Part 34: Neuschnee

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Es war der 15. Dezember, 10 Uhr in der Frühe. Manuel blinzelte schlaftrunken und erhob sich von seinem Bett. Wie jeden Morgen. Seine Mitbewohner schliefen noch, weshalb Manuel möglichst leise ins Badezimmer schlich. Auf dem Weg kam er an Taddls Bett vorbei. Ein liebevolles Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sah, wie friedlich der Blonde vor ihm lag. Die Haare standen ihm zu Berge und seine Wangen waren leicht gerötet. Manuel streckte seine Hand aus und begann sanft über Taddls Haar zu streichen. Einen Monat lang hatte der Blauäugige schon auf ihn gewartet, war so treu gewesen. Er schien Manuel wirklich zu lieben, doch der Dunkelhaarige fühlte sich nach wie vor nicht bereit. Taddl bewegte sich ein wenig, was Manuel daran erinnerte, dass seine Hand immer noch auf dem blonden Haar ruhte. Schnell schlich er in das Badezimmer und machte sich frisch. Als er wieder heraus kam, waren auch Taddl und Ardy aufgewacht und saßen jeweils auf der Bettkante. Taddl sah mit einem leeren Blick zu Boden und dachte wie immer über Manu nach. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen und zwar von der Person, über die er die ganze Zeit nachdachte. Manuel hatte einen kleinen Schrei ausgestoßen und stand begeistert vor dem Fenster. "Taddl, Ardy, schaut doch mal!" Müde erhoben sich die beiden von ihren Bettkanten und schlurften zu Manuel, der wie ein kleines Kind begeistert jauchzte und auf und ab sprang. Taddl sah aus dem Fenster und musste die Augen zusammen kneifen, da er von einem strahlenden Weiß geblendet wurde. Über Nacht war der erste Schnee gefallen und immer noch fielen vereinzelte Flöckchen. Für Taddl und Ardy war das nichts Neues, doch Manuel war von der weiten weißen Fläche, auf der sich kein einziger Fußabdruck abzeichnete, nahezu überwältigt. Als die drei frühstücken gingen, zappelte er die ganze Zeit auf seinem Stuhl und lenkte damit die Blicke der wenigen, die sich außer ihnen im Speisesaal befanden, auf die drei Jungen. Da sie sich permanent beobachtet fühlten, aßen sie nur wenig und gingen bald zurück zu ihrem Zimmer. Kaum, dass die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, begann Manuel in seinem Koffer zu kramen. Taddl beobachtete ihn dabei. "Was machst du da?" Manuel sah mit einem strahlenden Lächeln und funkelnden Augen auf: "Meine Winterklamotten suchen, du Dummi! Du solltest vielleicht auch mal anfangen..." Manuels Begeisterung war regelrecht ansteckend, was Taddl dazu bewegte auch seine Sachen zu suchen, obwohl er den Winter nicht leiden konnte. Oder war es doch Manuels Lächeln gewesen? Manuel konnte es kaum erwarten, den weichen Neuschnee zu betreten, er liebte einfach alles am Winter. Das ewige Weiß, das leise Knirschen, die festliche Beleuchtung und alles, was der Winter noch so mit sich brachte. Taddl und Ardy hingegen schienen nicht so begeistert zu sein und ihre Laune steigerte sich auch nicht wirklich, als Ardy einen Anruf empfing. Nach einem fünfminütigen Telefonat, kam er mit einem seltsamen Gesichtsausdruck zu seinen Mitbewohnern. Diesen Blick hatte Taddl erst einmal bei seinem besten Freund gesehen und das war, als sein Vater abgehauen war. Es konnte also nichts Gutes sein. "Ähm...", begann Ardy, "meine... meine Großmutter ist gestorben..." Schockiert sah Taddl seinen besten Freund an und legte eine Hand auf dessen Schulter. Doch Ardy war noch nicht fertig: "Alles gut, T. Die Sache ist nur die... meine Mom hat das wohl ganz schön mitgenommen und sie braucht mich jetzt... Morgen werde ich abgeholt."

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