Wahre Worte

285 17 10
                                    

35

Die Distanz der beiden zog sich unangenehm durch Ronja's Herz. Doch gerade war sie zu unschlüssig, was Jonathan betraf.

Nur nicht zittern, Ronja! Nur nicht zittern! Zeig ihm nicht, wie unsicher du bist!, Zwang sie sich selber. Sie schloss ihre Augen und senkte den Blick zum Boden.

Ohne den Kopf zu heben raunte sie seinen Namen: „Jonathan."
Als keine Antwort folgte fuhr sie einfach fort.
„wir kennen uns zwar noch nicht lange.."
Sie machte eine kurze Pause um sich erneut zu sammeln.
„und es war auch kein Zufall, dass wir uns trafen. Da bin ich mir sicher." sie ballte ihre Hände zu Fäusten und drückte ihn noch ein wenig weiter weg. Sie sammelte Mut.
„du wolltest auch eigentlich nur schnellen Prozess mit mir machen.. Hab ich recht?"

„was?", Platzte es Ronja entgegen.
„Du wolltest dich nicht lange mit mir abgeben.. Aber du kennst mich schon länger.. Hab ich recht? Ich bin eigentlich nur Spielzeug! oder? Damit dir nicht langweilig ist! Oder? Ich bin nur herübergehend deine Unterhaltung! ODER!?"
„W-Wa-äh? Ronja.. Sortiere bitte deine Gedanken...
Und schau mich an!", sprach Jonathan streng und drückte ihr Kinn nach oben.

Ein erneuter magischer Moment, der Ronja tief unter die Haut fuhr. Sie blickte in Jonathans strahlende Augen. Und er sah ihr auch in ihre. Als wenn er bis zu ihrer Seele schauen konnte.

„I-Ich also.." sie entriss ihren Kopf seinen langen Fingern und setzte sofort einen Schritt zurück.
„Was ist dein Ziel!?
Was ist es? Was war es.. Was wirst du jetzt tun...", sprach sie streng und starrte ihm gezwungener Maßen auf die Stirn. Ihr war bewusst, dass sie sich in seinen Augen wieder verlieren würde.
Jonathan benutze immer, wenn er mit ihr Ernst sprach eine so beruhigende Stimme. Sie wiegte Ronja bis jetzt jedes Mal zur Ruhe. Doch wenn sie dazu seinen liebevollen Blick nicht sah, könnte es ihm diesmal nicht gelingen. Davon war sie fest der Überzeugung.

„mein Ziel?" er sah zu Boden.
„schwer zu erklären..."

„Liebst du mich denn?",rutschte es aus ihr plötzlich heraus.

Nein.. Nein.. Das wollte ich nicht fragen.. Ich wollte doch eigentlich.....
„Ja."

-Stille-

„ich tue es.. Seit dem ersten Zusammenstoß an. Noch als du geboren wurdest."
Eine Mischung aus Verwirrung und Schock ließ Ronja's Atem stocken.

Seit meiner Geburt? Wie soll das gehen? Das ist unmöglich!

„Ronja.. Ich bin Tot. Schon seit langem." er senkte den Kopf, als wenn ihn schlimme Erinnerungen einholten. Ebenfalls senkten sich seine riesigen Flügel und legten sich näher an seinen Körper.
„Über einige Jahrzehnte bin ich bereits Tot.. Wenn nicht schon Jahrhunderte.
Damals starb ich an.. Einem Fluch. Den du bereits kennen lernen durftest. Leider.

Alles war schwarz da.", schwellte er in Erinnerung und senkte die Lieder. „Anders, als eure Vorstellung vom Himmel.. Aber vielleicht war ich auch Nie im Himmel gewesen, da ich ja ein Dämon bin-"

„Nein!", fiel sie ihm ins Wort. Als sie das bemerkt hatte setzte sie sanft nach: „ du bist doch kein Dämon.."

Kurz lächelte er Ronja an doch drehte sich dann weg. „lieb von dir.. Aber ich war dennoch gefangen.. Zwischen Leben und Tod. Nein, ich bin es immer noch. Auch habe ich nicht mehr sonderlich viel Zeit. Weshalb ich dir gerne eine Sache besonders erklären will.."
Er blickte nach hinten, winkte Ronja zu sich und lief zum Klavier.

„es wird dir in deinem Leben auf jeden Fall weiter helfen! Denn du begegnest noch vielen vielen Menschen.. Jeder Mensch auf der Welt lebt für eine ganz bestimmte Sache, die er oder sie erledigen muss.
Jeder ist auch komplett anders!
Während ein paar zu Helden geboren sind, gepresst in bewundert, um die Armut oder den Hunger zu besiegen.
Sind andere als Verlierer geboren."
Er spielte einen beliebigen tiefen Ton. „wenn der Ton der Mensch ist, also der Verlierer Mensch..
Hört sich dieser Mensch dann gut an? Ist das schön!?"

Was meint er damit? Ich weiß nicht, was das soll!, grübelte Ronja verwirrt und starrte auf die Taste, auf der ein magerer Finger ruhte. Der dunkle Ton hallte noch leise vom Klavier heraus, dann schüttelte sie vorsichtig den Kopf.

„dieser Mensch ist in meinen Augen ein Versager..", sprach Jonathan mit vorwurfsvoller Miene weiter . „Denn alleine klingt er schräg. Er kann nicht alleine leben. Er ist auf andere angewiesen!
Du weißt nicht, was ich meine?
Dann Pass gut auf, ich will es dir verdeutlichen:
Wenn du nun (etwas heller ton erklingt) als diese Versagerperson Taten machst, die eventuell anders klingt, eine bestimmte Aufgabe haben! Dann klingt das schon besser. Dann verbessert sich diese Person. Dann hat der Versager sein erbärmliches Leben aufgehellt.. Und wenigstens etwas sinnvoller gemacht.
Es ist wie beim Klavier!
Der Versager ist die Begleitung.
(Jonathan spielt kleine Reihenfolge eines begleitenden Stückes) es ist kurz, tief und weder sonderlich schön, noch hat es eine sonderlich große Freiheit."

Ronja trat augenblicklich näher. Dieser Vergleich fesselte Ihre Aufmerksamkeit so unglaublich, dass sie beinahe vergaß, was Jonathans davor gesagt hatte.

„jetzt hast du eine Gewinnerperson. (Heller Ton) die durch ihre Taten (Jonathan spielt kleine Melodie) zu einem wunderschönen Menschen wird. Er hilft Menschen, wird gefeiert und ist fröhlich! So klingt Aug das Stück! Fröhlich und voller Elan! Weil man ein Ziel vor Augen hat! Seine Aufgabe! Die einer Gewinnerperson ist immer wichtiger, als anderer Aufgaben.
Aber sag mir doch mal jetzt..
Sag mir, was klingt besser!? Die einfach gehaltene Begleitung oder die Melodie mit allen ihren Freiheiten?"

Augenblicklich hörte Jonathan auf zu spielen und blickte Ronja gespannt an.

Hmm was klingt besser.. Ich- ich weiß es nicht. Egal, wie sehr ich mich anstrenge!, Ronja sackte leicht ein. Egal, wie sehr ich mir da einen Kopf machen würde, ich könnte mich einfach nicht entscheiden.
Eigentlich klingt die Melodie ja schöner als die düstere eingeschränkte Begleitung.. Doch irgendwas-
Warte!
Es kommt nicht drauf an, wer schöner klingt!!, Ronja richtete sich auf. In ihren Augen strahlte die Klarheit.
Es kommt auch nicht auf die Taten an! Sondern ganz allein auf das zusammen Spiel.. Wenn es einen Gewinner und einen Verlierer gibt.. Dann gewinnen doch beide ein bisschen, wenn der Verlierer den Gewinner unterstützt! Und andersrum! ;)

„wenn sie zusammen harmonieren.. Dann klingt es am besten!", rief Ronja aus und stellte sich dicht an Jonathan ran.
„wenn sie beide harmonieren.", wiederholte sie sich noch mal sanft.
„also meinst du damit...- ."

„Ja Ronja! Genau das meine ich.", unterbrach er sie und zog sie auf sein schoss.
Mit seinen smaragdgrüne Augen sah er ihr tief in die Augen. Sie strahlten sanft und hell.
„ich liebe dich! Bereits schon seit langer langer Zeit... Und ich will dich nie wieder verlieren! Wir gehören zusammen!"
Sofort küsste Er Ronja. Ein so schöner Kuss, so einer, der Ronja augenblicklich in seinen Bann zog.

Gefallener EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt