Dämonische Vorweihnacht

74 5 18
                                    

Xander holt einmal weit aus und wirft das Lieblingsspielzeug von seinem geliebten Bruno. Doch der immerzu brave Bernhardiner liegt einfach lustlos da und bewegt sich nicht von der Stelle weg. Das versteht der junge Halbdämon nicht. „Bruno, was hast du denn?" Sein bester Freund ist nach dem Tod von Johann immer träger geworden. Selbst als er einen zweiten Versuch startet, hat er keine Lust zum spielen. Verunsichert geht Xander zu seiner Mutter, die gerade dabei ist Lili zu bürsten. Er zieht an ihrem Wintermantel und schaut sie an. „Was machst du denn für ein Gesicht, mein Schatz?" Ihr Sohn schmollt ein bisschen. „Irgendwas stimmt mit Bruno nicht. Er will überhaupt nicht mehr mit mir spielen und liegt bloß faul herum." Natalia seufzt einfach. Sie hat geahnt, dass dieser Tag kommen wird. Also legt sie die Bürste zur Seite und nimmt ihn in den Arm. „Weißt du, mein Liebling...Bruno ist alt geworden. Und wenn Hunde alt werden, haben sie oft keine Lust mehr, um sich großartig zu bewegen." Er schaut seine Mama mit riesengroßen Kulleraugen an. „Du meinst, dass er bald sterben wird?" Sie nickt. „Wahrscheinlich schon." Und schon kommen bei ihm die Tränen hoch. „Aber ich hab doch schon Uropa vor kurzem verloren", weint er lauthals. „Ich will nicht, dass Bruno stirbt." Natalia drückt ihn an sich. „Ich weiß. Ich will auch nicht, dass er stirbt. Aber das ist leider der Lauf des Lebens, Xander." Der Junge schmiegt sich an sie und wimmert leise vor sich her. „Ach, Xander..." Sie versucht ihn zu trösten. Es ist schon schlimm genug, dass Johann erst gestorben ist. Dabei ist doch bald Weihnachten.

Die Farmerin streichelt Lili über die Schnauze. Die brave Stute ist auch schon etwas in die Jahre gekommen. Doch sie ist noch immer fit genug, um einen Karren oder einen Pflug zu ziehen. Philly liegt faul im Heu und genießt einfach sein ruhiges Pferdeleben. Schließlich kommt auf leisen Pfoten die blaugraue Dämonenkätzin angelaufen. „Frauchen", miaut sie und kämpft sich durch die Schneedecke. „Ich soll dir sagen, dass das Essen gleich fertig ist." Natalia geht in die Hocke und krault sie an den Ohren. „Danke, wir kommen gleich, Molly." So langsam gewöhnt sie sich daran, dass ihre Kätzin ein Dämon ist und sprechen kann. „Na kommt, mein Schatz. Lass uns reingehen und erst einmal etwas essen gehen." Sie nimmt ihn an die Hand und kehrt erst einmal ins Haus zurück. Am liebsten würde sie ihn auf den Arm nehmen, doch dafür ist Xander inzwischen zu groß und zu schwer für sie. Hannah steht noch am Herd und fischt gerade das gebratene Fleisch aus der heißen Pfanne heraus. Natalia runzelt die Stirn und betrachtet sie länger als beabsichtigt. Irgendwie hat die Farmerin das Gefühl, dass ihre Kindheitsfreundin zugenommen hat. Oder vielleicht bildet sie sich das auch nur ein. „Kann ich dir noch etwas helfen?" Hannah schüttelt den Kopf und grinst sie an. „Setz dich, ich gehe noch schnell das Smaragdäugchen aufwecken." Man sieht den beiden richtig an, dass sie eine Bindung miteinander eingegangen sind. So wie Zeldris an ihr klebt, würde das sogar ein Blinder erkennen. Hannah lächelt einmal diabolisch und zieht ihrem schlafenden Freund einen Kochlöffel über den Kopf, der sofort hellwach ist. „Steh auf, du fauler Sack. Das Essen ist fertig", schnurrt sie. Zeldris brummt einmal leise und gähnt erst einmal herzhaft. Gerade als sich Hannah weggedreht hat und zum Tisch will, pirscht er sich leise von hinten an sie heran, um ihr dreist an die Brüste zu fassen.

Sie quietscht einmal erschrocken auf und will ihm ihren Ellenbogen in die Rippen rammen, doch der gerissene Dämon weicht dem elegant aus. „Ich darf das, also hör auf so ein Theater zu machen." Er knetet ihre weiche Oberweide ein paarmal, bevor sie dann nach hinten greift und ihn genervt am Ohr packt und hinter sich her zieht. „Also wirklich, du und das Silberlöckchen seid wirklich Brüder. Einer allein kann gar nicht so blöd sein." Da muss Estarossa einmal schrill auflachen. „Glaubst du das wirklich, Goldfasan? Wenn wir einmal ehrlich zueinander sind, dann ist Zel der klügere von euch beiden." Da bekommt sie eine dicke Wutader, was Natalia kurzzeitig lächeln lässt. Einige Dinge ändern sich wohl nie. Die zwei Streithähne dissen sich immer noch wo sie nur können. Allerdings scheint Xander das weniger lustig zu finden. Er stochert lustlos in seinem Essen herum und erschrickt, als sein Vater ihm durch die Haare wuschelt. „Was ziehst du denn für ein Gesicht? Stimmt etwas nicht?" Der sonst immer so brave und gut erzogene Xander, drückt rebellisch die Hand seines Vaters von sich. „Hör auf damit, ich bin doch kein kleines Kind mehr." Estarossa schaut seinen Sohn einmal prüfend an. Sofort schlagen in ihm die Alarmglocken an. „Xander, du bist sieben Jahre alt und bist sehr wohl noch ein Kind. Hör auf zu schmollen und iss deinen Teller leer." Sofort im nächsten Moment, haut der Junge wütend auf den Tisch. „Ich hab keinen Hunger." Und dann steht er schon auf und will gehen, doch vorher packt sein Vater sein Handgelenk und hält ihn davon ab. „Hör mir jetzt genau zu, Sohn. Ich werde es nämlich nur einmal sagen." Estarossa schaut ihn mit einem sehr strengen Blick an. „Ich zwinge dich nicht, deinen Teller leer zu essen, aber wenn du jetzt gehst, bekommst du erst morgen früh wieder etwas zu essen. Du brauchst dir also gar nicht einbilden, dass du in zwei Stunden zu Mama kommst und jammerst, dass du Hunger hast." Dann lässt er ihn los und überlässt seinem Sohn die Entscheidung, was er machen will.

Solch eine Strenge kennt man von Estarossa gar nicht und man sieht Xander richtig an, dass er verwirrt ist. Glücklicherweise zeigt die erzieherische Maßnahme durchaus Wirkung, denn Xander ist klug genug um zu wissen, dass sein Vater keinen Scherz gemacht hat und das durchaus ernst meint. Also setzt sich der Junge wieder hin und isst beschämt sein Abendessen. Natalia ist wirklich beeindruckt, dass ihr Ehemann sich so durchsetzen kann, ohne dabei handgreiflich oder unhöflich zu werden. Xander ist inzwischen auch alt genug, um von seinen Eltern unterrichtet zu werden. Seine Mutter setzt sich jeden Tag mit ihm hin und bringt ihm lesen, schreiben und rechnen bei. Sein Vater hingegen lehrt ihm Geschichte und die dämonische Sprache. Normal wird jeder Dämon schon im Kindesalter im Nahkampf trainiert, doch Estarossa ist der Meinung, dass sein Sohn in solch einer friedvollen Welt nicht kämpfen muss. Dennoch kommt es hin und wieder einmal vor, dass Vater und Sohn miteinander raufen. Schließlich ist es dann auch an der Zeit, dass Xander und seine Schwester ins Bett müssen. Manchmal diskutiert er noch mit seiner Mutter, um eine halbe Stunde länger aufbleiben zu dürfen. Doch heute kriecht er todmüde freiwillig ins Bett und ist mitten in seiner Gutenachtgeschichte eingeschlafen. Natalia haucht ihm einen Kuss auf den Kopf und schaut nochmal nach Anunnaki. Seit knapp einer Woche, bleibt sie in ihrem Bett und schleicht sich nicht mehr mitten in der Nacht zu ihrem Onkel. Da seufzt die Farmerin einmal und betrachtet ihre wertvollsten Schätze noch einen Moment, bevor sie dann geht und zu Estarossa ins Schlafzimmer kommt. „Sie schlafen, alle beide." Er nickt und haucht ihr einen Kuss auf den Mund. Natalia streckt sich erst einmal und lässt sich dann mit ihm zusammen unter der warmen Bettdecke nieder. Noch immer, muss sie darüber nachdenken, was der Dämon ihr neulich erzählt hat. Das ihr Großvater sie noch einmal besucht hat, während sie geschlafen hat.

Sie schmiegt sich entspannt an ihn, reißt dann aber erschrocken die Augen auf, als es plötzlich an der Tür kratzt. Natalia und Estarossa tauschen irritiert einen Blick miteinander, doch dann steht er auf und öffnet die Schlafzimmertür. Da kommt Bruno träge herein und sofort wird die Farmerin bleich um die Nase. Ihr braver und treuer Hund ist noch nie zu ihr ins Schlafzimmer gekommen. „Was ist denn los, mein Junge?" Der alte Bernhardiner setzt seine Pfoten auf das Bett und versucht hochzuspringen, was ihm erst nach dem dritten Versuch gelingt. Müde, lässt er sich neben seinem Frauchen nieder und schließt seine alten Hundeaugen. Estarossa kratzt sich verlegen an der Wange. „Ist das denn in Ordnung für dich, dass er im Bett schläft?" Sie nickt und streicht ihm durch sein abgestumpftes, braunes Fell. „Es ist schon okay, wer weiß, warum er sich so verhält." Also legt sich Estarossa wieder zu ihr und kuschelt sich an sie. Doch bevor er schlafen geht, wuschelt er dem treuen Vierbeiner nochmal ordentlich durch. Tatsächlich erkennt Natalia erst am nächsten Morgen, warum sich Bruno so verhalten hat. Er hat gespürt, dass seine Zeit gekommen ist und wollte die letzten Momente seines Lebens, an der Seite seines Frauchens verbringen. An diesem Tag ist für Xander eine Welt zusammengebrochen, doch Estarossa hat dafür gesorgt, dass Bruno ein schönes Grab bekommen hat. Xander wischt sich die Tränen weg und legt seinem besten Freund sein Lieblingsspielzeug auf das Grab. Für den jungen Halbdämon ist das ein ziemlich heftiger Schicksalsschlag gewesen, dass zuerst sein Uropa gestorben ist und jetzt auch noch Bruno. Da hat Anunnaki den bescheidenen Vorteil, dass sie mehr auf Molly fixiert ist. Dennoch vermisst das süße Mädchen ihren flauschigen Hundefreund und weint auf dem Arm ihrer Mutter. Es ist wirklich schwer, gleich zwei heulende Kinder beruhigen zu müssen. Dennoch ist Natalia dann doch schwer verwundert, dass ihr braver und treuer Hund übernacht und so plötzlich verstorben ist.

Es ist nicht unüblich, dass ein Tier stirbt. Die Farmerin hat viele von ihnen kommen und gehen sehen, doch Bruno hat sie schon schwer getroffen. Dabei hat sie nicht einmal ansatzweise den Tod von Johann verarbeitet. Doch vielmehr leidet sie darunter, ihren Sohn so sehen zu müssen. Immerhin kennt Xander diesen Hund schon sein ganzes Leben. Bruno war immer an seiner Seite, von Anfang an, war er bei ihm gewesen. Molly springt dem Halbdämon nun auf dem Arm und versucht ihn zu trösten. Tatsächlich, drückt er die blaugraue Kätzin an sich und schmiegt sich in ihr weiches, flauschiges Fell. Sie kann auch Anunnaki einen Moment später mit der gleichen Geste und einem lauten schnurren beruhigen. Doch das plötzliche und auffällig veränderte Verhalten von Xander, beunruhigt Natalia doch sehr. Sie weiß, dass ihr Sohn traurig über den Verlust seines Freundes ist, doch das er nicht einmal mehr etwas essen will, geht ihr dann doch zu weit. An diesem Abend, pickt Xander nur da ein kleines Stück und dort noch eines. Dann steht er auf und rennt in sein Zimmer. Seine sanftmütige Mutter will ihm nachgehen, doch Estarossa schüttelt den Kopf und hält sie zurück. „Lass ihm die Zeit, Natalia. Er muss lernen, wie man mit Verlust umgeht." Sie schaut ihrem Jungen voller Leid hinterher. Doch sie hat auch genug damit zu tun, um Anunnaki zum essen zu bewegen. Sie isst so gerne Obst, doch die kleine Halbdämonin will nicht einmal ihren kleingeschnittenen Apfel essen. Tatsächlich muss Estarossa zugeben, dass er nicht viel vom trösten versteht. Immerhin hat er eine ganz andere Erziehung genossen, als sein eigener Sohn es tut. Die Farmerin blickt einmal zu dem leeren Körbchen hinüber. Es wird nie wieder besetzt sein. Kein flauschiger Fellball wird sich mehr darin wohl fühlen. Diese quälenden Gedanken, treiben ihr erneut die Tränen in die Augen, sodass Hannah nun aufsteht, um sie zu trösten. Was für eine dunkle und schwere Zeit, und das so kurz vor dem Jahreswechsel. Natalia kann an diesem Abend auch nicht besonders viel essen, doch ihr Dämon bleibt die ganze Zeit bei ihr und unterstützt sie so gut er kann. Am späten Abend, liegen sie gemeinsam im Bett und kuscheln miteinander. Der Dämon krault ihr den Rücken und denkt darüber nach, wie er seine ganze Familie aufmuntern kann. „...Natalia?" Sie sieht ihn an. „...Erklär mir doch mal, was genau dieses Weihnachten ist."

Die Farmerin hat ihn total entgeistert angeschaut. Sie weiß, dass er als Dämon mit menschlichen Feiertagen nichts zu tun hat, daher ist sie auch sehr verwundert, dass er sich auf einmal für das Fest der Liebe interessiert. Dennoch erzählt sie ihm alles darüber, obwohl sie Weihnachten die letzten Jahre nicht gefeiert hat. Natalia denkt sich nichts dabei und ist irgendwann in seinen Armen eingeschlafen. Doch Estarossa schält sich vorsichtig aus ihrer Umarmung und drückt ihr stattdessen sein Kopfkissen in die Arme, damit sie nicht aufwacht. Lautlos, schleicht der Dämon ins zweite Schlafzimmer und legt seine Hand auf seinen Bruder ab. „Zel, wach auf." Müde öffnet er die Augen und blickt Estarossa genervt an. „...Was ist denn...verdammt, ich will schlafen." Dabei muss er aufpassen, dass er Hannah nicht mit aufweckt. „Steh auf und zieh dich an. Ich brauche deine Hilfe." Zeldris schaut ihn genervt an. „Estarossa, was zur Hölle ist so wichtig, dass es nicht bis morgen früh warten kann?" Er bekommt keine Antwort. Stattdessen einen Blick, der mehr als tausend Worte sagt. Da stöhnt sein jüngerer Bruder einmal entnervt und steht schließlich auf, um sich anzuziehen. „Wenn es nicht wirklich wichtig ist, springe ich dir mit dem nackten Arsch ins Gesicht", knurrt er. „Für dich mag es nicht wichtig sein, für mich schon. Ich will meine Frau und meine Kinder glücklich machen, verstanden?" Zusammen verlassen sie das warme Haus und ihnen schlagen Kälte und Dunkelheit ins Gesicht. Glücklicherweise sind sie mit ihren dämonischen Augen in der Lage, perfekt selbst bei dieser Düsternis sehen zu können. Doch dann runzelt Zeldris die Stirn, als sein älterer Bruder in den Werkzeugschuppen geht und mit einer Axt wieder herauskommt. „Wo willst du bitte mit diesem Ding da hin?" Estarossa legt sie sich über die Schulter. „Wir gehen in den Wald und suchen eine schöne Tanne, die wir fällen."

Da schaut Zeldris seinen Bruder absolut entgeistert an. „...Willst du mich eigentlich verarschen? Du holst mich mitten in der Nacht aus dem Bett, um Feuerholz zu hacken?" Estarossa rollt mit den Augen. „Halt endlich dein Maul und vertrau mir einfach. Komm jetzt, bevor die Nacht vorbei ist." Was tut man nicht alles für die Familie. Also stellt er keine weiteren Fragen mehr, sondern folgt seinem Bruder in den nächsten Nadelwald. Es ist gar nicht so einfach, einen geeigneten Tannenbaum zu finden. Zu klein, zu groß, zu schräg. Einmal ist er zu breit, ein anderes mal eine Krüppelfichte. Doch nach einstündiger Suche, haben die beiden Dämonenbrüder endlich den perfekten Baum gefunden. „Habe ich das richtig verstanden?" Du willst diese Tanne fällen, um sie im Wohnzimmer aufzustellen und mit bunten Glitzerzeug behängen?" Estarossa nickt. „Ganz genau." Zeldris reißt die Arme ungläubig nach oben. „Warum?" Daraufhin zuckt sein Bruder mit den Schultern. „Weil Menschen das nun einmal machen." Er setzt die Axt am Baumstamm an und fängt an, diesen mit bloßer Muskelkraft durchzuschlagen. Es hat zwei kräftige Schläge gebraucht, und die Tanne liegt nun abgetrennt im Schnee. „Okay, bringen wir ihn nach Hause." Zeldris versteht einfach nicht, was Estarossa damit erreichen will, doch er hilft ihm widerstandslos dabei, den frisch geschlagenen Nadelbaum nach Hause zu tragen. Eigentlich will er wieder in sein warmes Bett zurück, doch Estarossa durchwühlt dann schon fleißig den Dachboden und achtet darauf, nicht allzu viel Lärm zu machen. Irgendwann hat er einen Baumhalter gefunden und überlegt, wie er das denn nun anstellen soll. „Da hilft wohl nur ausprobieren." Alle beide haben keine Ahnung, wie sie denn den Baum darin fixieren sollen. Doch irgendwann ertönt ein belustigtes miauen. „So wird das niemals funktionieren", maunzt Molly einmal. Estarossa blinzelt die blaugraue Kätzin einmal an. „Staubfänger, weißt du, wie man das macht?" Sie schleicht ihm um die Beine und beschreibt, wie man den Baum darin fixieren muss. Immerhin hat sie Natalia doch schon das ein oder andere mal dabei zugesehen.

Zeldris betrachtet das ganze einmal skeptisch. „Ich habe auf dem Dachboden ein paar alte Kisten gefunden, vielleicht ist da etwas passendes dabei." Molly findet es wirklich amüsant, wie hilflos die beiden doch sind, also entscheidet sie sich dazu, ihnen aus dieser misslichen Lage zu helfen. Zwei weitere Stunden sind vergangen. Und das Ergebnis ihrer gemeinsamen Arbeit, verblüfft nun sogar den jüngeren der beiden Dämonenbrüder. „Ich gebe zu, dass er wirklich hübsch aussieht." Viele, bunte Kugeln schmücken das prachtvolle Nadelkleid. Doch auch sehr hübsche Schleifen zieren die zarten Astspitzen. Ein paar getrocknete Tannenzapfen, glitzernde Girlanden und sogar ein paar Zuckerstangen, lassen den Baum noch prachtvoller erscheinen. Doch am allerschönsten, sind definitiv die große, dreidimensionale Schneeflocke, auf der Baumspitze und die hell leuchtende Lichterkette. „Bis jetzt habe ich nie darüber nachgedacht, Staubfänger. Aber wo bezieht Natalia eigentlich ihren Strom her?" Sie schnurrt einmal belustigt. „Auf dem Hausdach sind Solarzellen angebracht, die Sonnenenergie in Strom umwandeln. Ich kann mich noch daran erinnern, dass Johann damals alles installiert und aufgerüstet hat." Das erklärt wirklich einiges, wobei sie nicht wirklich viel Strom benötigt. „Du kannst wieder ins Bett gehen, Zel. Ich will das Wohnzimmer noch schmücken." Doch eigentlich denkt er gerade nicht mehr ans schlafen, sondern hat eben eine zündende Idee. „Fang schon einmal an, ich komme gleich wieder."

Bevor er überhaupt nachfragen kann, ist er auch schon weg. Doch der jüngere Dämon kommt eine knappe halbe Stunde später wieder und hat ein paar Nadelbaumwedel dabei. Nun ist es Estarossa, der verwirrt drein schaut. „Pass auf, ich zeig es dir." Zeldris holt einen aufgewickelten Draht aus dem Schrank und schneidet die Wedel in die richtige Form. Als er damit beginnt, sie an dem Treppengeländer anzubringen, versteht sein großer Bruder schon. „Eine wirklich großartige Idee", lobt er ihn. Zusammen binden sie die Baumwedel an und befestigen noch ein paar Kugeln und Glocken daran. Auch der Tisch, die Tür und sogar der Kamin müssen daran glauben. Alles wird hübsch geschmückt und Zeldris fragt sich dabei wirklich, warum er diesen Blödsinn überhaupt mitmacht. Doch wenn Estarossa sagt, dass Menschen so etwas mögen, dann liegt es wohl daran, weil er Hannah insgeheim glücklich machen will. Innerhalb von einer einzigen Nacht, verwandelt sich das Wohnzimmer in eine bunte und glitzernde Weihnachtswelt. Estarossa hat sogar etwas gereinigte Schafwolle geholt und diese als Kunstschnee auf einer Kommode ausgebreitet. In einer der alten Kisten, hat der Dämon ein handgeschnitztes kleines Dorf gefunden. Also stellt er die Miniaturhäuser auf die Wolle und setzt ein paar Holztiere dazu. Sogar die blaugraue Kätzin ist von dem Ergebnis total erstaunt. „Ich gebe zu, dass ich beeindruckt bin", miaut sie. Estarossa ist ziemlich müde geworden, doch das ist es ihm wert. Zeldris hat sich schon auf dem Sofa zusammengerollt und ist eingeschlafen. Da gähnt der silberhaarige Dämon einmal. „Und jetzt noch ein bisschen dösen." Doch insgeheim, freut er sich auf die Reaktion seiner Frau, wenn sie in zwei Stunden aufsteht. Um diesen Moment nicht zu verpassen, entscheidet er sich dazu, mit nur einer Gehirnhälfte zu schlafen.


Mein Freund, der DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt