Kapitel 6; Samstag (22. Juni 2013)

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Als ich am nächsten Morgen vom Klingeln des Weckers aufwachte, zog Thomas mich in seine Arme und küsste mich, dann standen wir auf und machten uns fertig.


Daraufhin nahm er meine Hand und zog mich mit sich hinunter zu den Schwimmbecken.


Fünf Minuten später trafen Simon, Tom und Theo ein.


Wir trainierten bis acht Uhr, dann gingen wir in die Küche und frühstückten.


Um Punkt neun fuhren wir los.


Thomas hatte einen Bus gemietet, sodass er und ich uns ein bisschen abschotten konnten.


"Warum schauen sie uns so seltsam an?", fragte ich Thomas nach einer Weile.


Er lachte in sich hinein, dann antwortete er: "Ich glaube sie sind eifersüchtig. Jedenfalls hat Simon mir erzählt, dass er sich etwas in dich verliebt hat."

"Oh", entfuhr es mir. "Aber sie waren doch so gemein zu mir."


"Sie können es eben nicht ertragen, wenn sie gegen ein Mädchen verlieren. Außerdem wollten sie damit wahrscheinlich nur ihre Nervosität überspielen. Noch dazu waren sie schlecht drauf, weil das mit dem Training nicht so richtig funktioniert hatte."

"Achso. Hoffentlich bringt das mit uns eure Freundschaft nicht auseinander."

"Nein. Ich habe ihm erzählt, dass ich mich genauso in dich verliebt habe. Wir haben ausgemacht, dass keiner dem anderen dich ausspannen würde, denn wir wollen beide, dass du glücklich bist."

"Ok ... Na hoffentlich hält er sein Wort."

Er nickte, dann beugte er sich zu mir und küsste mich.


Vielleicht wollte er Simon eifersüchtig machen, aber vielleicht wollte er ihm auch einfach nur zeigen, dass ich nun vergeben war.


Als Thomas sich von mir löste, traute ich mich jedenfalls nicht, Simon in die Augen zu sehen. Stattdessen steckte ich die Ohrenstöpsel rein und schloss die Augen.



Als wir ankamen, goss es in Strömen, sodass wir regelrecht ins Bad rennen mussten.


Schnell zogen wir uns um und gingen zur Anmeldestation.


Wir waren nicht die letzten. Der Regen störte den Verkehr, sodass sie den Starttermin eine Stunde nach hinten verschieben mussten.


Wir waren als letztes dran. Die anderen Teilnehmer lachten uns aus. Ich glaube sie strengten sich nicht einmal richtig an, um gegen uns zu gewinnen. Wahrscheinlich war das so, weil die Jungs vorher so schlecht gewesen waren, doch das waren sie jetzt nicht mehr. Im Gegenteil. Sie waren jetzt richtig gut.


Aufgabe war, jeweils 50 Meter Brust, Kraul und Rückenkraul zu schwimmen. Die Zeit der einzelnen wurde zusammengerechnet und dann mit der der anderen verglichen, sodass keiner der Gruppe benachteiligt wurde. Aus einer Gruppe durften immer nur so viele Schwimmer antreten, wie viele die kleinste Gruppe besaß, damit die Zeit fair blieb.


Diese Gruppe war die unsere, das heißt, das von jeder Gruppe fünf Leute antreten durften.


Wir hatten ausgemacht, dass ich als letztes schwamm.


Ich sah auf die Zeit der Jungs. Wenn wir noch gewinnen wollten, hatte ich noch einiges aufzuholen. Thomas kam an und ich sprang.


Es war ein Gefühl des Schwebens. Es war wunderbar. Ich schwamm und schwamm.


Meine letzte Bahn!, schoss es mir durch den Kopf.


Ich holte noch einmal alles aus mir heraus.


Ich stieß am Beckenrand an und zog mich aus dem Wasser. Die Jungs grölten.


Thomas zog mich in seine Arme und küsste mich. Als wir uns voneinander lösten, merkte ich, dass es in der ganzen Halle ganz still geworden war.

Ich schaute mich um.


Fast alle standen mit offenen Mündern da.


Verlegen ging ich zu meinem Platz und nahm mir mein Handtuch.


Allmählich löste sich die Starre und einige begannen miteinander zu tuscheln.


Ich trank etwas.


Irgendwann kam dann endlich die Durchsage, dass nun alle Teilnehmer gestartet waren und, dass in fünf Minuten die Preisverleihung sei.


Wir hatten den ersten Platz gewonnen.


Auf der Rückfahrt fragte ich Thomas, warum es so still gewesen war.


Er antwortete mir: "Meine bisherigen Freundinnen waren noch nie bei einem Wettkampf dabei, wahrscheinlich dachten oder wünschten sie sich, dass ich Single sei. Außerdem ..., dass ich einen Wettkampf gewinne, hätten sie wohl eher nicht gedacht..."

Ich dachte noch lange darüber nach, doch es war schon spät, sodass ich in Thomas' Armen einschlief.

Das Leben einer 15 - jährigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt