Kapitel 6

124 8 2
                                    

An diesem Abend ließ sich Kuroo nicht mehr bei seiner Mutter blicken. Hätte sie ihn so gesehen, wäre sie krank vor Sorge geworden und hätte ihm mehrere Predigten gehalten. Außerdem hätte sie wahrscheinlich nachgebohrt woher diese Verletzungen kamen und das konnte der Schwarzhaarige gerade absolut nicht gebrauchen. Er ging von der Basis aus zur Schule, seine Sachen hatte er bereits alle dabei. Die Jacke verdeckte den Verband ziemlich gut und im Gesicht hatte er sich mit Make Up "beschmiert", wie Lev es nannte. Aber es erbrachte seine Wirkung und keiner starrte ihn blöd an. Auf dem Gang lief er an Akaashi vorbei, der sich sofort umdrehte und ihm aus dem Weg ging. Er schien auf höchster Alarmbereitschaft zu sein, verständlich, weil Bokuto es wahrscheinlich auch war. 

Sobald er das Klassenzimmer betrat, bemerkte er die Präsenz des neuen. Das Getuschel war leiser als sonst, alle Augen hafteten auf ihm. Ausgerechnet saß er auf Kuroos Platz. Er war zurückgelehnt, starrte auf sein Handy und blendete seine Umgebung komplett aus. Er kam Kuroo verdammt bekannt vor, aber er wusste nicht woher. Der Junge mit den gestylten, hellbraunen Haaren schenkte weder Kuroo noch den tuschelnden Mädchen Aufmerksamkeit. Kuroo konnte nur zustimmen, er war hübsch. Keine Unreinheiten, top gestylte Haare und lange Wimpern. Seine Schuluniform hatte der Neue auch besonders … interpretiert. Er trug das Jackett locker auf den Schultern, sodass es bei seiner Sitzposition beinahe auf dem Boden hing und das Hemd war zur Hälfte in der Hose verschwunden, in der er einen Designergürtel eingefädelt hatte. "Ehm, du sitzt auf meinem Platz", merkte Kuroo an und beugte sich etwas zu ihm herunter. 

Die braunen Augen schauten ihn an und obwohl Kuroo seine Präsenz davor schon deutlich spüren konnte, machte dieser Blick ihm klar dass es jemand ist, den er kannte. Ihm wollte nur nicht einfallen woher! "Ach ist das so? Naja. Es WAR dein Platz." Er schaute einfach wieder auf sein Handy, schüttelte seinen Kopf etwas damit seine "perfekten" Haare seinen Blick freigaben "Wie heißt du überhaupt, Neuling?" Kuroo stieg auf sein Spielchen ein, lehnte sich auf seinen Tisch und schaute ihm so direkt ins Gesicht. "Tooru Oikawa. Nach deinem Namen muss ich ja nicht fragen." Unfreiwillig riss Kuroo die Augen auf und Oikawa grinste. Er leckte sich über die Lippen, änderte an seiner Position nichts, aber schaute Kuroo in die Augen. Der Schwarzhaarige verstand schnell, er wollte nicht dass die anderen ihre Konversation mitbekommen. Wie als fühlte er sich verpflichtet, strich Oikawa sich durch die Haare, wobei sein Hemd rutschte und sein Handgelenk freilegte. Kuroo hatte seine Zweifel bereits bei der Nennung des Namens aufgegeben, aber das Tattoo des Blätterkranzes bestätigte seine Vermutung.

"Aus offensichtlichen Gründen verzichte ich auf dem Gelände auf das "Eure Hoheit"." Würde Kuroo ihn nicht kennen, hätte er ihn für einen Spinner gehalten. "Ey aber kommst du nicht aus Miyagi? Was macht so jemand wie du in Tokyo? Und dann noch alleine?" Oikawa grinste nur entspannt und tippte vor sich auf den Tisch. "Nummer." Kuroos Sympathie für ihn fiel. Er war absolut arrogant. Verständlich, aber trotzdem, menschlicher Respekt war auch für Tooru Oikawa nicht zu viel verlangt. "Also Kuroo, du bist ja scheinbar doch nicht vom Fach." Woher kannte dieses arrogante Miststück seinen Namen?! Aber diese Frage war selbsterklärend. Als Sohn eines der wichtigsten Yakuza-Bosse Japans, hatte Oikawa sicher seine Mittel und Wege. Zumal er nicht unbeteiligt war. Er war ein festes Mitglied und würde übernehmen sobald sein Vater starb, oder zum Aufgeben gezwungen wird. "Gib mir deine Nummer, oder ich beziehe dich nicht ein." Besiegt holte Kuroo sein Handy heraus und legte es entsperrt vor Oikawa auf den Tisch. "Wie viele hast du dabei?" Er redete leise, aber flüsterte nicht. Oikawa grinste und tippte die Nummer ab. "Keine." 

Sobald er das hörte, begann der Anführer der Nekoma zu grinsen. "Na dann, willkommen in Tokyo, Oikawa." Er stand immer noch gebeugt da, aber seine gesamte Ausstrahlung hatte sich gewandelt. Oikawa, der einen sehr ausgeprägten Sinn für menschliches hatte, grinste Kuroo zurück an. "Bist wohl doch nicht nutzlos." Kuroo zuckte nur mit den Schultern, ging ans andere Ende des Klassenzimmers und schickte Oikawa einen Smiley, der nur aus einem Doppelpunkt und einer Klammer bestand. Sobald er hatte war er wollte und der Jüngling zu ihm schaute, winkte er ihm mit dessen Portemonnaie. Er musste lachen als Oikawa die Gesichtszüge entglitten und andere schauten nun ihn an. "Wie gesagt. Willkommen in Tokyo. Pass auf dich auf." Wütend stand der Kriminelle auf und stapfte auf Kuroo zu, der einfach nur lachte. Aber auch dies gehörte alles zu seinem Plan. Denn wenn Papas Junge eine Sache nicht konnte, dann war es mit Rebellen wie Kuroo umzugehen. Sobald er Kuroos Aufenthaltsort erreicht hatte, ging er geradewegs auf ihn zu. Kuroo sprang auf, huschte durch die Reihen durch und setzte sich auf seinen Platz. 

Oikawa bemerkte die Taktik, wollte schon zu Kuroo rennen, aber dann wies ihn jemand darauf hin, dass sein Geldbeutel auf diesem Stuhl lag. Er nahm ihn und war sauer. Er wurde ausgetrickst, von einem Straßengangster. "Beachte den Chaoten nicht. Er ist ein Nichtsnutz der gerne unnötige Streiche spielt." Aber das war leichter gesagt als getan, schließlich hatte Kuroo die Informationen die er brauchte! Er hatte vor sein Vertrauen zu gewinnen und ihn zu benutzen, nicht dass dieser Straßen Lümmel ihn an der Nase herum führt! Doch bevor er sich den Platz zurückerobern konnte, betrat der Lehrer den Raum. Er holte schnell seine Tasche und setzte sich auf den leeren Platz, während Kuroo ihn frech angrinste. 

Er würde es dem reichen Typen so oft wie nötig zeigen, aber in den Jugendgangs lief es anders als in der Yakuza. Sie waren nicht organisiert und genau darin lag ihre Stärke. Keiner konnte ihre langfristigen Pläne snitchen oder vereiteln, weil selbst wenn sie einen Plan hatten, hielten sie sich eh nie daran. Sie überraschten ihre Gegner, es gab keine Diplomatie. Ob Oikawa versuchen wird eine zu errichten? Kuroo bezweifelte es stark. Er will wahrscheinlich nur seine Aufgabe beenden und dann zurück zu seinem Vater und seinen Dienern. Er hatte ein Profil auf einer Darknet Seite, deshalb kannte Kuroo ihn. Er kommandierte seine Diener herum und ließ sich von allen als "Eure Hoheit" ansprechen. Er wäre wohl gerne ein Prinz, dabei hatte er mehr Macht als ein richtiger. Kuroo musste zugeben, machtlos war der Neuling auf keinen Fall. Er müsste theoretisch einmal schnipsen und es wurde für ihn gemordet. Nur eine Sache konnte Kuroo nie einschätzen und diese verwunderte ihn nun. War er so kaltblütig wie sein Vater? 

𝕊𝕙𝕠𝕠𝕥 𝕣𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕚𝕟𝕥𝕠 𝕞𝕪 𝕙𝕖𝕒𝕣𝕥 (𝕂𝕦𝕣𝕠𝕜𝕖𝕟[ℍ𝕒𝕚𝕜𝕪𝕦𝕦])Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt