Nicht viel später hatten sich alle Bewohner um das Lagerfeuer herum versammelt. Da es nun zu den Sonnenmonaten tagsüber warm genug war, war das Feuer zwar erloschen, aber trotzdem gab es in der Lagermitte eine Menge Sitzplätze, auf denen sich die Leute verteilen konnten, die nicht mehr so gut stehen konnten. Alle anderen hatten es sich entweder auf dem Boden gemütlich gemacht oder standen um die Feuerstelle herum versammelt.
„Schön, dass ihr alle hier seid. Wir haben einige Dinge zu besprechen“, eröffnete Rieka die Versammlung mit sanfter Stimme und schaute dabei ruhig in die Runde. Sie stand vor der Feuerstelle und wurde flankiert von ihrer Tochter Vanessa und Skalli. „Unser erstes Anliegen wäre die Erstverwandlung, die diskutiert wurde. Momentan haben wir zwar keine naheliegende Glasgesteinquelle, die wir nutzen könnten, aber einige von euch haben angefragt, ob sie auch die Chance bekommen würden, eine Drachenform zu erhalten.“
Die Van Loons sprachen immer so gehoben. Es war egal, wovon sie sprachen. Sie könnten von Mord und Todschlag reden und es würde edel klingen. Niek konnte das noch nie nachvollziehen. Er hatte nie gelernt sich so zu artikulieren.
„Ja!“, rief ein Kind aus der Menge und hüpfte aufgeregt auf und ab. „Ich will ein Drache werden.“ Dabei hob er seine Arme hoch über den Kopf, um möglichst groß zu wirken.
„Ihr solltet alle wissen“, fuhr Rieka ungestört fort. Die Hände hatte sie dabei vor ihrem Körper zusammengefaltet, Vanessa neben ihr wirkte wie ein Spiegelbild. „Dass es gefährlich ist eine Drachenverwandlung durchzuführen. Lecon wird dazu mehr sagen können“, gab sie das Wort ab.
Skallis tiefe Stimme hallte deutlich über die Lagergrube, als er sprach: „Nicht alle Personen schaffen es, nach der Erstverwandlung wieder ihre menschliche Form einzunehmen. Sie werden zu Ganztagswandlern, so haben wir sie genannt. Sie bleiben für immer in der Form eines Drachen gefangen und verlieren, so vermuten wir, auch ihr menschliches Bewusstsein. Wir haben noch kein Muster dahinter erkennen können, es kann also jeden Treffen. Bei einer Erstverwandlung spielt man also mit seinem Leben.“
Ein Raunen ging durch die Menge. Eine Mutter griff ihr Kind sanft am Handgelenk und brachte es mit einem besorgten Blick dazu, mit dem Herumspringen aufzuhören.
„Deshalb“, erhob nun Vanessa ihre helle Stimme, die einen scharfen Kontrast zu Skallis vorherigem, rauen Ton gab. „Haben wir entschieden, dass jeder selbst entscheiden muss, ob er das Risiko eingehen möchte und es sollte eine Altersbeschränkung geben. Wir sind uns jedoch noch nicht einig darüber, wie hoch diese Grenze liegen sollte.“ Vanessas helle Haut schien unter der Sonne krebsrot – sie war es nicht gewohnt, so viel Sonnenlicht abzubekommen.
„Wir müssen gerecht bleiben“, warf Bente aus der Gruppe ein. „Ningyo ist 16 und hat bereits eine Drachenform und Jelger hat auch, bevor er 18 war, entschieden, ob er die Verwandlung durchführt.“
„Ja, und das war, meiner Meinung nach, viel zu früh“, konterte Skalli.
„Also, ich bereue meine Entscheidung nicht“, mischte Jelger sich mit zum Wort erhobener Hand ein.
Der General warf ihm einen bösen Blick zu, welchen Jelger lediglich mit einem Lächeln erwiderte.
„Du bereust es auch nicht, wenn du dir deine Arme und Beine bei einem deiner dummen Einfälle brechen würdest, also ist das nicht sehr aussagekräftig“, entgegnete Taro mit verdrehten Augen.
„Hey“, verteidigte Jelger sich empört: „Ich bin mittlerweile 19 und kenne meine Grenzen sehr wohl und kann gut Entscheidungen treffen.“
„Andere in deinem Alter sind bereits verheiratet“, kommentierte Taro.
Jelger blickte an seinem Gegenüber, der gute acht Jahre älter als er war, hoch und runter. Der junge Mann sagte trocken: „Andere in deinem Alter haben schon zwei Kinder.“
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Dragontale - Etappe IV
FantasyEkliptik entwickelt sich prächtig. Es scheint, als könnte die Oberwelt doch noch ihr zu Hause werden. Während die Aufständler sich regenerieren und mit den Bewohnern ein zu Hause errichten, welches in Zukunft ein sicherer Ort für ihre Verbündeten au...