Part 45: Hilflos

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Hallo mit o, liebe Leute mit kleinerem oder größerem Hirntumor!
Nach einer langen Suche, habe ich endlich Internet gefunden und erlegt.
Ohne langes Gequatsche: Weiter geht's!

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Einige Minuten später saßen Manuel und Taddl im Krankenwagen, auf dem Weg ins örtliche Krankenhaus. Taddls Blick ruhte stumm auf Ardy, der auf einer Liege liegend und immer noch bewusstlos von einer Frau etwa Mitte dreißig verpflegt wurde. Mit ruhiger Hand säuberte sie Ardys Wunde und wand ihm, so gut es ging, einen Verband um den Kopf. Draußen raste die verschneite Landschaft nur so dahin; Bäume, mit Schnee bedeckte Felder und Autos, die am Straßenrand gehalten hatten, waren nur verschwommen aufzunehmen. Doch all das nahm Taddl gar nicht wahr. Seit endlos langen Minuten war er nur noch auf diese eine Person fixiert. Die Person, die absolut nicht in der Lage war zu reagieren. Manuel machte sich große Sorgen um seinen Freund. Es tat weh Taddl so zu sehen, zu sehen, wie trüb dessen Blick auf Ardy ruhte, zu sehen, wie immer wieder vereinzelte Tränen über seine Wangen liefen, die er allerdings gar nicht zu spüren schien. All die Dinge um sie herum schien Taddl nicht mehr wahrzunehmen, all die Dinge nahm  er nicht mehr wahr. Nicht die Hand auf seiner Schulter, nicht das Ruckeln des Wagens, das auf der Straße gar nicht zu verhindern war. In ihm herrschte eisige Kälte, nur die Stiche der Schuld und der Angst hoben sich tief in ihm erschwerend ab. Er fühlte sich leer, doch irgendwie auch nicht. Er war voll von Leere. Er hätte es einfach merken müssen, er hätte merken müssen, wie seltsam Ardy ihm gegeüber geworden war, hatte er ja auch, aber warum hatte er nicht darauf kommen können, dass das mit Ardy los war?! Wieso hatte er gerade am See so egoistisch reagieren müssen, wieso musste er immer seinen eigenen Kopf durchstezen?! Wäre er nicht alleine weggegangen, wäre das nie passiert... Mittlerweile waren sie angekommen, der Wagen kam zum Stehen und Ardy wurde hinaus getragen. Er war nach wie vor bewusstlos. Taddls Blick ruhte auf den Helfern, die seinen besten Freund schleunigst ins Gebäude trugen; weiterhin mit trübem Blick und vereinzelten Tränen, die über seine Wangen liefen. Langsam folgte er den Helfern ohne wirklich wahrzunehmen, dass er ging. Als Ardy schließlich in eines der Zimmer getragen wurde und Taddl mit hinein wollte, wurde er gebeten draußen zu warten, was seine Laune nicht wirklich besserte. Sein bester Freund lag ohnmächtig im Krankenhaus und er konnte nichts tun außer "bitte draußen zu warten"? Wo er doch sogar mitschuldig war... All diese Gedanken bereiteten Taddl Kopfschmerzen, er fühlte sich, als hätte er tagelang weder gegessen noch geschlafen. Stumm ließ er sich auf den Boden sinken und starrte die Wand ihm gegenüber an. Plötzlich spürte er eine Hand an seiner Wange, die behutsam seine Tränen wegwischte; erst jetzt bemerkte Taddl, dass er geweint hatte und weiterhin weinte. Er schämte sich dafür und fuhr sich aus Reflex auch selbst nocheinmal unwirsch durchs Gesicht. Dabei berührte er Manuels Hand und stoppte. Seinem Freund gegenüber hatte er sich ebenfalls nicht sonderlich gut verhalten... Er hob den Blick zum ersten Mal seit zwanzig Minuten und sah Manuel stumm ihn die Augen. Sein Blick war nicht mehr trüb, nicht mehr so eiskalt wie vorher. Auf einmal wirkte Taddl hilflos und unglaublich verletzlich. Manuels Hand lag weiterhin auf Taddls Wange, immernoch ruhte Taddls eigene Hand dicht neben seiner. Plötzlich begann Taddl seine Hand wieder zu bewegen, ohne dabei den Blickkontak mit Manuel zu unterbrechen. Manuel, der offenbar dachte Taddl würde seine Hand komplett sinken lassen, begann auch seine eigene Hand wegzubewegen; es war ihm beinahe peinlich, wie lange er Taddl verdutzt in die Augen gestarrt hatte ohne irgendetwas zu tun. Doch da fuhr Taddls Hand wieder hoch und umschloss Manuels, um sie erneut auf seine Wange zu legen. Er wirkte so klein, so hilflos. "Nein", wisperte Taddl, "Nur noch ein bisschen..." Taddl senkte den Blick und setzte ein leises, kaum hörbares "bitte..." dazu. Und Manuel kam seinem Wunsch nach. Er ließ seine Hand auf Taddls Wange ruhen, zumindest noch für einige Sekunden. Danach nahm er sie vorsichtig weg, stand auf und kniete sich vor Taddl. "Hör mir gut zu.", sagte er mit fester Stimme, "Du. bist. nicht. schuld." Taddl hob den Kopf und sah ihn ungläubig an. Manuel fuhr fort: "Ich weiß, dass du denkst, das wäre nicht passiert, wenn du nicht alleine vorgelaufen wärst. Aber das stimmt nicht. Okay? Du bist nicht Schuld. Niemand kann etwas dafür." Taddl sagte weiterhin nichts dazu. Er starrte Manuel an und hoffte, er würde nicht bemerken, dass er erneut weinte. Natürlich hatte Manuel es schon lange bemerkt und legte seine Hand erneut auf Taddls Wange. Sofort hob Taddl seine eigene Hand und legte sie auf Manuels. Er genoss seine Nähe und wollte nie wieder loslassen; im Krankenwagen hatte er sich so allein gefühlt, dieses drückende Gefühl wollte er nie wieder  spüren. Automatisch schloss er die Augen, um das Gefühl der Geborgenheit, wenn Manuel ihn berührte, komplett auszukosten; ihm war klar, dass dieser Moment nicht ewig bleiben konnte. Er öffnete seine Augen wieder und sah direkt in Manuels, er ihm verdammt nah gekommen war. Taddls Herz schlug höher; sein Blick sprang immer zwischen Manuels Augen und dessen Lippen hin und her. Manuel kam ihm immer näher; er bemerkte Taddls Blick, dessen Augen abermals zufielen. Mittlerweile war ihm Manuel schon so nah, dass er seinen Atem spüren konnte. "Du bist nicht schuld...", flüsterte der Braunhaarige und legte zur Bekräftigung seiner Worte einen federleichten Kuss auf Taddls Lippen. Taddls Augen waren weiterhin geschlossen, er öffnete sie erst wieder, als die Hand an seiner Wange schwand. Manuel saß weiterhin vor ihm. Taddl starrte verträumt in seine smaragdgrünen Augen. Er fühlte sich plötzlich müde, seine Tränen waren versiegt. Doch mit einem Schlag war wieder wach, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Ein junger Arzt erschien ihm Türrahmen. "Er ist wach."

GLPaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt