Kapitel 9

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Konzentriert lehnte ich mich etwas weiter über das Waschbecken um meine braunen Strähnen besser im Spiegel zu sehen. Das Glätteisen in meiner rechten Hand, drehte ich meinen Kopf zur Seite, damit ich meine Haare auch wirklich gut bearbeiten konnte, sodass sie am Ende perfekt lagen. Mein Arm war dabei allerdings unangenehm verdreht, weil ich aufpassen musste nicht am Kabel meines Hilfsmittels hängenzubleiben, was die ganze Sache weitaus komplizierter machte.

Seufzend legte ich das Glätteisen ab, um mir eine kurze Pause von der verdrehten Körperhaltung zu gönnen. Eingehend betrachtete ich mich im Spiegel, die letzte Strähnen würden nicht länger als 5 Minuten brauchen. Gerade wollte ich das Glätteisen wieder zur Hand nehmen als es plötzlich klingelte.

Verwundert zog ich meine Augenbrauen zusammen und sah mein Ebenbild fragend an. Das blickte allerdings genauso verwirrt zurück. Es war ja auch mein Abbild, genauso ahnungslos und überrascht wie ich. Meinem Wissen nach hatte sich niemand als Besuch angemeldet, generell hatte ich für heute nichts geplant weshalb ich dieses Datum auch für das Treffen ausgewählt hatte.

Genauer gesagt das Entschuldigungsessen auf das Minho so plädiert hatte.

Ich hatte niemanden davon erzählt, dass es heute stattfinden würde, Felix und Innie hatte ich lediglich erzählt, dass es eins geben würde. Also Innie, Felix hatte das ja Live mitbekommen. Bei dem Gedanken verdrehte ich meine Augen. Gewissermaßen war Felix daran schuld, dass ich nun hier stand und versuchte mich präsentierbar zu machen.

Warum ich mir so viel Mühe gab, wusste ich selbst nicht. Ich wollte mich wahrscheinlich einfach nicht so schäbig neben dem Idol fühlen. Minho sah einfach immer aus als wäre er einem Modemagazin entsprungen, musste dafür weder Make-up noch besondere Kleidung tragen.
Dagegen musste ich einige Vorkehrungen treffen um nicht auszusehen, als hätte ich seit drei Tagen nicht geschlafen.

Das Geheimhalten des Treffens konnte mir nun zum Verhängnis werden, wenn mein unangekündigter Besuch hierbleiben wollte.
Mit schnellen Schritten machte ich mich zur Eingangstür auf, warf der Küchenuhr beim Vorbeigehen noch einen flüchtigen Blick zu.

Ich hatte noch knapp eine halbe Stunde um mich auf den Weg zum Restaurant zu machen.

Minho wollte mich tatsächlich erst bei mir abholen, aber ich konnte ihn davon abbringen. Das war schließlich nur eine weitere Möglichkeit zusammen gesehen zu werden und damit potentielle Quelle für einen Skandal. Das bisschen Bahnfahren und Laufen würde mich schon nicht umbringen.

Während ich nun in den Eingangsbereich trat, bildete sich die Hoffnung, dass auf der anderen Seite der Tür nur ein Paketbote stand, der mir ein Paket liefern wollte.
Warte, hatte ich überhaupt etwas bestellt?
Als ich die Tür öffnete brach meine Hoffnung allerdings in sich zusammen. Denn vor mir stand kein unschuldiger Paketbote mit einer von mir vergessenen Bestellung, sondern ein strahlender Felix mit einer großen Tasche über seiner Schulter.

Bei seinem Gesichtsausdruck und dieser geheimnisvollen Tasche wurde ich nervös. Felix hatte schon wieder was ausgeheckt. Hundertprozentig. Meinen Blick von Felix abwendend entdeckte ich Innie schräg hinter dem Sonnenschein. Er lächelte mich sanft an, sein Lächeln wirkte fast schon entschuldigend und mitleidig.
Hilfe, was hatte Felix bitte vor?

Den Blonden schien es gar nicht zu interessieren, dass ich sprachlos im Türrahmen erstarrt war, er quetschte sich an mir vorbei in meine vier Wände. Dabei schob er mich auch etwas hinein, weil seine Tasche einfach zu groß war, als dass Felix und ich zusätzlich zu dieser in den Türrahmen gepasst hätten.

Ohne ein Wort von sich zu geben steuerte er mein Schlafzimmer an, ich blickte ihm einfach nur überrumpelt hinterher.
Nach ein paar Sekunden Stille trat der Jüngste auch endlich in meine Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Das Geräusch der ins Schloss fallenden Tür ließ meinen Blick zu ihm wandern. Innie hatte sich inzwischen gebückt und zog seine Sneaker aus um diese, nachdem er die Schuhe des Blonden gerichtet hatte, die dieser nur beiläufig abgestreift hatte, säuberlich daneben zu reihen.

Deserve | Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt