Kapitel 19

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Minho

„Wohin gehst du?“

„Limewood“, antwortete ich dem Älteren kurzangebunden, während ich meine Tasche packte.

„Hast du noch kurz Zeit für mich?“, fragte Chan nun in einem ernsteren Tonfall, der mich stutzen ließ.

Ich wendete den Blick von meinen Habseligkeiten ab, die ich nacheinander in meinen Beutel verstaute, und drehte mich zu ihm um.
Chan lehnte an der Theke, auf seiner Stirn bildete sich eine Sorgenfalte ab und die Arme waren vor seiner Brust verschränkt.
Unser Leader war selten so ernst, seine Körperhaltung verriet mir, dass es da etwas gab, was ihn sehr beschäftigte.

Seufzend trat ich neben ihn, stütze mich ebenfalls an der Theke ab und versuchte denselben Punkt anzustarren wie er.
„Na dann schieß mal los.“, versuchte ich die Stimmung aufzulockern, doch das klappte nicht wirklich; der Ältere war noch genauso angespannt wie zuvor.

„Was eure Lover angeht, also deinen und Changbins…“

Geduldig wartete ich, dass er weitersprach. Ich widersprach ihm nicht bezüglich Jisung, denn ich kämpfte gerade dafür ihn zurückzugewinnen. Ohne zu wissen warum er geflüchtet war, versuchte ich ihn davon zu überzeugen bei mir zu bleiben. Ich würde ihm keine Schmerzen zufügen, sondern ihn beschützen und auf Händen tragen, so wie er es verdiente. Ich durfte diesen Engel nicht verlieren, das konnte ich mir nicht erlauben, sonst würde mich mein Herz aufgrund der unerwiderten Gefühle umbringen.

Chan zögerte eine Weile, bevor er die nächsten Worte über seine Lippen brachte.

„Ich habe nur ein schlechtes Gefühl dabei“, seufzte er schließlich und ließ die angehaltene Luft lautstark aus seinen Lungen strömen. Verwirrt zog ich die Stirn kraus und sah ihn von der Seite an.
„Warum?“

Sein Blick zuckte für einen Sekundenbruchteil zu mir und er schien innerhalb dieser kurzen Zeit zu verstehen wie ich seine Worte aufgefasst hatte.
„Es ist nichts gegen sie persönlich. Es macht mich nur nervös. Die ganzen Risiken, die mit solchen Verbindungen einhergehen. Wir sind schließlich Idole.“

Ich verstand nicht wirklich worauf er hinauswollte, er redete um den heißen Brei herum. Chan hatte sonst immer darauf plädiert, dass wir daten sollten, wenn wir wöllten, uns nicht schlecht deswegen fühlen sollten, weil wir Idole waren. Das trat mit seiner Aussage gewissermaßen in Konflikt.
Der Ältere wurde zudem immer unruhiger, sein rechtes Bein hatte inzwischen begonnen auf und ab zu wippen und seine Kieferpartie spannte sich an.

„Na, und? Wir sind auch bloß Menschen und unsere Agentur erlaubt es uns sogar zu Daten, also warum nicht? Du hattest auch nie was dagegen.“

Frustriert seufzte er auf, als wäre ich ein begriffsstutziges Kleinkind, dem man erklären müsste, dass es den Sandkuchen, den es „gebacken“ hat, nicht essen darf. Ich mochte es nicht so behandelt zu werden, nur weil ich jünger war. Deswegen warf ich ihm auch einen kleinen, verärgerten Blick zu. 

„Ja, aber schau doch mal. Beinah jedes der Idole unter unserer Agentur hatte schonmal fast einen Dating-Skandal“

Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern.

„Das ist manchmal unumgänglich, wenn man jemanden datet. Die Presse geiert nur so danach etwas von unserem Privat- und Liebesleben zu erfahren.“
Stur verschränkte ich meine Arme vor der Brust, mein Körper nahm eine Abwehrhaltung ein, die Chan ebenfalls aufzufallen schien. Er versuchte es also diesmal mit einer etwas weicheren Stimme und eindringlichen Blickkontakt.

„Ja, aber da stimmt was nicht, Minho. Ich habe einige von unseren Label Mates gefragt und sie alle hatten mir Geschichten erzählt, die beinah schon gruselig waren.“

Deserve | Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt