Part 38: Sie werden es akzeptieren

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Eine angenehme Wärme durchströmte beider Körper. Sanft drückte Taddl Manuel näher an sich heran. Das verunsicherte Manuel ein wenig, das Gefühl war ihm neu. Zögerlich legte er seine Hände an Taddls Taille, was dieser offenbar als Bestätigung sah. Zärtlich begann der Blonde seine Lippen auf Manuels zu bewegen. Vollkommen überrascht riss Manuel die Augen auf und zog seine Hände zurück. Taddl hielt inne und sah ihn fragend an. Da wurde Manuel erst bewusst, was sie eigentlich taten. Sie hatten sich geküsst! Aber... aber sie waren doch zwei Jungen! Manuel hielt sich den Kopf. Stimmen schwirrten durch seine Gedanken. Die Stimmen, seiner "Klassenkameraden":
"Schwuchtel! Manu ist 'ne Schwuchtel!"
Schon damals hatten Manuel diese Worte zugesetzt, dabei hatten sie nie gestimmt. Bis jetzt... Aber Manuel konnte nicht mehr leugnen, dass er Taddl liebte. Er war homosexuell.
Was werden die anderen denken? Manuels Augen weiteten sich. Was wird Ardy sagen?!
Erst jetzt bemerkte Manuel, wie kalt es hier eigentlich war. Er begann zu zittern und sah verunsichert zu Taddl. Sorge lag in seinen eisblauen Augen. Er kam auf den Dunkelhaarigen zu und schloss ihn in die Arme. "Manu? Was ist denn los? D-du weinst ja! Komm, wir gehen 'rein!"
Arm in Arm gingen die beiden Jungen zurück zum Wohnheim. Manuel hatte nicht aufgehört zu weinen, er schluchzte nicht, er weinte nicht bewusst und dennoch liefen Tränen über sein Gesicht.
Schließlich kamen sie im Zimmer an, Manuel setzte sich auf sein Bett und starrte auf den Boden, als würde er gerne eins mit dem dunkelgrünen Teppich werden.
Tränen liefen über sein Gesicht, Tränen, die voller schlechter Erinnerung waren, kalte Tränen. Tränen, die plötzlich von einer warmen Hand weggewischt wurden. Manuel sah auf, direkt in zwei blaue Augen, die selbst den Tränen nah zu sein schienen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Manuels Lippen. Er konnte selbst nicht fassen, wie falsch er gelegen hatte. Liebe war wundervoll, es kam nur auf die richtige Person an. Und diese Person war Taddl.
"Taddl?", murmelte Manuel. "Ja, Manu?" "W-was -", der Dunkelhaarige schluckte, "Was werden die anderen denken?"
Lange blieb es still. Taddl war ein wenig überrumpelt, weshalb er nicht in der Lage war zu antworten. Manuel wurde immer unruhiger. Hatte er mit dieser Frage alles vermasselt? Warum hatte er überhaupt gefragt? Warum konnte er eigentlich nicht mit diesem doofen Boden verschmelzen?!
Doch plötzlich spürte er eine Hand an seinem Kinn, die seinen Kopf sanft nach oben bewegte, bis schließlich Taddls liebevoller Blick Manuels traf. "Die anderen werden es akzeptieren. Vertrau mir! Sie werden UNS akzeptieren."
Taddl nahm Manuels Hände und zog ihn nach oben, bis sie sich gegenüber standen. Es war ein gutes Gefühl, "uns" zu sagen.
"Taddl?" "Ja, Manu?" "Ich liebe dich."
Taddl wurde von einer Welle von Glück überflutet. Er konnte nicht mehr anders, zog Manuel zu sich und begann ihn zärtlich zu küssen. Und dieses Mal ließ sich Manuel darauf ein. Er schaltete den Kopf ab und genoss den Augenblick.
Erst nach einer Ewigkeit lösten sich die beiden voneinander, blieben aber noch lange Arm in Arm stehen. In diesem Moment gab es nur die beiden. Manuel liebte Taddl und Taddl liebte Manuel. Vielleicht hatten sie von Anfang an zusammen gehört, vielleicht würden sie sich niemals trennen. Vielleicht würden ihre Mitmenschen seltsam reagieren, vielleicht würden sie sich zerstreiten. Doch das war egal. Dieser Moment war nur für sie und nur sie waren dieser Moment. Dieser Augenblick war perfekt.
"Taddl?" "Ja?" "Frohe Weihnachten!"

Ende von Part 38

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