Das Leben einer 15 - jährigen

Kapitel 12; Freitag (28. Juni 2013)

Mein Wecker riss mich aus meinem Traum. Gerade noch war ich durch die Felder gelaufen, neben mir Nino, nun war ich allein in meinem Bett. Immerhin. Es war ein Trost zu wissen, dass es Freitag war.

Meine Mutter hatte gestern versprochen, dass ich das Wochenende über bei Nino verbringen durfte. Freitag mit eingeschlossen.

Da mein Fahrrad noch bei Thomas war, fuhr ich mit dem Bus zur Schule.

Dadurch, dass der Bus so früh kam, war ich natürlich auch sehr früh in der Schule.

Also nahm ich ein Buch zur Hand und laß.

Ich war ganz in der Geschichte versunken, da küsste mich plötzlich jemand auf die Wange. Erschrocken sah ich auf.

"Hey, ich bin's doch nur!", flüsterte Nino mir ins Ohr.

"Du hast mich ganz schön erschreckt!", beschwerte ich mich.

"Entschuldige, mein Schatz."

Und dann lagen seine Lippen auf meinen. Ich vergaß alles um mich herum.

Mein Herz spielte verrückt und in meinem Bauch flogen die Flugzeuge um die Wette.

"Wie geht es deinem Kopf?", fragt er mich und strich vorsichtig - neben der Wunde - über meinen Kopf.

"Es wird besser."

Da schallte es auf einmal durch die Aula: "Seht ihr! Das ist die Schlampe, von der ich euch erzählt habe!"

Eine Gruppe von Mädchen stimmte in ihr schallendes Lachen ein.

Danach war es totenstill in der Aula.

Langsam drehte ich mich um.

Ich hätte es wissen müssen.

Julia - wie sie leibt' und lebte.

Grimmig sah sie mich an.

Da läutete auf einmal die Schulglocke und die ganze Aula fuhr vor Schreck zusammen.

Erleichtert darüber, dem Streit zu entkommen nahm ich Nino an der Hand und zog ihn mit mir fort zu meinem Spint.

"Lass sie", flüsterte ich Nino zu, "Sie will, dass du dich von mir trennst. Das ist ihr Ziel, Nino. Wenn du dich auf den Streit einlässt, haben wir verloren!"

Da zog er mich in seine Arme und küsste mich.

Als es erneut klingelte fuhr ich zusammen.

"Mist! Los, wir haben nur noch zehn Minuten!", rief ich und ging mit schnellen Schritten zu meinem Spint.