Kira

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Schon als ich heute morgen vor dem Klingeln des Weckers aufgewacht bin und noch vor der Arbeit im See schwimmen war, wusste ich, dass heute ein guter Tag wird und mir niemand meine gute Laune verderben kann. Auch nicht meine Mutter, welche mich seit einer Woche versucht anzurufen und mir von ihren Problemen mit einem ihrer zahlreichen Männer erzählen möchte.

Zum Glück hat sie heute noch nicht angerufen und selbst wenn, werde ich ihren Anruf nicht entgegennehmen, sondern ihn auf den nächsten Tag verschieben. Auf der Arbeit angekommen, betrete ich mit einem breiten Lächeln das Gebäude, winke dem Sicherheitsdienst und der Frau am Schalter zu und steige in den Fahrstuhl. Fröhlich pfeifend steige ich aus dem Fahrstuhl und bleibe vor Hannah stehen, welche schon fleißig am Arbeiten ist.

„Wieso bist du denn heute so gut gelaunt?", fragt Hannah und schaut von dem Computerbildschirm auf. „Mein Morgen ist einfach fantastisch. Ich habe direkt beim ersten Versuch einen Parkplatz gefunden, war vor der Arbeit im Ontario schwimmen und habe heute noch keinen Anruf von meiner Mutter bekommen, was eindeutig ein Segen ist.", flöte ich und trete hinter den Empfang, um meine Post aus meinen Postfach zu ziehen.

„Ich wünschte meiner wäre auch so fantastisch wie deiner.", sagt Hannah mit einem lautem Seufzen in der Stimme und schaut mich an. Erst jetzt wo wir uns direkt ins Gesicht schauen, merke ich, wie müde und klein ihre Augen im Vergleich zum Rest ihres Körpers wirken. „Was ist los?", frage ich und lasse mich auf die Platte ihres Schreibtisches sinken, um ihr besser in die Augen schauen zu können.

„Meine Schwester hatte einen Herzinfarkt und eine Fehlgeburt.", stößt Hannah aus und die erste Träne rollt ihr über die Wange, gefolgt von weiteren. „Scheiße.", sage ich und schiebe meinen Hintern von der Tischplatte, um meine Arme um ihren Hals zu legen. Kaum habe ich Hannah in eine feste Umarmung gezogen, fängt sie laut an zu schluchzen und ihr ganzen Körper beginnt zu beben.

Nach einer Weile löst Hannah sich aus meiner Umarmung und reibt sich mit dem Ärmel ihrer Bluse die Tränen von ihrem Gesicht. „Hier", sage ich und reiche ihr mit diesen Worten ein Kosmetiktuch aus der Packung mit Tüchern, die hinter der Holzwand zusammen mit den anderen Büroutensilien vor den Blicken der Kunden verdeckt sind. „Danke", schnieft sie, putz ihre Nase am Tuch ab und zerknüllt es mit der Hand.

„Kein Problem, Liebes.", sage ich und streichle ihr dabei weiter liebevoll in kreisenden Bewegungen mit meiner Hand über ihren Rücken. „Wie geht es deiner Schwester denn?", frage ich, während ich ihr ein neues Kosmetiktuch reiche. „Den Umständen entsprechend. Meine Mutter sagte, sie stünde Unterschock und hört gar nicht auf zu weinen. Aber das Schlimmste ist, dass Frank immer noch im Irak kämpft und erst in zwei Wochen zurückkommt.", schluchzt sie.

„Hannah", spreche ich sie direkt an, damit sie mal einen Moment mit dem Weinen aufhört. „Ja", schnieft sie und schaut zu mir auf. „Du fährst jetzt nach Hause, packst deinen Koffer und fliegst zu deiner Familie nach Kalifornien. In der Zeit werde ich dir ein Flugticket buchen und dir die Details zum Flug schicken.", sage ich, ziehe sie vom Stuhl hoch und reiche ihr ihre Handtasche aus der unteren Schublade des Schreibtisches.

„Bist du dir sicher? Es stehen in den nächsten Tagen so viele Termine an und ich habe auch noch nicht alles organisiert.", versucht sie mich von meinem Vorhaben abzubringen. „Ja ich bin mir sicher und jetzt ab mit dir nach Hause." Mit diesen Worten drücke ich Hannah ihren Mantel in die Hand und schiebe sie zum Fahrstuhl. „Danke, Kira", ruft sie mir zu, bevor sich die Türen ihres Fahrstuhls schließen.

„Grüß deine Familie vor mir und ganz viel Kraft und Küsse an deine Schwester.", sage ich und schicke ihr einen Luftkuss zum Abschied zu. Mit einem gequälte Lächeln erwidert sie meine Geste und schickt mir einen Kuss zurück. „Dann mal ran an die Arbeit.", spreche ich mir selbst zu und setze mich auf Hannahs Platz, um mich mit ihrer Terminplanung vertraut zu machen.

Zu erst trage ich in den Terminplaner ein, dass alle Abteilungsleiter um zehn Uhr ein Meeting mit mir haben. Dort werde ich allen mitteilen, dass sie in der Zeit, in der Hannah nicht da ist, ihre Termine selbst koordinieren müssen.
-Überarbeitet

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.

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𝐒𝐭. 𝐒𝐦𝐢𝐭𝐡 𝐇𝐨𝐬𝐩𝐢𝐭𝐚𝐥 𝐊𝐢𝐫𝐚 & 𝐍𝐢𝐜𝐨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt