind sicher schon fünf, wenn nicht noch mehr, vorbei. Wir haben keine Zeit, ich erkläre es dir, sobald wir da sind, aber bitte, wir müssen uns beeilen.« Sie greift wieder nach meiner Hand und zieht mich mit sanfter Gewalt hinter sich her und in meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken, die sich selbst von dem Beben des steinernen Fussbodens unter meinen Füssen nicht beeindrucken lassen.

Zwischenzeitlich brauche ich die weiße Türe nicht mehr, die sich wie auf Kommando in der Wand vor uns manifestiert, während Granger zielsicher darauf zuschreitet, um zu wissen, was ihr Ziel ist. Doch die Frage nach dem Warum kreist in schwindelerregender Geschwindigkeit in meinem Kopf herum und ich kann vor lauter Ungläubigkeit nichts Anderes tun, als ihr hinterher zu stolpern, während sie diese schwungvoll aufzieht und durch den Türrahmen hechtet.

Das alles kommt mir im Moment so surreal vor, dass ich nichts weiter tun kann, ausser Granger anzustarren, die sich erschöpft mit dem Rücken gegen die Wand fallen lässt und die Augen schließt. Auch als die Tür wie von Geisterhand zu schwingt, wie schon bei den letzten Malen und damit jedwedes Geräusch wieder mal einfach ausgeschlossen wird, bleibt mein vermeintlich fassungsloser Blick auf sie gerichtet und es fühlt sich an wie eine kleine Ewigkeit, bis sie schlagartig die Augen öffnet und mich direkt ansieht. Ihr Blick ist auf eine seltsame Art und Weise glühend und ich bin immer noch viel zu perplex, um irgendetwas zu sagen.

»Auch wenn es nicht danach aussieht, ich hab mir Gedanken darüber gemacht«, sagt sie nun mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen.

Ich schnaube. »Natürlich hast du das«, sage ich dann und stelle fest, dass es sich schon beinahe belustig anhört.

»Ist dir klar, welche Möglichkeit sich hier eröffnet?«, will sie dann auf einmal von mir wissen, während sie sich von der Wand abstößt und den geringen Abstand zwischen uns überbrückt, so dass sie nun direkt vor mir steht.

»Ich will jetzt nicht unverschämt oder so sein, aber es ist ja nicht so, als ob ich dir die Möglichkeiten nicht schon die ganze Zeit vor Augen geführt hätte, in den vergangenen zwei Wochen.« Meine Stimme wird von einem überheblichen Unterton durchzogen, den ich nun schon längere Zeit nicht mehr bei mir selbst gehört habe und den ich beinahe verloren geglaubt hatte. Schön, dass dem nicht so ist, kommt es mir kurz in den Sinn.

Granger schneidet mir mit einer unwirschen Bewegung ihrer Hand die Worte ab und schüttelt den Kopf. »Das war eine ganz andere Ausgangssituation! Jetzt wissen wir, dass die Zeit in der realen Welt nicht weiterläuft. Ist dir klar, was das bedeutet?«

»Dass wir uns, so lange wir hier im Raum der Wünsche sind, in einem ewigen Krieg befinden?«, rate ich, doch vermutlich war es nicht ganz das, an was sie gedacht hat, denn sie verdreht nun die Augen in beinahe unbekannte Sphären und dann umfasst sie mein Gesicht, genauso wie sie es vor einigen Minuten noch bei Potter getan hat und sieht mich eindringlich an.

»Nein, es geht um die Zeit, Malfoy! Weißt du, was der größte Fehler ist, den wir im Leben machen können?« Sie macht eine kreative Pause, doch ganz offensichtlich war es nur eine rhetorische Frage, darum spare ich mir eine Antwort. »Zu glauben, dass wir noch Zeit haben, um Dinge zu tun, die wir noch vorhaben. Um zu leben und um Fehler zu machen. Aber weißt du was die Wahrheit ist? Zeit ist das kostbarste Gut das wir besitzen und wir können uns nie sicher sein, wie viel davon wir noch haben. Jetzt im Moment bin ich mir aber ziemlich sicher, dass DAS hier.... ein Geschenk ist. Und wir wären dumm, es nicht anzunehmen! Wer weiß, wie viele Jahre geschenkte Zeit wir hier haben? Ich möchte mehr davon mit dir verbringen! Und dort drin... also in unserer Welt meine ich, sieht alles ganz und gar nicht danach aus, dass das klappen könnte. Wir wissen nicht, was passiert. Ich habe das Schloss gesehen, während ich auf dem Weg in die Bücherei war. Glücklicher Weise war diese beinahe unversehrt. Aber es sah nicht so aus, als wäre die eine Seite stärker als die andere. Wir wissen nicht wie der Krieg ausgeht. Ob Harry über Voldemort siegt oder ob wir alle sterben, aber...«

»Warte mal...«, unterbreche ich sie in ihrem Redefluss. »Wann bei Salazar warst du denn in der Bücherei?«

Sie zuckt leicht mit den Schultern. »Während ich weg war. Ich habe nur einen Patronus nach Harry geschickt. Wir haben uns erst kurz vor dem Gang wieder getroffen.« Sie lässt ihre Hände nun sinken und sagt das mit so einer Selbstverständlichkeit, dass es mir kurz die Sprache verschlägt und ich bin zu gleichen Teilen verwirrt, beeindruckt und stinkwütend, weil sie scheinbar die ganze Zeit über einen Plan hatte, von dem ich nichts wusste. Und den ich außerdem noch nicht zur Gänze begreife.

»Du... du hast das von Anfang an geplant!«, schaffe ich es dann aber letztendlich doch noch zu sagen und sie schüttelt auf meine Anschuldigung hin energisch den Kopf.

»Nein, nicht von Anfang an. Also nicht direkt. Ich habe mir in den letzten Tagen mehrere Szenarien ausgemalt. Wir wussten ja nicht, ob wir überhaupt zurück kommen und wenn, wie viel Zeit in unserer Welt vergangen war. Dass tatsächlich überhaupt keine vergangen war, das... nun ja, war natürlich der Optimalfall«, erläutert sie mir kleinlaut und ich kann absolut und unwiderruflich gestehen, dass ich Granger in jeder nur erdenklichen Art und Weise unterschätzt habe. Mein ganzes Leben schon, wenn ich so zurückdenke, aber ganz besonders in den letzten Tagen.

»Ich... weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, gestehe ich ihr ehrlich. »Was bedeutet das? Und was genau passiert jetzt?« Ich glaube ich befinde mich in einer Art Schockstarre, anders kann ich mir nämlich nicht erklären, wieso ich keinen wirklich klaren Gedanken fassen kann.

»Also...«, Granger sieht mich etwas nervös an und tritt vom einen Bein auf das andere und ich habe bei diesem Anblick schon beinahe wieder vergessen, was ich überhaupt von ihr wissen wollte, da atmet sie einmal tief durch und strafft ihre Schultern, um sich für ihre nächsten Worte zu wappnen, so scheint es. »Ich habe vor, noch eine Weile am Leben zu bleiben und mein Leben zu genießen, ehe ich zurückgehe. Ich weiß, dass das vermutlich das Egoistischste ist, was ich jemals getan habe, aber da sich hier die Chance bietet, habe ich beschlossen, sie zu ergreifen. Ich wollte einmal in meinem Leben nach Rom, das Kolosseum mit eigenen Augen sehen. Ich war noch nie auf einem Schiff. Ich habe noch nie die Nordlichter gesehen! Verstehst du? Hier bietet sich mir... uns die Möglichkeit, zumindest einen Teil der Dinge zu tun, die wir vielleicht nie machen könnten, wären wir dort geblieben. Die Zeit läuft dort nicht weiter. Oder zumindest nur marginal. Die Todesser waren immer noch an der selben Stelle, an der wir sie zurück gelassen haben, als wir vor zwei Wochen gegangen sind. Ron lag am selben Fleck und war noch immer bewusstlos. Selbst wenn es eine Verzögerung von wenigen Sekunden gegeben hätte, dann könnten wir nach meiner Berechnung rund zehn Jahre hier bleiben, und Harry und Ron wären noch immer in dem Gang hinter den Schutzzaubern. Unversehrt. Ich weiß nicht wie du das siehst, aber zehn Jahre ist doch mal ein guter Anfang. Wer weiß, vielleicht altern wir in der Raum-der-Wünsche Welt auch gar nicht, das wäre dann tatsächlich nochmal besser. Aber wie auch immer, was ich eigentlich sagen will...«

Ich bekomme nicht mehr mit, was sie damit eigentlich sagen will, denn noch während sie die letzen Worte spricht, hat mein Verstand aufgehört, ihr weiter folgen zu wollen und energisch packe ich sie mit meinen Händen an den Schultern und schiebe sie die zwei Meter rückwärts, bis sie gegen die weiße Wand stößt. Ich lasse ihr nicht einmal die Zeit, um nach Luft zu schnappen, da liegen meine Lippen bereits auf ihren und ich küsse sie so stürmisch und mit einer Dringlichkeit, die selbst mir sämtliches rationale Denken aus dem Hirn spült. Alles was ich tun kann, ist, sie zu fühlen, sie fest zu halten und das Hochgefühl, das seit ihren Worten von mir Besitz ergriffen hat, willkommen zu heißen. Es ist wie ein Lauffeuer, dass sich wild und unwiderruflich durch mein Innerstes frisst und sich jeden negativen Gedanken, den ich in den letzten Jahren mit mir herumgetragen habe, einverleibt, bis nur noch die Asche davon als ein schwaches Abbild meiner Vergangenheit übrig ist.
Niemals hätte ich auch nur gewagt, anzunehmen, dass die beste Nachricht meines Lebens die ist, dass mir nun womöglich rund zehn gemeinsame Jahre mit Hermine Granger bevorstehen.

»Was tust du?«, will sie außer Atem wissen, als sie es irgendwann schafft, sich von mir zu lösen und sie sieht mich an, als sei ich verrückt geworden. Ich denke zwar, dass das offensichtlich ist, aber nun gut.

»Ich küsse mein Mädchen zwischen zwei Welten. Wer kann schon von sich behaupten, das einmal getan zu haben? Außerdem kann ich das nun von meiner ‚Liste von Dingen die ich tun will, ehe ich draufgehe'‚ streichen«, antworte ich ihr leise und ziehe sie wieder zu mir, um dort weiter zu machen, wo wir gerade aufgehört haben. Doch Granger scheint noch nicht ganz fertig zu sein mit ihrer Fragerunde.

»Was steht denn sonst noch so auf der Liste?« Ihr belustigter Unterton bring mich dazu, leise aufzulachen und ich schüttle amüsiert meinem Kopf, während ich ihr eine Strähne ihrer wilden Locken hinter das linke Ohr streiche.

»Ich denke da werde ich mir erst Gedanken drüber machen müssen.« Noch während ich die Worte spreche, sehe ich, wie ihr Blick an mir vorbei geht und drehe meinen Kopf, um ebenfalls in die Richtung schauen zu können. Die Tür ist wieder da und somit ist wohl auch die Stunde der Wahrheit gekommen. Für eine Weile starren wir einfach nur auf die Türe, hinter der sich ziemlich sicher unsere alte neue Realität verbirgt und ich komme nicht umhin, mir kurz Gedanken über diese absolut und vollkommen verrückte Gegebenheit zu machen. Es ist nach wie vor schwer greifbar für mich, wie der Raum der Wünsche eine vollkommen neue Welt erschaffen kann und ich mag mir überhaupt nicht ausmalen, welche Kräfte hier wirken. Konnte der Raum das schon immer, oder ist es ein Teil der Magie Hogwarts, die durch die Ausnahmesituation der Schlacht aktiviert wurde? Ist es vielleicht tatsächlich nur ein Defekt, dem Dämonsfeuer von Crabbe geschuldet? Bei genauerem Nachdenken, kommt mir die letzte Option am sinnigsten vor, doch vermutlich hat es überhaupt gar keinen Wert, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Fakt ist, dass, egal wem oder was wir es zu verdanken haben, ich es zweifelsohne annehmen werde.

»Also?«, spricht Granger nach einer Weile als erstes wieder. »Tun wir das jetzt, oder was?«

»Sowas von«, lautet meine Antwort und ich greife wie mechanisch nach ihrer Hand, ehe wir gemeinsam zur Tür gehen und fasse vorsichtig nach der Klinke. Ich höre, wie sie neben mir die Luft anhält und auch ich stelle für einen Moment das Atmen ein, während die Tür aufschwingt und die Sicht auf die altbekannte Ruine freigibt. Es ist schon irgendwie ironisch, wenn man bedenkt, dass der Anblick des zerfallenen Bauwerks um uns herum, mich plötzlich mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl erfüllt. Wir sind zurück. Wir sind wahrhaftig wieder hier und auch Granger neben mir lässt ein erleichtertes Seufzen verlauten, während wir durch den Rahmen der Tür treten. Wie beim letzten Mal dauert es nicht lange, da ist der Durchgang in unserem Rücken wieder verschwunden und alles was bleibt, ist die kahle Steinwand, dich ich heute viel weniger beängstigend finde, als beim letzten Mal. Jedoch schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, denn ich direkt ausspreche.

»Schade. Irgendwie hatte ich gehofft, dass du dir einen Strand gewünscht hast. Ich meine... immerhin hattest du mehr Zeit um drüber nachzudenken, als ich beim letzten Mal.«

Granger grinst mich an und ein überlegener Ausdruck legt sich in ihr Gesicht. Noch ehe ich überhaupt Zeit habe mir darüber Gedanken zu machen, wieso dem so ist, zuckt sie lediglich mit den Schultern.

»Ich denke, dass du mich unterschätzt«, erwidert sie leise und geheimnisvoll und sieht mich auffordernd an. »Ich habe mir etwas viel Besseres gewünscht.«

»Und was genau könnte das sein?«, will ich verwundert wissen.

Sie lächelt und löst sich von mir, ehe sie ihre eigene Jacke auszieht und mir in die Hand drückt, was ich verwundert hinnehme, während ich beobachte, wie sie den Ärmel ihres Pullovers am linken Arm greift und diesen nach oben schiebt. Ich sehe die wulstigen, roten Linien, die das Wort Schlammblut formen und die sich skurril auf ihrer blassen Haut abzeichnen. Neben der Tatsache, dass ich wirklich für einen kurzen Moment schockiert darüber bin, verstehe ich nicht sofort, was sie mir damit sagen will. Dann jedoch beginnt mein Hirn langsam zu arbeiten und es wäre beinahe nicht mehr nötig gewesen, dass sie nun ihren Zauberstab zückt, in ihre Tasche greift und unsere auf Miniaturgröße verkleinerten Rucksäcke herauszieht, um den Zauber umzukehren.

»Du... hast dir hier Zauberei gewünscht und es hat funktioniert?« Wow, ich bin offensichtlich ein Meister im feststellen des Offensichtlichen, doch sie lächelt lediglich und greift in die Tasche ihrer Jacke, die nach wie vor über meinem Arm liegt.

»Ja, ich dachte, das sei eventuell besser, als irgendwo an einem Strand auf einer einsamen Insel zu landen, ohne Zauberei. So können wir reisen, wohin wir wollen und wann wir wollen.« Während sie diese Worte spricht hat sie eine Vielzahl klein geschrumpfter Bücher aus dem Inneren Ihrer Jacke gezogen, die gerade einmal so groß sind wie kleine Kieselsteine und die sie mir nun auf ihrer flach ausgestreckten Hand vor die Nase hält. »Zehn Jahre sind außerdem eine lange Zeit, um sich mit fortgeschrittener oder auch teils dunkler Magie zu beschäftigen. Alles, was uns irgendwann einmal hilft, in diesem Krieg zu überleben, nehme ich dankbar an. Ich hab zwar willkürlich viele Bücher einfach nach ihrem Titel gegriffen, bin mir aber sicher, dass einiges an brauchbarer Lektüre dabei ist. Das meiste ist aus der verbotenen Abteilung. Wenn wir uns irgendwann dazu entschließen zurück zu gehen, dann will ich so gut es geht vorbereitet sein.« Sie sieht davon ab, auch die Bücher wieder zu vergrößern und verstaut diese wieder in ihrer Jackentasche, ehe sie mir die Jacke abnimmt, um sie sich anzuziehen. Ich muss zweimal kurz blinzeln, ehe ich, völlig überfordert mit diesen ganzen neuen Informationen, einen tiefen Atemzug nehme und mich für einen Moment sammle.

»Du überlässt auch nichts dem Zufall, oder?«, sage ich letzten Endes, da mir tatsächlich rein gar nichts Produktives einfällt, was ich zu den ganzen Geschehnissen der letzten Minuten sagen könnte. Niemals hätte ich auch nur gewagt, daran zu denken, dass wir jemals wieder hierher zurück kommen würden.

»Für gewöhnlich nicht, nein«, grinst Granger nun und legt den Kopf schief, während sie mich aus fragenden Augen durchdringend ansieht. »Bist... bist du sauer, weil ich es dir nicht gesagt habe? Ich wusste ja überhaupt nicht, was uns erwartet und ich wollte nicht schon vorher irgendetwas sagen, was vielleicht überhaupt nicht eintreffen würde. Ich war mir bis zum Schluss auch gar nicht wirklich sicher, ob ich es durchziehe.«

»Was hat dich letzten Endes dazu gebracht?«, will ich ehrlich interessiert wissen und sie fährt sich mit einer Hand nervös durch die Haare, ganz, als müsse sie sich davor wappnen, was sie nun zu sagen hat.

»Du«, sagt sie schlicht. »Als du gesagt hast, dass ich mich nicht umbringen lassen soll, ehe du allen unter die Nase reiben könntest, dass die Wetten hinfällig sind... naja, indirekt hat das für mich geklungen, als ob du zu mir... zu uns stehen willst, wenn alles vorbei ist. Ich glaube, da ist mir klar geworden, dass es das Wert ist. Die Rückkehr und das Kämpfen noch eine Weile aufzuschieben, meine ich. Es fühlt sich jetzt, da ich weiß, dass die Zeit nicht weiter läuft, auch nicht mehr so an, als würde ich sie im Stich lassen. Keine Ahnung, es ist recht schwer, zu erklären, was in meinem Kopf vorgeht.«

Ich lache laut auf, denn sie hat keine Ahnung, wie sehr ich ihr zustimme.

»Ich glaube, um zu erkunden, was in deinem Kopf vor sich geht, reicht ein Jahrzehnt nicht, Granger.«
Sie schnaubt und rollt mit den Augen und ich überbrücke die Distanz zwischen uns um ihr meine rechte Hand an die Wange zu legen. Vorsichtig streiche ich mit meinem Daumen über ihren Wangenknochen und beobachte ihre Reaktion, die darin besteht, sich lächelnd mit ihrem Kopf gegen meine Hand zu lehnen. »Weisst du, dass du wirklich ganz unglaublich bist?« Und das ist eher eine Feststellung als eine Frage, weshalb sie mir darauf auch nicht antwortet.

»Also bist du nicht sauer?«, will sie jedoch erneut wissen und ich schüttle den Kopf. Ich bin tatsächlich nicht sauer mit ihr, obwohl das wirklich eine ganz schön hinterhältige Nummer von ihr war, mich bis zum Schluss unwissend darüber zu lassen, was sie vorhat. Beinahe schon etwas, was ich unter einer wirklich slytherinschen Aktion verbuchen würde. Vermutlich habe ich es aber mehr als verdient.

»Nein, aber wenn es dein Gewissen beruhigt, dann darfst du mir dafür die Entscheidung überlassen, wo wir heute übernachten. Ich bin ganz ehrlich, auch wenn das Zelten letzten Endes doch nicht ganz so übel war...«, fange ich an und ernte ein Schnauben, doch ich lasse mich nicht beirren. »...bin ich doch nicht gewillt, noch eine weitere Nacht auf einer Isomatte zu verbringen, wenns recht ist.«

»Okay, was schwebt dir vor?«, will sie wissen und legt ihre Hand über meine, die nach wie vor auf ihrer Wange liegt und ich tue für einen Moment so, als müsse ich angestrengt nachdenken.

»Ich kenne da ein wirklich sehr charmantes, kleines Bed & Breakfast, gar nicht weit von hier mit einem wirklich vorzüglichen Frühstück und ganz scheußlichen Blumentapeten.«

Ihr glockenhelles Lachen hallt durch die verlassene Ruine und ich löse meine Hand aus Ihrer, drehe mich zur Seite und greife nun meinerseits nach unseren Rucksäcken um sie abermals zu schrumpfen und in meiner Jacke zu verstauen. Endlich wieder Magie verwenden zu können ist, neben Granger, die mich nun mit einem weichen Blick ansieht, eindeutig das Beste in dieser und auch sonst jeder Welt. Und die Tatsache, dass ich vermutlich nicht mehr so schnell in ein Flugzeug steigen muss.

»Sollen wir dann los?«, will sie wissen und hält mir auffordernd ihre Hand entgegen. Ich bin mir zwar nicht sicher, womit ich diese Chance verdient habe oder womit ich verdient habe, Hermine Granger an meiner Seite zu haben, aber wenn ich eines weiß, dann, dass ich für alles bereit bin, was dieser Raum der Wünsche uns zu bieten hat.

»Weißt du, dass du mir vor genau zwei Wochen an dieser Stelle eine gescheuert und mir vorgeworfen hast, dass ich dir dein Leben genommen habe, indem ich uns hierher gebracht habe?«, will ich völlig zusammenhangslos wissen, während ich ihre Hand ergreife und sie zu mir ziehe, so dass ich sie einen Augenblick später schon in meinen Armen halte und sie keucht überrumpelt auf. Die Erinnerung kam gerade so plötzlich, dass ich selbst davon überrascht war.

»Willst du etwa eine Entschuldigung?«, schmunzelt sie und ich grinse.

»Nein, aber ich werde dir das in Zukunft täglich unter die Nase reiben.«

»Weißt du, was ich dir täglich unter die Nase reiben werde? Dass du wusstest, das der Raum Wünsche erfüllt und du es nicht für nötig gehalten hast, dir Zauberei zurück zu wünschen. Ich denke jetzt so im Nachhinein, dass das funktionieren hätte können. Das war ganz schön muggelmäßig von dir.« Ihre Augen funkeln, als sie mir diese, nicht ganz zu vernachlässigende, Tatsache entgegen schleudert und ich schlucke trocken auf und blinzle. Einmal. Zweimal. Kein Wort kommt über meine Lippen und in meinem Kopf wabert etwas zähflüssig umher, was entweder meine Fassungslosigkeit sein könnte oder auch gleich mein ganzes Gehirn, das sich soeben verabschiedet hat. Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist, dass ich wahrscheinlich der größte Idiot bin, der in dieser Hemisphäre herumläuft.

»Ich... also...«, fehlen mir auch nach mehreren Sekunden der völligen Ungläubigkeit die Worte. »Verdammt, warum sagst du mir das?«, kanalisiere ich meine eigene Dummheit nun in einen Anflug von Wut und alles was sie tut, ist schadenfroh aufzulachen.

»Um dich zu ärgern, weil es nach wie vor Spaß macht. Mir ist das übrigens auch erst durch den Kopf gegangen, als ich mir die Tür wieder herbeigewünscht und an genau diese Welt MIT Magie gedacht habe.« Sie klingt, als würde sie übers Wetter reden, so gleichgültig hört es sich an und ich schüttle resignierend den Kopf.

»Gut, dass wenigstens einer von uns mitdenkt. Ich wäre wohl ziemlich aufgeschmissen, ohne dich«, gestehe ich mir laut ein und atme einmal tief ein und wieder aus.

»Das fällt dir erst jetzt auf?«, fragt sie belustigt und ich schüttle den Kopf.

»Nein. Aber es musste wohl mal gesagt werden.«

Wir schauen uns für eine lange Weile einfach nur gegenseitig in die Augen und kommen wohl zu der stillen Übereinkunft, dass für den Moment alles gesagt ist.

»Okay«, haucht sie dann plötzlich und lächelt.

»Okay«, antworte ich und und spüre, wie meine Mundwinkel ebenfalls zucken.

»Ich wäre dann bereit, von hier zu verschwinden. Kommst du mit?«

»Erstaunlich. Vor zwei Wochen musste ich dich beinahe hier weg prügeln«, kann ich es nicht lassen, sie zu ärgern und weiter aufzuziehen. Ich kann mich nicht dagegen wehren, aber meine Laune war selten besser und ihre wütende Antwort bringt mich dazu, tief aufzulachen.

»Oh, halt endlich den Mund, Draco Malfoy!«

Noch während ich ihrem Befehl nachkomme und ich meine Lippen immer noch lachend auf ihre drücke, erfasst mich der bekannte Sog des Apparierens. Im nächsten Moment sind wir bereits verschwunden und zurück bleibt nichts weiter, als das leise Versprechen, irgendwann an diesen Ort zurück zu kehren, wenn die Zeit dafür gekommen ist.


*Finite*

Da und Fort - die geschenkte ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt