Geteilte Glückseligkeit

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Natalia liegt in ihrem Bett und seufzt einmal überglücklich. Diese besondere Nacht, wird sie ihr ganzes Leben nicht vergessen. Zwei warme, mit Schweiß benetzte Körper, die aneinander kleben, wie Karamell an einem kandierten Apfel. Der nackte Estarossa, liegt auf der ebenso nackten Natalia und döst vor sich her. Sein Kopf liegt auf ihrer weichen Brust, sein linkes Bein ist leicht angezogen und seine Hand liegt auf ihrer Schulter. Natalia hat ihren linken Arm auf seinen Rücken gelegt und ihre rechte Hand hat sich in sein silbernes Haar gegraben, damit sie ihm liebevoll den Kopf kraulen kann. Erneut seufzt die Farmerin glücklich auf. Die Bisswunde an ihrem Hals brennt noch ein wenig und sie fühlt noch das Pochen zwischen ihren Schenkeln, wo sich zwei Flüssigkeiten miteinander vermischt haben, nachdem er sie zu einer Frau gemacht hat. Anfangs hatte sie ein wenig Angst davor gehabt. Doch so schlimm war er nicht...dieser süße Schmerz. Nun schließt auch sie die Augen, atmet nochmal tief durch und genießt den Nachhall der Nacht.

Natalia ist viel zu aufgewühlt, um richtig schlafen zu können. Daher döst auch sie nur ein wenig vor sich her, bis sie eine Stunde später sich mühevoll unter Estarossa hervor windet und lautlos das Schlafzimmer verlässt. Sie geht ins Badezimmer und setzt sich auf den Wannenrand, um die Spuren der letzten Nacht zu beseitigen. Nachdem sie sich gewaschen hat, schleicht Natalia auf lautlosen Sohlen zurück ins Schlafzimmer, um sich dort frische Wäsche aus ihrem Schrank zu holen. Ihr Blick fällt auf Estarossa, der anscheinend wieder eingeschlafen ist, denn er macht nicht einmal Anstalten, um aufzustehen. Sie lächelt daraufhin, richtet die Decke, die verrutscht war und lässt ihn schlafen. Nun geht sie in die Küche um zu frühstücken. Doch bevor sie sich ihr Brot und ihren Tee macht, bestückt sie einen Teller mit Fleisch und gekochten Eiern. Erst dann gönnt sie sich ihr wohlverdientes Frühstück. Bruno setzt sich neben sein Frauchen und blickt sie aus verwirrten Augen an. Der treue Hund hat sie vergangene Nacht ziemlich laut schreien hören. Er hat sogar an der verschlossenen Tür gekratzt und laut gebellt. Und dennoch sitzt sie nun hier und ist unversehrt. Das verwirrte den braven Bernhardiner. „Mach dir keine Sorgen, Bruno. Mir geht es gut", sagte sie und streichelt ihm über den Kopf. Auf die kleine Wunde an ihrem Hals, hat sie ein Pflaster geklebt, um eine Infektion zu vermeiden. „Komm, mein Junge. Ich muss auf die Weide. Deine Freunde warten sicher schon auf mich."

Estarossa dreht sich auf den Rücken und gähnt einmal herzhaft, während er dabei seine Glieder dehnt. Er setzt sich auf und bemerkt, dass Natalia nicht da ist. Wie auch immer sie es geschafft hat, unter ihm hervorzukriechen und ihn dabei nicht aufzuwecken. „...Verdammt...die Kleine ist ja wendiger als eine Klapperschlange..." Nun steht er auf und zieht sich seine Hose an. Sie hat den Brand einigermaßen überstanden, was man von seinem Mantel und dem frisch gekauften Hemd nicht unbedingt sagen kann. Auch er sucht zuerst das Badezimmer auf, um sich ein bisschen zu waschen. Dabei macht er sich aber nicht die Mühe seine Haare in Ordnung zu bringen. Sie stehen wirr und ungebändigt in sämtliche Richtungen ab. Um dieses Problem wird er sich später kümmern. Viel interessanter ist der Fleischgeruch, der ihn in die Küche lockt. Estarossa ist heute bei bester Laune. Und je besser seine Laune ist, umso mehr Hunger hat er auch. Der Fleischteller reicht also bei weitem nicht aus, um ihn zufriedenzustellen. Glücklicherweise, hat Natalia erst Fleisch geliefert bekommen. Und da der Dämon ohnehin Selbstbedienung bevorzugt, plündert er einfach dreist ihren Kühlschrank.

Inzwischen ist er ziemlich geübt darin, den nervigen Flohfänger loszuwerden. Achtlos, lässt er ein Stück Fleisch auf den Boden fallen, das innerhalb von wenigen Sekunden auf magische Art und Weise verschwunden ist. Jetzt wo er gesättigt ist, spaziert der Dämon zurück ins Badezimmer, um dort seine wuschelige Stachelmähne zu zähmen. Mit einem Kamm und ein wenig Wasser, geht das problemlos und da sieht Estarossa auch wieder ganz ansehnlich aus. Gedankenverloren, denkt er kurz über eine bestimmte Sache nach. Daraufhin wendet er sich ab, um Natalia zu suchen. Genau wie er dachte, ist sie auf der Weide. Allerdings nicht beim melken oder Schafe scheren, sondern sie steht unter einem Baum. Ihr Blick liegt auf einem der reifen und saftigen Pfirsiche. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen, macht sich lang und kann die pelzige Frucht dennoch nicht erreichen. Enttäuschung macht sich in ihr breit. In manchen Situationen ist es wirklich frustrierend so klein zu sein. Da legt sich auf einmal ein großer Schatten über sie, während Estarossa nach oben greift und ohne jegliche Anstrengung, eine der köstlichen Sommerfrüchte für sie pflückt. „Wie lieb von dir, vielen Dank." Sie nimmt den Pfirsich und beißt glücklich hinein. Er ist süß, weich und saftig. Nachdem sie ihn gegessen hat, legt sie den Kern neben den Baum, um ihn später einzupflanzen. Vielleicht hat sie Glück und ein neuer Baum wird daraus wachsen.

„Deine Wunden scheinen fast vollständig verheilt zu sein." Sie streicht über eine Stelle, wo sich der Mantel in seine Haut gefressen hat. Erst vor kurzem hat sie die Fäden gezogen. Natalia muss zugeben, dass seine Selbstheilungskräfte wirklich gewaltig sind. Ein Mensch, wäre bei diesen Verletzungen gestorben. Ein Dämon hingegen, kann so einiges einstecken. So leicht tötet man Estarossa nicht. Die Farmerin blickt zu ihm hoch, als ob sie eine Antwort von ihm erwarten würde. „...Wieso...hast du es getan? Wieso, hast du mich aus dem Weg geschubst?" Sie begreift einfach nicht, warum er ihr Leben gerettet hat, obwohl er es ihr vorher erst nehmen wollte. Stille. Estarossa schweigt und geht der Frage aus dem Weg. „Du weißt es selbst nicht, stimmts?" Da fletscht der Dämon bedrohlich die Zähne. „Halt den Mund, Mensch...", knurrt er. Da fängt Natalia an beherzt zu lachen. „Dieses Gesicht funktioniert bei mir nicht mehr." Tatsächlich senkt er die Oberlippe wieder und blickt sie für einen Moment perplex an. „Auch egal...da fällt mir etwas anderes ein." Estarossa holt aus und verpasst ihr eine Ohrfeige, sodass sie umfällt. Ein erschrockener Schrei hallt aus ihrer Kehle und sie reibt sich die nun rote Wange. „Jetzt sind wir quitt", schnauft er zufrieden und klopft sich die Hände ab.

Jetzt ist es Natalia, die ihn perplex ansieht, doch dann fängt sie an zu lachen. „Du bist wirklich nachtragend, was?" Sie steht wieder auf und klopft sich ihr Kleid sauber. „Total", stimmt er ihr zu und setzt sich mit ihr unter einem Baum. Sie lehnt sich an seine Schulter, schließt die Augen und lauscht nur dem blöken ihrer Schafe und dem sanften Rauschen des Windes. „...Du wirst bald wieder gehen...oder?" Estarossa beobachtet eines der Schafe und wendet seinen Blick nicht ab. „Wieso fragst du mich das ständig? Natürlich werde ich bald wieder gehen", sagte er. „Naja...weil...ich irgendwie nicht will, dass du gehst..." Nun bricht er in schallendes Gelächter aus. „Mach dich nicht lächerlich, Natalia. Du weißt genauso gut wie ich, dass ein Mensch und ein Dämon niemals zusammen leben können." Plötzlich schaut sie ihn mit großen Augen an. „...Du hast mich bei meinen Namen genannt..." Es war das erste mal, dass er sie bei ihren Namen genannt hat. Vorher hat er sie immer nur mit Mensch angesprochen. Estarossa verdreht die Augen und lässt sich unsanft zur Seite fallen. „Wenn du sonst keine Probleme hast, bin ich ja beruhigt." Da dreht er sich auf den Rücken und sieht sie an. Nun klettert sie auf ihn und legt die Unterarme auf seiner Brust ab. Sie lächelt ihn mild an und bewegt ihre Beine ein wenig. „Kannst du mir etwas versprechen?" „Dämonen machen keine Versprechen", kontert er sofort darauf. „Wirklich nicht? Und wenn ich dir meine Seele als Bezahlung anbiete?" Da zucken seine Ohren auf einmal. „Ich verspreche dir alles was du willst."

Der Mond hat die Sonne vom Himmel vertrieben und leuchtet sehr hell in dieser Nacht. Estarossa sitzt in der Badewanne und lässt sich von Natalia die Haare waschen. „Also wirklich...war das unbedingt notwendig?" Da lacht der Dämon sogleich darauf. „Du hast es doch darauf angelegt, also beschwere dich nicht." Wieder liegt ein rötlicher Schimmer auf ihren Wangen. Sie nimmt nun einen kleinen Behälter und spült ihm den Schaum aus den Haaren. Mit einem Handtuch, rubbelt sie seine silberne Mähne trocken, woraufhin er sich erhebt und aus der Wanne steigt. Sofort vergräbt Natalia ihr hochrotes Gesicht in beiden Händen. „Bitte...so zieh dir doch etwas an..." Wieder ein Lachen des Dämons. „Wieso? Ich habe doch nichts mehr, nachdem du meine Hose gewaschen hast. Also muss ich nackt herumlaufen." Da wird ihm ein Handtuch an den Kopf geworfen. „Meine Güte...Weiber..." Er zieht sich das Handtuch vom Kopf und bindet es sich um die Hüfte. Erst danach, senkt sie wieder ihre Hände und kann sich entspannen. „Du bist wirklich unmöglich...komm mit, ich habe etwas für dich." Estarossa erhebt eine Augenbraue und folgt ihr ins Schlafzimmer. Sie öffnet ihren Kleiderschrank und holt eine verschlossene Kiste heraus, die sie auf ihre Kommode stellt. „Hier...mach sie auf."

Ohne zu zögern, öffnet er die Kiste, um ihren Inhalt zu erfahren. Da bekommt Estarossa ziemlich große Augen. „Hast du das etwa gemacht? Unmöglich", sagte er ungläubig. Der Dämon holt einen blauen Mantel, eine schwarze Hose und ein weißes Hemd aus dem Bauch der Kiste. „Das hat doch sicher deine nervige Freundin gemacht. Das Zeug wo du mir beim letzten mal gegeben hast, war mehr tot wie lebendig." Nun fängt Natalia an zu lachen. „Natürlich habe ich das gemacht. Deine ersten Sachen waren nur eine Übergangslösung. Ich habe viele Stunden an dieser Kleidung gearbeitet, doch du bist verschwunden, bevor ich sie fertig stellen konnte." Es dauert seine Zeit, um anständige Kleidung zu nähen. Sofort reißt er sich das Handtuch von der Hüfte und Natalia vergräbt wieder ihr Gesicht in den Händen. Erst als er angezogen ist, senkt sie diese wieder. Da schaut er sich im Spiegel an und streicht sich den Mantel glatt. Er reicht bis zu seinen Kniekehlen, was ihm sehr gut gefällt. „Passt wie maßgeschneidert. Fühlt sich gut an und stört nicht. Du bist also doch nicht komplett nutzlos, wie ich immer dachte. Tja...ich schätze, ich schulde dir etwas. Was willst du?" Genau genommen, sind die Sachen auch maßgeschneidert. Die Farmerin hat viel Wolle, Baumwolle und Leder darin verarbeitet. „Halte einfach dein Versprechen. Das ist mir genug als Lohn." Estarossa hebt das Handtuch auf und sieht sie an. „Ist dir das wirklich so wichtig?" Sie nickt. „Bitte...wenn es dich glücklich macht...meinetwegen."

Natalia stellt einen Teller auf den Tisch, damit Estarossa ihn leeren kann. „Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich durchgebraten isst." Sie schneidet ein Stück von ihrem Steak ab und steckt es sich in den Mund. „Nun...rohes Fleisch würde mich furchtbar krank machen. Ich bin nicht so robust wie du." Er reißt das Fleisch mit seinen scharfen Zähnen vom Knochen und schlingt es hungrig hinunter. Menschen sind in seinen Augen sehr zerbrechlich und vor allem kurzlebig. Da wundert es ihn schon, dass sie so spät noch zu Abend isst. Natalia ist fertig mit essen und stellt ihren Teller in die Spüle, um ihn sauber zu machen. „Ich habe noch ein paar Miesmuscheln übrig, willst du welche?" Dieses Angebot lässt sich Estarossa nicht durch die Klauen gehen. „Her damit." Er nimmt eine Muschel zur Hand und setzt seinen Fangzahn an die geschlossene Öffnung. Da beißt er einmal zu und sofort gibt die Schale nach und die Muschel öffnet sich, sodass er an ihr Inneres kommt. Sogar die Gambas, verschlingt er mit Panzer und Beinen, die Natalia ihm noch angeboten hat. „Du bist da wirklich absolut schmerzbefreit...was?" Nachdem sich Estarossa richtig satt gefressen hat, häkelt Natalia noch eine halbe Stunde, bevor sie dann ins Bett geht. Sie hat sich ihre Nachtwäsche angezogen und kuschelt sich nun in ihr Bett. „Hmm...", macht sie es und gähnt herzhaft. Doch kurz bevor sie einschläft, öffnet sich die Tür und ein aufkommendes Gewicht legt sich neben sie. „Huh...? Was machst du denn hier?" Estarossa schält sich unter ihre Decke und rückt ihr ziemlich nah auf die Pelle. „Schnauze! Dein Bett ist einfach gemütlicher, als der Futon." Da seufzt sie einmal. „Na schön...", sagte sie. Die Farmerin mümmelt sich richtig in ihr Kopfkissen und fühlt sich pudelwohl. „Denk daran...du hast es versprochen..."


Mein Freund, der DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt