Nervös lief ich nun schon zum dritten Mal durch meine gesamte Wohnung, um sicherzustellen, dass auch alles sauber und aufgeräumt war. Ich hatte bestimmt schon fünfmal gestaubsaugt und trotzdem lief ich umher, weil ich der festen Überzeugung war, irgendwo war noch ein Indiz für meinen eigentlich nicht so ausgeprägten Ordnungssinn.
War es Minho im Endeffekt egal, ob eine Staubschicht auf der oberen Kante des Fernsehers lag, oder ob irgendwo noch ein leerer Kaffeebecher herumstand?
Wahrscheinlich schon, aber das Aufräumen war sowieso nur Ablenkung.So konnte ich zumindest zeitweise die Gedanken an das heutige Treffen in die hinterste Ecke meines Kopfes verbannen. Ich überdachte nur alles und mahlte mir die verschiedensten und schlimmstmöglichen Ausgänge aus und das machte mich nur noch aufgewühlter.
Seitdem Minho vorgeschlagen hatte, sich zu treffen, um über alles zu reden, was ich ihm erzählen wollte, spukte dieser Gedanke immer in meinem Kopf herum.Ich würde Minho als ersten überhaupt mein Herz ausschütten, abgesehen von meiner Familie. Selbst Lix und Innie hatte ich nie etwas erzählt.
War es besonders schlau einem Typen den man seit ein paar Monaten kannte seine Lebensgeschichte zu erzählen, anstatt vorher mit seinen besten Freunden darüber geredet zu haben?
Nein.
Machte ich es trotzdem, weil ich mich bei Minho wohlfühlte und ich mich, wie auch immer das geschehen war, in ihn verliebt hatte?
Ja.Seufzend blieb ich vor dem Spiegel im Eingangsbereich stehen und strich mir meine Haare hektisch zurecht. Er sollte eigentlich bald da sein, doch momentan hatte ich die Sorge, dass ich aufgrund eines Herzstillstandes kollabieren würde, wenn ich die Klingel hörte.
Ich war so nervös, dass mir schlecht war und ich befand mich auf dem schmalen Grat zwischen Weinen und Schreien. Zuvor war ich noch aufgeregt, aber nun packte mich die Angst. Was würde passieren, wenn er sein Versprechen nicht halten konnte?
Ich lachte kurz spöttisch auf und schaute in die leeren Augen meines Spiegelbildes.
Die Antwort auf diese Frage war offensichtlich.Mein Herz würde gebrochen werden.
Ich schreckte zusammen, als auf einmal die Klingel ertönte. Sofort wich alle Kraft aus meinen Muskeln und ich sackte aufgrund der plötzlichen Panik nach unten. Mein Körper wollte mir nicht gehorchen und mein Kopf dröhnte nur so von den ganzen möglichen Horrorszenarien, die mir mit einem Schlag wieder in den Sinn kamen.
Schnell atmend kniff ich die Augen zusammen und meine Brust zog sich zusammen, als wolle sie mir den Herzschmerz ersparen, indem sie mich vorher an Luftmangel verenden lassen würde.
Tränen brannten in meinen Augen, aber ich zwang sie zurück. Ich wollte mich nicht schon wieder schwach fühlen, ich hatte genug von dem ständigen Weinen.Da hockte ich also vor der Kommode in meinem Eingangsbereich, klammerte mich an dessen Kante und stand kurz vor einer Panikattacke.
Ich kann das nicht, ging es mir immer wieder durch den Kopf. Gelähmt von der Angst Minho zu verlieren, machte ich keine Anstalten auf die Klingel zu reagieren. Meine Gedanken waren ein Chaos, alles war durcheinander und zusammenhangslos, und das Einzige was ich spürte war die Panik, die bis in meine Knochen vordrang.
Zitternd kugelte ich mich zu einem Ball auf dem Boden zusammen und hatte schon innerlich beschlossen Minho wieder gehen zu lassen, als es auf einmal an meiner Haustür klopfte.
Scheiße, er war schon ins Wohnhaus reingekommen.
Mein Kiefer war schmerzhaft fest aufeinandergepresst, meine Sicht verschwamm immer mehr, während meine unruhigen Augen in alle Richtungen zuckten und nirgendswo länger als eine Sekunde verweilten.
„Jisung?"
Ein kleines Wimmern entkam meinen Lippen, als ich seine sanfte Stimme vernahm, die durch die Tür zu hören war. Mein Herz verlangsamte sich etwas, sodass meine Brust sich nicht mehr so stark zusammenzog. Seine Stimme hatte eine immense Wirkung auf meinen Körper.
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Deserve | Minsung
Fanfiction"Du verdienst es nicht, neben mir im selben Bett zu liegen" Jisung war nicht besonders wild oder leichtsinnig. Er hatte einen Job, den er mochte, ausgezeichnete Freunde und ein Hobby, das ihn erfüllte. Was er ganz bestimmt nicht war, war eigenartig...