Niek folgte Freyning durch das Gestrüpp. Er wusste wirklich nicht, warum Freyning gerade ihn mit auf der Mission haben wollte, wo er doch noch immer nicht richtig mit einem Schwert umgehen konnte. Womöglich erhoffte er sich, dass er sich im Notfall wieder tagsüber verwandeln könnte, um die Verfolgung aufzunehmen, falls das Phantom, so wie ihr Nachbar nun genannt wurde, wieder fliehen würde.
Niek war sich nicht sicher, ob er das schaffen könnte und es gefiel ihm nicht, dass seine Kameraden sich in dieser Angelegenheit so sehr auf ihn verließen und sich so viel von ihm erhofften.
Über ihren Köpfen flatterte jedoch auch Anton. Sicherlich wäre auch er schnell genug unterwegs, falls ihre gesuchte Person die Flucht ergreifen sollte. Doch ehe sie sich darüber den Kopf zerbrachen, sollten sie vermutlich zuerst ihre Augen aufhalten, um das Phantom überhaupt erst einmal ausfindig zu machen.
Den Bach hatten sie soeben hinter sich gebracht – die Gruppe von Avimimus war bereits weitergezogen und nirgends mehr zu sehen.
Dafür konnte Niek jedoch die felsige Anhöhe, nicht weit entfernt von ihnen, zwischen den Bäumen in die Höhe ragen sehen. Moos und Ranken wuchsen auf der steinigen Oberfläche und auf der obersten Spitze thronte sogar ein kleines, windschiefes Bäumchen und Gräser lugten aus einzelnen Felsspalten hervor.
Die Höhle in dem Felsen klaffte so düster und unbelebt vor ihnen, wie zuvor auch.
„Hier war es", berichtete Niek.
Lir an seiner Seite musterte den Felsspalt interessiert, sagte jedoch nichts.
„Das ist ja wirklich nicht weit vom Lager entfernt", kommentierte Freynings Soldat missmutig – Zarif hieß er. Er hatte lange, dunkelbraune Haare, die er zu einem Dutt geknotet trug und ein bärtiges Kinn. Seine Augen glühten förmlich in einem hellen Blauton, wie der See, der nun, so tief im Wald, durch all die Bäume nicht mehr zu sehen war.
„Dann würde ich vorschlagen, dass wir einfach hier warten. Falls hier wirklich jemand wohnt, muss derjenige sich schließlich irgendwann zeigen", schlug Freyning vor.
Femke nickte zustimmend.
Da ertönte mit einem Mal ein Warnschrei von Anton aus dem Geäst. Der Nemicolo flatterte mit hastigen Flügelschlägen zu ihnen herab. Er verwandelte sich zurück in seine Menschenform und berichtete: „Da kommt etwas Großes."
Beinahe im selben Augenblick verstummten die Tiere des Waldes. Die Vögel wurden still, die Nager verzogen sich in ihre Erdlöcher. Nicht einmal das Zirpen von Grillen war zu hören. Nur noch der sachte Wind, der durch die Baumkronen strich und das vom Moos gedämpfte Stapfen von Schritten – großen Schritten.
„Das ist kein Mensch", hauchte Femke. Ihr ganzer Körper versteifte sich.
„Rennen wir?", fragte Freyning unsicher.
„Auf gar keinen Fall rennen, die meisten Räuber hetzten jeder potenziellen Beute hinterher, die panisch vor ihnen flieht", flüsterte Femke.
„Was dann?"
„Verstecken? In der Höhle vielleicht?"
„Nicht in der Höhle. Der Eingang ist recht groß, da könnte ein Drache durchpassen. Besser wäre es, wenn wir den Felsen oder einen Baum hochklettern", sagte die Unteroffizierin.
Freyning nickte und floh sofort auf leisen Sohlen herüber zu dem Felsen, um sich dort an den Ranken in die Höhe zu ziehen.
Niek hätte einen Baum bevorzugt, aber seine krallenlosen Kameraden hätten Probleme damit, die geraden Baumstämme der Riesenbäume hinaufzuklettern, die um sie herum in die Höhe schossen, also folgte er ihnen hinauf auf den Felsen.
DU LIEST GERADE
Dragontale - Etappe IV
FantastikEkliptik entwickelt sich prächtig. Es scheint, als könnte die Oberwelt doch noch ihr zu Hause werden. Während die Aufständler sich regenerieren und mit den Bewohnern ein zu Hause errichten, welches in Zukunft ein sicherer Ort für ihre Verbündeten au...