Kapitel 19

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Aber der Schuss blieb aus. Der Lauf an seiner Stirn wurde fester gepresst, bis er zitterte und schließlich zu Boden fiel. Oikawa konnte es nicht. Er konnte Iwaizumi nicht erschießen. Nicht so. Er saß auf ihm und zitterte, weil er nicht schießen konnte. Er hatte sich noch nie so erbärmlich gefühlt. So machtlos. Iwaizumi war vor ihm geflohen, er hasste ihn. Dabei war er derjenige, dem Oikawa sich geöffnet hatte. Bei ihm konnte er die kalte Fassade fallen lassen und einfach er selbst sein. Sie hatten Umarmungen, Küsse, Sex, tiefgründige Gespräche, Ringe, alles war perfekt! Oikawa wollte Iwaizumi heiraten, er war der perfekte Mann für ihn, doch plötzlich – plötzlich war er einfach weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Zuerst hatte er eine Entführung vermutet und wurde rasend, schließlich hatte er sein Bestes gegeben um seinen Geliebten vor der Welt zu verstecken aber es war genau der Fehler. Während Oikawa die Kontrolle genoss, war jede fiese Anmerkung von Iwaizumi ernst gemeint. "Shittykawa, Crappykawa", dies waren nicht nur Spitznamen, dies waren seine Gefühle ihm gegenüber. Und jetzt hier, in diesem Moment, fühlte er sich auch so. Er fühlte sich so dreckig wie diese Spitznamen klangen. 

Er konnte Iwaizumi nicht in die Augen sehen. Jedes seiner Worte ihm gegenüber war voller Gefühle und Ernsthaftigkeit, jedoch war das einzige Gefühl was sein Gegenüber verspürte, die ganze Zeit Hass gewesen? Oikawa konnte, wollte das nicht glauben. "Sag mir eins. Wenn du gerade eine scharfe Waffe in den Händen halten würdest, Iwa-chan … Würdest du mich ermorden?" Noch immer wagte er keinen Blick auf den Angesprochenen, der knapp, tonlos lachte. "Nein, würde ich nicht. Es-", aber er stoppte sich, bevor er zu viel preisgeben würde. Er stoppte, bevor er Oikawa eine Angriffsfläche bot. "Warum? Warum würdest du mich nicht umbringen, wenn du mich hasst?!" Oikawa war rasend. Er krallte seine Finger in Iwaizumis Hemd und fand endlich den Mut wieder ihn anzuschauen. Er hatte ihm zu lange die Oberhand in der Situation gelassen, nun musste er beweisen wer die wahre Macht hielt. Als ob ein paar Gefühle ihn dabei stoppen würden. 

"Jedenfalls, du hast dir die Situation selbst eingebrockt. Es werden sich einige Dinge ändern sobald wir wieder zu Hause sind. Erstens, du wirst ununterbrochen überwacht, bis du zu Sinnen kommst. Danach lässt sich über Lockerungen reden. Zweitens, du verlässt mein Haus nicht mehr. Darüber hast du dich beklagt, dabei durftest du sehr wohl raus, ich wollte nur wissen wohin und mit wem. Jetzt nicht mehr. Deine Freunde sind weiterhin erlaubt, aber nur noch bei uns und ich werde anwesend sein. Du kannst ihnen ja gerne erzählen was wirklich bei uns abgeht", den Kopf schief legend hob er Iwaizumis Kinn wieder an und musterte dessen Reaktionen. "Außerdem werde ich dich nicht mehr heiraten." Diese Aussage war ein Test und er traf genau ins Schwarze. Hätte Iwaizumi ernst gemeint, dass er Oikawa nie geliebt hat, hätte ihn diese Aussage eher erleichtert. Aber auf diese Konsequenz reagierte er von allen am Heftigsten: "Oik- wa- Ey das ist jetzt nicht dein scheiß Ernst?" Der dominantere schnalzte nur mit der Zunge, zuckte mit den Schultern bevor er Iwaizumis Kopf etwas drehte. "In Tokyo gehen wir zuerst in ein Hotel, meine Begleitung bekommt ihre Geisel zurück. Dort wartet eine Überraschung auf dich, Darling", meinte Oikawa schmunzelnd und nutzte dabei bewusst den Kosenamen den Iwaizumi für ihn hatte. 

Iwaizumi sprach lange Zeit nicht und Oikawa fühlte sich in seiner Macht bestätigt. Er ließ seine Hand an Iwaizumis Kinn ruhen, drehte es Hin und Wieder und es gab dem Unteren das Gefühl, wie ein Objekt begutachtet zu werden. Er hasste es und würden diese Männer mit ihren Maschinengewehren nicht genau neben ihnen stehen, hätte er Oikawa dafür eine gescheuert. Er war frustriert und stinksauer. "Du bist ein verdammter Bastard, Shittykawa", murmelte Iwaizumi um seinem Ärger Luft zu machen. Jedoch erziehlte es nicht den gewünschten Effekt. Der andere lachte nur, lehnte sich so zu ihm, dass sie sich an der Stirn berührten, schmunzelte und erwiderte: "Ich weiß", bevor er Iwaizumi erneut küsste. Der Braunhaarige musste über seinen eigenen Schatten springen, sonst würde es ihm um einiges schlechter gehen bei ihrer Ankunft in Miyagi, weshalb er sich entschloss Oikawa wieder in seine Arme zu schließen. "Sag es", verlangte Oikawa gegen seine Halsbeuge, in die er seinen Kopf gelegt hatte. "Sag es", wiederholte er, mit mehr Nachdruck. Iwaizumi überwand seinen Stolz und gab Oikawa endlich die Befriedigung, es auszusprechen: "Es tut mir leid." 

𝕊𝕙𝕠𝕠𝕥 𝕣𝕚𝕘𝕙𝕥 𝕚𝕟𝕥𝕠 𝕞𝕪 𝕙𝕖𝕒𝕣𝕥 (𝕂𝕦𝕣𝕠𝕜𝕖𝕟[ℍ𝕒𝕚𝕜𝕪𝕦𝕦])Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt