KAPITEL XX | Die Geschichte der Menschheit

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Wenn Niek Skalli schon nicht aufhalten konnte, dann konnte er ihm wenigsten beistehen und begleiten – so dachte er, bis ihm ein noch besserer Einfall kam.

„Könnte Kjell nicht hier im Lager als Flugdrache starten und auf dem Felsen über der Höhle landen? Dort oben sind die Bäume nicht so dicht und der Weg wäre sicherer – ihr würdet keinem Drachen über den Weg laufen", sagte er. Er wusste nicht, woher der Einfall so plötzlich kam, er war einfach da. Womöglich konnte sein Gehirn endlich wieder auf Hochtouren laufen, nun wo Skallis Gesundheit auf dem Spiel stand.

Der General schaute ihn an, als hätte er ihm ins Gesicht geschlagen. Dann blinzelte der Rotschopf einmal und blickte ihn begeistert an. „Du bist ein Genie, Niek", rief er förmlich.

Ehe Niek und Anton sich versehen konnten, raffte Skalli sich bereits auf die Beine und verließ hinkend den Bau.

„Dimer! Freyning!", konnten die beiden ihn draußen laut durch die Grube rufen hören.

Niek und Anton wechselten verwunderte Blicke, dann rappelten sie sich ebenfalls auf und folgten dem Mann unter den freien Himmel.

Kjell und Freyning kamen sofort angelaufen – sie befanden sich nicht weit entfernt.

„Planänderung", sagte Skalli gerade. „Wir schicken keine Patrouille zu X. Dimer wird mich fliegen, Eggleston begleitet uns als Wächter."

Freyning schwieg. Er schaute Skalli eine ganze Weile verwundert an, dann schweifte sein Blick an dem Rotschopf herab, auf dessen linkes Bein – welches er im Stehen noch immer entlastete. Da schien Freyning die Erkenntnis zu treffen. Er schüttelte lächelnd seinen Kopf und meinte: „Lecon, ich verstehe deinen Drang, diese Mission selbst auszuführen und die Höhle über den Luftweg zu erreichen ist tatsächlich schlau, aber erst sobald wir wissen, dass Iczek uns nicht in einen Hinterhalt lockt. Wir wissen nicht, ob diese X wirklich existiert."

Skalli verschränkte seine Arme vor der Brust. „Iczek hat aufrichtig gewirkt. Du warst selbst dabei, als er sofort zu einem Gespräch zugestimmt hatte und alle Anzeichen deuten darauf hin, dass er und der Menschenjäger tatsächlich unterschiedliche Personen sind."

„Allerdings ist Vorsicht besser als Nachsicht", entgegnete Freyning.

„Ich nehme das Risiko auf mich", konterte Skalli.

„Und deine Kameraden."

„Sie können wegfliegen, falls es gefährlich wird", argumentierte Skalli weiter.

Freyning schüttelte seinen Kopf. Er sprach ernst: „Lecon, ich habe ein gutes Jahrzehnt mehr Lebenserfahrung als du. Du solltest wirklich auf mich hören."

„Ich kenne die Oberwelt bestens!", entgegnete Skalli plötzlich gekränkt.

Es schien so, als hätte man ihn noch nie als zu jung und unerfahren für eine Aufgabe empfunden.

Niek kannte Skallis Zielstrebigkeit und wusste auch, dass er gelegentlich dazu neigte, zu voreilig zu handeln. Eigentlich hatte Skalli sich seine Schwächen mittlerweile selbst eingestanden und versucht sich zu bessern, doch schien er nun, nach so langer Zeit, die er auf Patrouillen nicht mehr behilflich sein konnte, all seine Erkenntnisse wieder über Bord zu schmeißen.

Womöglich hätte Niek ihn nicht auf diese Idee bringen sollen.

„Ich kann ruhig mit dem General mitfliegen", mischte Anton sich nun in das Gespräch ein. Er war an Niek vorbeigelaufen und hatte sich zu den anderen gestellt. „Ich halte meine Augen und Ohren auf und stelle sicher, dass niemandem etwas passiert."

Kjell stimmte seinem Freund nickend zu.

Ein letztes Mal blickte Freyning zwischen den Aufständlern hin und her, dann schüttelte er grinsend seinen Kopf. „Ihr seid so unfassbar dickköpfig. Es wundert mich nicht, dass ihr eine ganze Stadt ins Chaos stürzen konntet."

Dragontale - Etappe IVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt