Part 22: Ich will hier weg... | Manu's Sicht

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Ich saß immer noch gegenüber des älteren Herren, der mich so behandelte, als wäre ich ein Amokläufer.
Allerdings war er auch noch so dreist, mir das zu sagen:
"Wir überwachen dich übrigens per Kamera, mein Junge! Wir wollen schließlich nicht, dass du dir noch mehr antust..."
Das reicht!
Ich sprang auf und schrie ihn an: "Ich ritze mich nicht! Ich bin kein Amokläufer, also behandeln sie mich auch nicht so!"
Sofort waren zwei Ärzte zur Stelle, die mich zurück auf den Stuhl drückten.
Der Mann fuhr fort:
"Jedenfalls, hast du, als du aufgewacht bist, einen Namen geschrien..."
Ich ballte die Fäuste.
"Wenn ich mich richtig entsinne war es - Taddl."
Meine Fassade fiel. Ich sackte in mir zusammen.
"Taddl..."
Genau diese Reaktion hatte der Psychiater gewollt, denn er redete weiter auf mich ein:
"Wie ich sehe ist dieser Taddl nicht irgendwer. Ist er vielleicht der Grund... nun ja... dafür?"
Ich sagte nichts. Ich wusste es nicht. Manuel, du musst jetzt stark bleiben! Der will dich nur weich klopfen. "Nein", sagte ich. Na? War das jetzt so schwer?! Mein Verstand hatte keine Ahnung, wie schwer es war. War Taddl der Grund? Ja... irgendwie schon...
Er hatte eine besondere Auswirkung auf mich, dass war mir klar. Ich empfand etwas für ihn, ja. Aber ich durfte mich nicht verlieben!
"Mein Junge, ich sage es dir nur ungern -", setzte der Psychiater an,"- aber da du soeben offensichtlich gelogen hast, müssen wir dich über die Nacht hierbehalten. Oder länger..."
Meine Augen weiteten sich und füllten sich langsam mit Tränen.
Ich will hier doch nur weg...
Ich sah den Mann bittend an.
"Nein! Bitte... Ich sage alles, was sie hören wollen!"
Der Psychiater sah mich misstrauisch an, blieb jedoch ernst.
"Ich denke, du hast meinen Beruf nicht richtig verstanden, Junge... Niemand will dir etwas tun. Aber du scheinst offensichtlich emotionale Probleme zu haben...", er deutete auf meine Arme.
"Nein!", sagte ich leise, aber bestimmt.
"I-ich habe keine Depressionen. Ich..."
Der Mann sah sichtlich besorgt auf mich herab, während ich immer weiter in mir zusammen sackte.
"Manuel... sag mir einfach die Wahrheit! Ich kann dir helfen!"
Ich atmete tief durch. Sag es nicht!
Doch mir war mein Verstand gerade egal.
Es bedrückte mich und wenn ich es jetzt nicht erzählen würde, wann dann?
Plötzlich überkam mich eine Entschlossenheit, die mich selbst überraschte. Viel war es nicht, doch es reichte vorläufig.
Ich atmete tief durch.
"Die Wahrheit ist... das... ich nicht mit meinen Gefühlen zurecht gekommen bin..."
Wieso fiel es mir so schwer, es aus zu sprechen? Wieso bedrückten mich meine Gefühle überhaupt?
Ich wusste so wenig über mich selbst!
Doch der Psychiater ließ sich von meiner halbherzigen Antwort nicht unterkriegen:
"Was für Gefühle?"
Der Zeitpunkt war gekommen. Ich musste mich akzeptieren! Es war schwer die nun folgenden Worte aus zu sprechen, sehr schwer.
Doch als ich es getan hatte, viel eine unendliche Last von mir.
"Gefühle für Taddl."

Auf diesen Satz hin wurde ich entlassen.
Ich wurde zurück ins Internat gebracht. Zwar mit großen Pflastern und einer Wund- und Heilsalbe, doch ich kam zurück. Zurück zu Taddl...

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