KAPITEL XXI | Auf Wiedersehen

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„Lecon?"

Als Skalli seine Augen aufschlug, fand er sich auf dem Waldboden wieder. Wenige Meter von ihm entfernt, fiel der Boden steil ab – hinab in ihr Lager. Nur einige Meter weiter und er wäre direkt in die Grube gestürzt.

Skalli hustete und rappelte sich in eine sitzende Position.

Vor ihm kniete Freyning. Er musste gerade Wache gehalten haben, so schnell wie er dagewesen war – die Sonne war noch immer nicht vollständig untergegangen, also konnte er nicht allzu lange weg gewesen sein.

„Wo ist Dimer?", fragte Skalli als erstes.

„Im Lager. Er konnte sich im Geäst abfangen und ist nicht ganz so tief gestürzt", erklärte der Soldat. „Eggleston ist mit ihm gegangen."

„Was ist passiert?", brummte Skalli und hielt sich seinen dröhnenden Schädel.

„Dimer hat nur gesagt, dass er die Kontrolle verloren hat. Er hat es damit begründet, dass die Sonne bereits untergeht und er Probleme damit hatte, seine Drachenform aufrecht zu erhalten", erzählte Freyning. Der Mann blickte besorgt und fragte schließlich: „Ist bei dir alles in Ordnung?"

Skalli wusste nicht, warum Dimer abgestürzt sein sollte. Solche Aussetzer waren untypisch für ihn. Dimer stürzte nicht einfach ab, auch nicht, wenn die Sonne bereits unterging. Dimer hatte es sogar geschafft, mehrfach ins Gebirge zu fliegen, kurz nachdem er seine Verbrennungen erlitten hatte. Irgendetwas war faul an seiner Begründung.

„Ich weiß nicht", grummelte Skalli auf Freynings Frage hin. „Ist mein Kopf noch ganz?" Sein Schädel fühlte sich an, als wäre er gespalten worden.

Freyning lächelte schwach. „Ja, aber sicherlich hast du eine Gehirnerschütterung."

Skalli quälte sich angestrengt auf seine Beine. Er stöhnte schmerzhaft auf, als ein Schmerz durch seine Seite zuckte und lehnte sich gegen den nächsten Baum, um dort Halt zu suchen. Seine Rippen schmerzten, da wo er auf den Ast geschlagen war. Er betete, dass er sich nicht schon wieder etwas gebrochen hatte.

„Ich habe dir gesagt, du hättest nicht gehen sollen", tadelte der Ältere ihn.

„Es hat alles wunderbar geklappt", zischte Skalli und nahm dennoch Freynings Hilfe an, als dieser ihn auf dem Weg zurück ins Lager stützte.

„Man sollte dich im Lager festketten, Lecon. Dein Heldentum bringt dich noch um", sprach der Soldat, während er mit dem anderen zusammen den Pfad zurückstapfte, den die Aufständler bereits um das Lager herum in das Unterholz des Waldes getrampelt hatten.

„Vermutlich", gestand Skalli. „Aber das soll nicht deine Sorge sein."

„Wie könnte ich es nicht meine Sorge sein lassen?", seufzte Freyning. „Manchmal frage ich mich, ob mein Kind – wenn es die Chance gehabt hätte, groß zu werden – auch so eifrig gewesen wäre wie du. Mir wären vor Sorge sicherlich alle Haare ausgefallen. Allerdings ist es nun auch nicht großartig anders."

Der Rotschopf warf Freyning einen verwunderten Seitenblick zu. Der andere sprach nie so offen über seinen und Marjas Verlust und obendrein verglich er ihn nicht mit seinem Kind. Skalli richtete seinen Blick lächelnd zu Boden, dort wo Farnblätter seine Beine streiften. Er entgegnete in einem amüsierten Tonfall, um die wehmütige Stimmung, die über ihnen hing zu heben: „Es gibt keinen Grund dafür gleich kahl zu werden. Ich weiß es zu schätzen, was du alles für uns tust, aber du bist nicht für mich verantwortlich, Freyning."

„Ich fühle mich für dich verantwortlich, okay. Du bist zu jung, um all das allein zu stemmen", drückte Freyning die Wehmut wieder zurück – auf ihre Schultern.

Dragontale - Etappe IVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt