Part 35: Es tut mir leid

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Nachdem Ardy am nächsten Morgen abgeholt worden war, kam den Jungen das Internat noch stiller vor. Ohne Ardy zogen die Tage nur so an Taddl und Manuel vorbei. Mit jedem Tag steigerte sich die weihnachtliche Stimmung, doch von alle dem bekamen die beiden gar nichts mit. Mittlerweile war schon der 23. Dezember angebrochen, ein Tag vor Weihnachten. Wie immer saßen Taddl und Manuel auf ihren Betten. Manuel sah aus dem Fenster, Taddl starrte auf das Fenster seines Laptops und sah irgendwelche YouTube Videos an. Manuel seufzte. Ohne Ardy war es einfach... anders. Langweilig. Still. Und das, obwohl Ardy nicht einmal sehr laut war.
Plötzlich klappte Taddl seinen Laptop zu, stand auf und schnappte sich seine Jacke. Manuel sah auf und staunte nicht schlecht, als Taddl ihn fragend ansah: "Na, was ist? Willst du nicht mitkommen?" Ohne darüber nachzudenken, stand Manuel auf, zog sich an und ging mit Taddl los. Stumm gingen die beiden nebeneinander her. Sie gingen aus dem Wohnheim, über den Hof und noch weiter. Die Neugier plagte Manuel, er wollte wissen, wo Taddl mit ihm hinging. Er vertraute Taddl, fragte aber doch zur Sicherheit nach: "Ähm... Wohin gehen wir eigentlich?" "Lass dich überraschen..." Den Rest des Weges über fragte Manuel nicht mehr und wurde mit der Zeit immer hippeliger. Die Stille, die zwischen den beiden herrschte, könnte man fast als unangenehm bezeichnen, doch schließlich erreichte Taddl sein Ziel.
In der Nähe der Innenstadt befand sich eine Eisbahn, auf der zu dieser Jahreszeit natürlich reger Betrieb herrschte.
Verblüfft ließ Manuel seinen Blick über die glatte Eisfläche schweifen. Taddl machte sich schon Sorgen, seine Vermutungen, Manuel würde es mögen, stimmten nicht. Doch da fiel ihm Manuel um den Hals. "Danke!" Vollkommen überrumpelt schloss Taddl die Arme um seinen Freund, doch da fiel ihm erst auf, was er hier überhaupt tat. Manuel schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte, denn er ließ Taddl los und sah ihn fragend an: "Was ist denn los?" Taddl wurde rot. "Weißt du... i-ich habe gehofft, dass es dir gefällt." Manuel strahlte den Blonden regelrecht an: "Oh, Taddl! Ich liebe es jetzt schon!" "Ja...", Taddl wurde immer nervöser, "Weißt du... i-ich kann gar nicht Schlittschuh laufen..." Da begann Manuel zu lachen. "Dann bringe ich dir es eben bei!" Taddl war das ganze schon peinlich, doch bevor er Einspruch heben konnte, hatte Manuel schon seine Hand ergriffen und ihn zur Kasse gezogen. Ehe er es sich versah, stand er mit geliehenen Schuhen auf der Eisfläche und versuchte unbeholfen das Gleichgewicht zu halten. Manuel hingegen flog förmlich über das Eis, Taddl war wirklich beeindruckt davon, wie elegant Manuel seine Runden zog. Doch Manuel hielt seine Versprechen und war schnell bei Taddl, um ihm das Schlittschuhlaufen beizubringen. Anfangs war der Blonde skeptisch und tat es nur für Manuel, doch zwei Stunden später, glitt er selbst begeistert über das Eis. Manuel war ein wunderbarer Lehrer und ein noch besserer Freund. In diesen Stunden war Taddl noch einmal klar geworden, was für ein besonderer Mensch Manuel doch war. Schließlich hatten sie genug und zogen sich wieder ihre Winterstiefel an, als Taddl bemerkte, dass Manuel irgendwie anders war. Er sah zu Boden und schien über irgendwas nachzudenken. "Manu? Alles in Ordnung?", fragte ihn der Blonde besorgt. "Warum ist es so kompliziert?" Taddl wusste zwar nicht, was Manuel damit meinte, doch er sagte nichts.
Die Wahrheit war, dass auch Manuel in den vergangenen zwei Stunden eine Erkenntnis gezogen hatte. Er brauchte Taddl mehr, als er es wahrhaben wollte. Doch er war nicht bereit. Noch nicht. Er sah Taddl an. In seinen blauen Augen war deutlich die Sorge zu erkennen. Doch auch etwas anderes. Liebe.
Dieser Junge wartete auf Manuel und hatte sich selbst das Versprechen gegeben, nie aufzugeben. Tränen sammelten sich in Manuels Augen. Schnell sah er wieder zu Boden, doch er spürte Taddls Blick. Er musste weg! Doch bevor er auf dem Absatz kehrt machte, drehte er sich noch einmal zu Taddl um. "Es tut mir leid."

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