Kapitel 13

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Mit schnellen Schritten lief ich den von Straßenlaternen erleuchteten Fußweg entlang. Jedes Zusammentreffen meiner Schuhe mit dem Boden hallte in der Stille nach, die die Nacht mit sich brachte; keine Menschenseele war draußen, ich war allein, zumindest ging ich davon aus.

Der Klang meiner zügigen Schritte machte mich verrückt, sie ließen mein Herz unheilvoll schnell schlagen und mischten sich mit dem stechenden Gefühl.
Das stechende Gefühl von Blicken, die sich in meinen Rücken bohrten.

Bei dem Gedanken verschnellerten sich meine Schritte automatisch, sodass ich jetzt die verlassene Straße entlangrannte. Die Abschnitte des Fußwegs, die in regelmäßigen Abständen von dem gelben Licht der Laternen erleuchtet wurden, rasten an mir vorbei, sodass es wie ein Flackern wirkte.
Ein unruhiges Flackern, das mein inneres Chaos widerspiegelte und es zusätzlich verschlimmerte.

Mein Tempo beschleunigte sich mit jedem Mal, bei dem ich mich auf einem unbeleuchteten Stück des Fußwegs befand. Die Dunkelheit machte mir Angst, ich konnte meine Schuhe noch nicht mal erkennen ohne die alten, aber von mir momentan umso mehr wertgeschätzten Laternen.

Meine Füße trafen immer schneller und lauter auf den Boden, ich sprintete die unendlich erscheinende Straße entlang, wobei dieses Stille durchbrechende Geräusch in meinem Kopf widerhallte wie ein Klicken.
Das Klicken einer Kamera.

Und dann hörte ich es. Ein Geräusch hinter mir, es hörte sich an wie die von mir erzeugten Laute. Es waren Schritte, die in kurzen Abständen voneinander erklangen. Und sie waren nicht synchron mit meinen.
Die Erkenntnis traf mich mit einem Schlag, sodass ich mein Tempo abermals erhöhte, mein Körper zitterte dabei allerdings unkontrollierbar.

Da rannte jemand hinter mir, nein, da rannte mir jemand hinterher.

Fuck. Der Angstschweiß lief mir kalt den Rücken hinunter und meine schwitzigen Hände umklammerten verkrampft mein Handy. Mein Verstand funktionierte nicht mehr wirklich, da war die Angst und das Adrenalin, was das Denken schier unmöglich machte, doch zu offensichtlichen Einfällen kam ich trotzdem.

Mit fahrigen und unruhigen Bewegungen versuchte ich mein Handy zu entsperren, was mir die ersten Male nicht gelang, da meine Finger zu feucht waren oder sie einfach zu sehr zitterten, um die richtigen Tasten zu treffen.
Beim vierten Versuch gelang es mir endlich.

Ich schaute die gesamte Zeit kein einziges Mal hinter mich. Ich vertraute auf mein Gehör, das mir sagte, die Schritte wären noch etwas weiter entfernt. Zudem traute ich nicht hinter mich zu gucken, ich wollte nicht in eine Schockstarre verfallen, wenn ich sah wer mich verfolgte und wie nah er war.

Sobald ich mein Handy entsperrt hatte und ich es mir nach dem Wählen einer Nummer ans Ohr hielt, schaute ich wieder auf.
Ich wusste nicht warum ich seine Nummer wählte; die Polizei wäre sehr viel effektiver gewesen.
Doch als mein Blick wieder nach vorne gerichtet war, erstarrte ich beinah, konnte mich allerdings noch im letzten Moment davon abhalten. Da vorne waren keine Laternen mehr. Scheiße.

Das Tuten an meinem Ohr verstummte plötzlich und ein leises Atmen war zu hören. Ich achtete jedoch nicht darauf und kam direkt zur Sache.

„D-Du musst mir helfen i-ich- Da ist j-jemand hinter mir- er verfolgt mich h-hilf mir… bitte“

Tränen liefen mir in Strömen über die Wangen und ich stolperte über meine mit brüchiger Stimme gehauchten Worte. Das nächste Problem hatte sich mir offenbart: Ich wusste nicht wo ich war. Am anderen Ende war noch immer das Atmen zu hören, was mich nur noch panischer machte. Warum antwortete er nicht?

Das Licht der Laternen befand sich inzwischen hinter mir und die Wohnhäuser, die Straße und alles andere waren verschwunden. Ich stand plötzlich in vollkommener Dunkelheit. Da war nur eine schwarze Leere um mich herum, das Einzige was geblieben war, war das Handy, das ich immer noch hilflos an mein Ohr presste, als wäre es die Lösung all meiner Probleme und könnte mich retten.

Deserve | Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt