Kapitel 28; Samstag (24. August 2013)

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Nachdem ich am Vortag so spät eingeschlafen war, wachte ich dementsprechend spät auf. Ich hatte sogar den Hahn verschlafen.

Nino kam gerade aus dem Badezimmer und rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare trocken.

"Hey, du Schlafmütze! Schon wach?"

"Hmmm... wie spät ist es denn?", wollte ich wissen.

"Fast zehn. Du hast unseren lieben Herrn Hahn und das Frühstück verschlafen."

Ich schnellte aus dem Bett.

"Was? Warum hast du mich denn nicht geweckt?"

"Weil du es verdient hast, mal auszuschlafen."

"Na und? Die Arbeit im Stall macht sich nicht von alleine, sie muss gemacht werden!"

Er brach in schallendes Gelächter aus.

"Was?", fuhr ich ihn an.

Sofort war er still und ging vor mir in die Hocke.

"Du klingst wie deine eigene Mutter, weißt du das?", sagte er sanft.

"Tja, wahrscheinlich liegt das daran, dass ich eine werde", sagte ich nun schon versöhnlicher.

Er zog mich in seine Arme, dann küsste er mich.

Nach einer Weile löste ich mich von ihm, und fing mich an anzuziehen.

Er seufzte und es stahl sich ein Lächeln auf mein Gesicht.

Als ich fertig war, ging ich hinunter in die Küche, bestrich mir eine Semmel und nahm mir einen Apfel. Dann ging ich nach draußen und aß die Semmel auf einer der Bänke, die draußen standen. Nino setzte sich zu mir.

Während ich dann in den Apfel biss, gingen wir zu den Ställen.

Als ich die Ecke bog, fiel mir der Apfel aus der Hand.

Blacky war fest angebunden und wieherte wie verrückt, während man ein lautest Scheppern hörte.

Dazu sprach eine Stimme: "Du Mistvieh! Du wirst schon noch lernen, mir zu gehorchen! Dass diese Steph dich verwöhnt wird dir nichts helfen! Morgen ist sie weg und dann hast du keinen Beschützer mehr!"

Die dunkle Stimme stieß ein gehässiges Lachen aus, das mir durch Mark und Bein ging.

Leise ging ich auf Blackys Box zu und bedeutete auch Nino, leise zu sein.

Mir gefror das Blut in den Adern, als ich direkt vor der Box stand und hineinsah.

Da saß Jo, der gerade das letzte von Blackys Beinen festschlug.

Mir entfuhr ein Aufschrei und Jo wirbelte herum.

"Du! Du warst das! Die ganze Zeit!", zischte ich.

"Ja! Weil hier keiner eine Ahnung davon hat, mit Pferden umzugehen!"

"Das ist gar nicht war!", brach ich in Tränen aus.

Da stieß Nino auf einmal die Boxentür auf und packte Jo.

"Befrei Blacky!", sagte er zu mir, bevor er mit Jo aus dem Stall ging.

Zum Glück lag in der Box auch eine Zange, sodass ich mir nicht erst eine besorgen musste. Ich bog die vier Ketten wieder auf, die diesmal viel fester gezogen waren und Blacky kräftig in die Haut geschnitten hatten.

Dann holte ich Verbandszeug und versorgte ihn.

Ich gab ihm noch meinen heruntergefallenen Apfel, bevor ich aus dem Stall ging.

Genau in dem Moment, in dem ich in den Hof trat, kam ein Polizeiwagen an, aus dem zwei Männer stiegen.

"Frau Hecker?", fragte mich der eine.

"Nein, die ist im Haus. Ich heiße Stephanie Dwice. Ich führe sie zu ihr."

Sie nickten und folgten mir ins Haus.

"Lise?", rief ich.

"Speisesaal!"

Als wir eintraten bot sich uns ein seltsamer Anblick, der mich zum Lachen brachte.

Jo saß auf einer der Bänke und auf ihm - Lise, die sich zurückgelehnt hatte, sodass man Jo fast nicht mehr sah. Neben den beiden stand Nino.

Als Lise aufstand, nahm Nino Jo die Arme auf den Rücken uns hielt ihn fest.

"Guten Tag, ich bin Lise Hecker, ich habe angerufen."

"Ist das der Täter?", fragte der eine.

"Ja, er hat zwei Mal eine Fessel beschädigt und heute haben ihn Stephanie und Thomas dabei erwischt, wie er gerade vier beschädigte."

"Sie besitzen Fesseln?", fragte der zweite Polizist verdutzt.

"Bei Pferden nennt man die, naja Knöchel, Fesseln!"

"Achso, ja", nun wendete er sich an Jo, "Na dann, nehmen wir sie mal mit."

Schweigend führten die Polizisten Jo in ihren Streifenwagen, dann fuhren sie davon.

Nino nahm mich in seine Arme: "Wie geht es Blacky?"

"Er wird schon wieder. Es ist nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussah. Wollen wir ausreiten?", fügte ich zum Schluss noch hinzu.

Er nickte, gab mir einen Kuss auf den Kopf und ging mir dann voraus in den Stall.

"Willst du Blacky reiten?", fragte er mich, nachdem wir Wind aus seiner Box geholt hatten.

"Eigentlich will ich nicht, aber er würde es mir wahrscheinlich übel nehmen, also werde ich ihn trotzdem reiten."

Schnell waren die beiden Pferde gestriegelt und gesattelt und vorsichtig bestieg ich Blacky, doch dieser war ganz wild darauf, loszureiten, sodass ich meine Sorgen schnell vergaß.

Wir ritten knapp zwei Stunden, bevor wir den Tieren eine Pause am See gönnten und wir uns in die Wiese legten, während sie tranken.

Da unsere Bäuche schon vor Hunger grummelten ritten wir wieder, diesmal den kürzesten und keinen Umweg, zurück.

Wir aßen mit Lise und Kai zu Mittag, dann bat Nino mich, ihm zu zeigen, wie ich mit Blacky sprang - bei unserem vormittäglichen Ausritt lag ein Baum im Weg, den ich übersprang, während er daran vorbeiritt - er fand mich blendend.

Also halfen mir Kai und Nino beim Aufbauen der Hindernisse, dann sattelten Kai und ich unsere Pferde - auch er wollte sein Glück versuchen - und ritten auf den Platz.

Wir sprangen ganze sechs Stunden, bis uns Lise zum Abendessen rief, wir hatten gar nicht mitbekommen, dass es so spät geworden war, da wir irgendwann beschlossen hatten, Nino zu überreden, auch ein paar Sprünge zu wagen, wobei wir ihm erst einmal alleserklären mussten.

Nach dem - letzten - Abendessen gingen wir in unser Zimmer und packten die Koffer, bevor uns Lise und Kai zum Bahnhof fuhren.

Wir umarmten uns zum Abschied, dann fuhr der Zug ein und wir mussten gehen.

Während der Zugfahrt schlief ich in Ninos Armen ein.

Er weckte mich, kurz bevor wir ankamen, dann nahmen wir unser Gepäck und stiegen aus.

Es war schon finster und ich fröstelte, als wir auf den Bahnsteig hinaustraten.

Nino rief uns ein Taxi, das uns zu ihm nach Hause brachte.

Im Taxi schlief ich wieder ein und bekam nur am Rande mit, wie er mich ins Bett trug.

Das Leben einer 15 - jährigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt