KAPITEL XXVIII | Unter Kontrolle

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Niek hatte Bedenken, wo X landen könnte. Vor dem Zodiac-Eingang gab es nicht genug Platz für einen so großen Flugdrachen, um zur Landung anzusetzen. Im Notfall würden sie auf dem Flachland landen müssen.

Seine Sorgen stellten sich jedoch als unbegründet heraus.

Als sie das Gebirge hinter sich gelassen hatten und über dem Zodiac-Berg flogen, erkannte Niek den alten Wald der Aufständler kaum wieder.

Die Bäume wurden gerodet – eine ganze Schneise durch den Wald bis zu den Mangroven.

Dort, wo die Piraten den Wald niedergemacht hatten, war nichts als karge, tote Landschaft zurückgeblieben. Die Baumstämme waren an den Rändern der Waldschneise aufgestapelt, um sie später noch nutzen zu können.

„Wieso haben sie die Bäume gefällt?", rief Niek empört über den Gegenwind.

Lir blickte hinab auf den Wald und vermutete: „Sicherlich wollten se einen schnellen Weg zum Meeresarm erschaffen. So konnen se schneller mit ihren Schiffen in See stechen."

„Ich reiß diesen Mistkerlen die Köpfe ab", fauchte Taro erzürnt.

Niek antwortete darauf nicht.

Er konnte Taros Wut verstehen, aber diese Mission sollte lautlos und unbemerkt verlaufen. Sie würden niemanden den Kopf abreißen – nicht, dass Niek es tun würde, wenn er die Chance dazu bekäme.

Anton flatterte in seiner Drachenform herab zum gerodeten Wald. Er flog den breiten Pfad einmal einige Meter auf und ab, dann flog er zurück zu ihnen und ließ ein bestätigendes Kreischen ertönen.

Freyning setzte daraufhin zur Landung an. Nino und X folgten ihm.

Als Niek seine Füße auf den gerodeten Waldboden setzte, knirschten unter seinen Stiefeln Holzspäne und abgestorbene Blätter.

Für Ekliptik hatten sie auch den ein oder anderen Baum gefällt, aber dies war ein völlig neues Ausmaß.

Die Verwüstung zog sich bis zum Zodiac-Berg und zu seiner anderen Seite konnte Niek gar nicht das Ende erkennen – nur eine unendlich lange Schneise, die sich bis zum Horizont zog. Alles, was sich in ihren Weg gestellt hatte, hatten die Piraten gnadenlos niedergemacht.

Anton und X verwandelten sich zurück und musterten ihre Umgebung ebenfalls mit Bedauern.

„Diese Piraten scheinen wirklich keine guten Absichten zu haben", murmelte X. Sie wirkte etwas außer Puste. Der Hinweg musste bereits sehr anstrengend für sie gewesen sein.

„Deshalb sollten wir keine Zeit verlieren und die ersten Leute retten", entgegnete Skalli. „Du versteckst dich gleich hier am Rand der Schneise. Freyning, Kuipers und Mulder bleiben bei dir. Lir und Niek kommen mit mir", präsentierte der General sogleich seinen Plan.

„Verstanden, wir werden in Deckung gehen", bestätigte Freyning.

„Eggleston bleibt in Bereitschaft, um uns zu warnen, falls sich jemand nähert und wir werden die Bewohner zu euch schicken, wie abgemacht", sprach Skalli noch, dann machte er kehrt und verschwand im Dickicht, um parallel zu der Schneise durch den Wald zu schleichen.

Niek und Lir folgten ihm wortlos, während Anton sich zurück in die Lüfte erhob.

Es wäre sicherer für sie gewesen, nachts herzukommen. Tagsüber konnten sie leichter entdeckt werden, aber dann hätte weder X noch Anton sich verwandeln können und es hätte eine Ewigkeit gedauert, mit so wenigen Fliegern Leute zu transportieren.

„Eggleston hat gesagt, wir treffen die Flüchtigen am Schacht von Aquarius", erzählte Skalli leise, als sie durch das Unterholz schlichen.

„So wie bei unserer Icarus-Mission", stellte Niek fest.

Dragontale - Etappe IVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt