Kapitel 5

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Wie immer bereitete ich die Utensilien fürs Styling vor und diesmal auch das Make-up, dass sich in einer Tasche um meine Hüfte befand. Heute musste ich den anderen beim Make-up unter die Arme greifen, denn es war weniger Personal da, als eigentlich nötig. Das würde noch stressig werden und ich hatte noch nicht mal Felix oder Innie als Unterstützung, weil diese bei einem Fotoshooting eingeteilt wurden. Die beiden hatten es erfahren, als wir den Sonntag bei mir zu Hause zu dritt ausklingen ließen.

Mein Kater war vorgestern nach fettigem Essen, genügend Wasser und einer Schmerztablette erträglich geworden und so konnte ich meinen Freunden von meiner komischen Begegnung berichten. Sie waren ganz aus dem Häuschen und hatten mich immer wieder „Star-Magnet“ genannt, hatten dabei die Arroganz und das verwirrende Verhalten des Typen komplett ignoriert.

Wie oft ich auch darüber nachdachte, ergaben seine widersprüchlichen Worte und Handlungen keinen Sinn. Deswegen hatte ich einfach beschlossen das alles zu vergessen, denn selbst Wooyoung hatte mich darum gebeten verschwiegen zu sein.

Mich selbst ermahnend unterbrach ich meine Gedankengänge, ich wollte schließlich meine kostbare Zeit und Gedanken nicht an einen Typen verschwenden dessen bloße Anwesenheit ich nicht „verdiente“.

Ok, vielleicht war ich noch immer etwas beleidigt deswegen.

Eher gezwungen lenkte ich meine Gedanken zu einem unverfänglicheren Thema.

Ich hatte von dieser Variety-Show schon mal gehört, sie aber noch nie geguckt. Ich war generell nicht so von Idol Content besessen, wenn dann schaute ich diesen nur von Ateez und das auch nur manchmal. Vielleicht war ich deswegen ein bisschen ein Hinterwäldler in Sachen Idole und Gruppen erkennen, denn meistens kannte ich nur deren Lieder. Ironisch wenn man bedachte, dass es mein Job war mit oder besser an Idolen zu arbeiten.

Ich hatte gehört, dass die Gruppe die heute bei dieser Show zu Besuch war auch international ziemlich bekannt war und einige Stylisten tuschelten deswegen schon aufgeregt. Und damit meinte ich alle.

Ich ließ meinen Blick umherwandern und musste feststellen, dass ich so gut wie niemanden hier kannte. Einige hatte ich schon mal gesehen und wir hatten uns schon ein paar Mal begrüßt, aber wir standen uns nicht so nah, dass ich mich einfach zu ihnen stellen und mich an ihrer Unterhaltung beteiligen konnte. Wahrscheinlich redeten sie sowieso nur über diese Boygroup. Darauf hatte ich in diesen Moment, weniger Lust, hatte mich dieses arrogante Idol schon allein bei dem Gedanken an ihn wütend gemacht, da konnten mir die anderen gerade auch gestohlen bleiben.

Wieso hatte ich eigentlich so verschreckt reagiert? Ich hatte normalerweise nie Probleme meinem Gesprächspartner auch mal Kontra zu geben, auch wenn man das bei meinem für andere meist als niedlich empfundenen Aussehen nicht erwarten würde. Hatte sein gutes Aussehen mich etwa eingeschüchtert? Ich meine er sah schon gut aus, aber das hat keine Bedeutung, wenn er so selbstzentriert und unsympathisch war. Warum machte ich mir eigentlich Gedanken darüber?

Seufzend erklärte ich die Mission Themawechsel offiziell für gescheitert.

Auf ein Mal erblickte ich einen Haarschopf in dem Menschenmeer, der mir bekannt vorkam. Ziemlich sicher, dass ich die Person kannte bewegte ich mich mit großen Schritten in ihre Richtung. Sanft legte ich meine Hand auf ihre Schulter, weswegen sie kurz zusammenzuckte und über ihre Schulter zu mir blickte. Als mich die junge Frau erkannte, breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus.

„Hi, Jisung!“ „Hey, Yeji“ Sie drehte sich nun zu mir um und wandte sich von ihren Make-up Pinseln ab, die sie soeben akribisch nach Größe geordnet nebeneinandergelegt hatte.

Wir kannten uns seit wir vor knapp 2 Monaten in meinem Lieblingscafé ineinandergelaufen waren und festgestellt hatten, dass wir den gleichen Kaffee tranken. Das hatte die Sympathie füreinander geweckt und so kamen wir ins Gespräch. Es stellte sich am Arbeitsplatz dann heraus, dass wir beide Stylisten waren, wir hatten es bei unserem ersten Gespräch nämlich aus Vorsicht beide nicht erwähnt. Schließlich ist das Café in dem wir uns begegnet sind ein Treffpunkt für Super-Fans und die existierten bekanntlich auch in der verrückten Version. Von da an unterhielten wir uns immer, wenn wir uns bei der Arbeit begegneten und tranken in der Pause unseren heißgeliebten Americano zusammen.

Deserve | Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt