Letzte Chance | 3

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„Um die Lebensblum' zu Backen,
Brauchst du nur 4 schlichte Sachen.

Zuerst ein Zopf von reinster liebe,
Das ist der pflanze wicht'gen Triebe.

Nun bring auch noch den Zauberstab,
Welcher dir ein Zaub'rer gab.

Noch fehlt dir der Kristall des Lichts,
Er spiegelt alles und auch nichts.

Dann gib noch Feen Glanz dazu,
So wird die pflanze ganz im nu.", sang Gwendolyn und setzte sich wieder auf Jonathans Hand.

„was ist der Kristall des Lichts?", stöhnte Ronja kraftlos. Sie versuchte sich zusammen zu reißen, doch sie fühlte sich gleichzeitig, als wenn sie Fieber über 39° hätte.

„das weiß ich doch nicht..", räumte Jonathan ein. „Gwendolyn. Was muss Ronja machen!?", raunte er sie streng an.

„Hey Hey Hey! Mach mal halblang du Bengel. Ich weiß nur, wie der Spruch geht. Zu mehr bin ich.."
„nicht in der Lage?" spottete Jonathan. Doch sofort stieß Ronja ihm den Ellenbogen in die Rippen um den Streit zu stoppen.
„ok ok."

„pff.. Das weiß nur Ronja!", spuckte Gwendolyn trotzig aus und drehte sich wieder weg. „ich bin lediglich der übermittelt."

„noch fehlt dir der Kristall des Lichts, er spiegelt alles und auch nichts...", murmelte Ronja und blickte zu Boden.
„ein Kristall.. Vielleicht ein Spiegel?"
Sofort rappelte sich Ronja auf und schleppte sich mühevoll zum Spiegel im Flur. Jonathan hielt sie behutsam an der Hüfte, damit sie aufrecht stehen konnte. Und nicht umfiel.
„aber.. Der Spiegel spiegelt ja doch alles wieder.. Oder?"
„ja hast recht..", Jonathan nickte, begleitete sie dennoch zum
Spiegel.

„ich Versuch es einfach..-", Ronja brach abrupt ab, als sie in den Spiegel sah. Was sie da sah, konnte sie doch nicht sein!
Um ihre Nase war sie ganz bleich, auf der Stirn und den eingefallen backen knalle rot. Ihr Augenwinkel hing müde nach unten und die Adern in ihren Augen kamen ganz offen zum Vorschein. Ihre Haar, war ihr bereits aufgefallen, hatten sich dunkler gefärbt gehabt. Sie nahmen eine kastanienbraune Farbe an. Ihre zerzausten Haare waren wohl das einzige, was sie an ihrem Spiegelbild mochte. Wenn sie auch um einiges kürzer waren als zuvor. Aber ihr Haar wuchs wahrscheinlich schneller nach als sie dachte.
„oh ja, der Spiegel spiegelt alles.. Unverschämt.. Es gibt nichts, was er nicht spiegeln kann..", raunte Ronja erschrocken.
Sie sah erbärmlich aus. So krank und verletzt. Sofort drehte sie sich zur Seite und betrachtete die frische Narbe an ihrem rechten Oberarm.

›Das war der Zauberstab gewesen!,‹ erinnerte sich Ronja. ›Die Zauberer waren meine Eltern! Sie haben mir mein Blut gegeben. Wenn man so überlegt..,‹grübelte sie, ›ist das Leben ein wahrer Zauber! Vielleicht deshalb auch die Zauber Sprüche, um Jonathan zu helfen! Aber.. Wird er dann wieder so wie früher sein? Oder wie jetzt? Vielleicht wird er auch ganz anders.. Plötzlich braucht er mich dann nicht mehr?..‹

Zweifelnd blickte Ronja an ihrem zerzausten Erscheinungsbild vorbei zu Jonathan. Er hatte wieder ein mal ein schwarzes Sweatshirt an, ein graues Shirt und trug seine rabenschwarzen Haare durchgestrubbelt, wie immer. Er sah nicht toter aus, als auch wie die Tage zuvor. Seine roten Lippen stachen von bleichen Gesicht hervor. Und seine Augen..
Jonathan fixierte Ronja ganz starr mit seinen funkelnden Grünen Augen.

Vorsichtig drehte sich Ronja um.
»wird es überhaupt klappen? Wie wird er dann sein? Wie jetzt? Oder wie früher??« eine bekannte Stimme hallte in ihrem Kopf.
»oder doch ganz anders?«
Ganz sanft nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und schüttelte den Kopf.
»wie wird er wohl sein? Vielleicht ganz anders?«

„Jonathan?", sie kämpfte mit den Tränen und versuchte mit aller Macht ihre Kräfte beisammen zu halten.
„wird es klappen? Ich wünsch mir so sehr, dass es klappt! Ich wünsch es mir so unglaublich sehr!" Sie krallte sich nun an seinem Sweatshirt fest. „ich will nicht noch einen geliebten Menschen verlieren! Und vor allem nicht dich!"
Sie zitterte am ganzen Körper, als sie sich zu seinem Gesicht hoch zog. Sie war fest davon überzeugt, dass sie ihn küssen wollte. Was anderes wollte sie nicht. Noch ein Stück, und ihre Lippen würden sich berühren. Sie senkte die Lieder, weiterhin den Blick in seine strahlenden Augen gerichtet.
Ronja liebte dieses grün. Sie konnte sich keine andere Augenfarbe für ihn vorstellen. Irgendwie verband sie dieses grün mit ihm, oder viel mehr mit seinem frischen Charakter.
Seine Augen warn so geheimnisvoll. Die pechschwarzen Wimpern, die sein Auge umrahmten, sie ließen es düsterer und noch geheimnisvoller wirken. Dann dieses neongrün, das einem sofort ins Auge springt. Diese frische Farbe! Wenn man länger hinein sah, färbte es sich ein wenig ins gelbe. Lauter dunkelgrüne Sprenkel zierten seine Iris und eine graugrüne Umrandung hielt die Farbe seiner Augen zusammen.
Sie liebte jedes einzelne Detail an ihnen. Sie hatte das Gefühl, dass seine Augen auch gleichzeitig seine Charakterzüge widerspiegelten. Dieses frische, dieses aufgeweckte, dieses freche und geheimnisvolle-...

„noch fehlt dir der Kristall des Lichts", atmete sie sanft gegen seine Lippen und fixierte seine funkelnden Augen.
„er spiegelt alles und auch nichts."
Dann schloss sie ihre Augen vollends und drückte mit letzter Kraft ihre Lippen zu einem Kuss auf seine.

Gefallener EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt